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Olympia: Der Augsburger Hannes Aigner holt Bronze bei Olympia

Olympia

Der Augsburger Hannes Aigner holt Bronze bei Olympia

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    Holte Bronze im Kajak-Einer: Hannes Aigner.
    Holte Bronze im Kajak-Einer: Hannes Aigner. Foto: Jan Woitas, dpa

    Das Kasai Canoe Slalom Centre ist eine Betonwüste, durch den ein Wildwasserkanal im Kreis führt. Die blauen Hindernisse erinnern an überdimensionale WC-Steine. Parallel zur Strecke verlaufen zwei vierspurige Stadtautobahnen und eine Eisenbahnlinie, am Himmel über dem Kanal eine der Einflugschneisen des Flughafens Haneda. Es gibt also deutlich schönere Ecken in Tokio. Hannes Aigner allerdings dürfte die Optik am Freitagnachmittag egal gewesen ein. Er haderte mit den klimatischen Bedingungen. 30 Grad im Schatten und hohe Luftfeuchtigkeit hatten ihm kurz vor dem Finale im Einer-Kajak massive Muskelkrämpfe beschert. „Teilweise haben meine Arme sich selbstständig gemacht“, beschrieb er später seinen körperlichen Zustand. „Kurz vor dem Start ging das los und da hatte ich dann schon große Sorgen, ob ich es überhaupt bis ins Ziel schaffe.“

    Er schaffte es. Und fuhr auf Platz drei. Bronze. Das zu realisieren habe aber etwas gedauert. Denn erstens saßen noch sechs Fahrer oben am Start und zweitens sei ihm durch die Muskelzuckungen im oberen Streckenabschnitt ein großer Fahrfehler passiert. „Im Ziel war ich erst einmal ziemlich enttäuscht, dass mir so was in die Quere gekommen ist. Zum Glück hat es trotzdem für eine Medaille gereicht. Da hat sich das Kämpfen bis zum Schluss gelohnt.“

    Alle vier deutschen Kanuten holen eine Medaille

    Die Bronzemedaille für den Augsburger vervollständigte die beeindruckende Bilanz des Deutschen Kanuverbandes (DKV). In jedem der vier olympischen Rennen hatte ein DKV-Kanute auf dem Treppchen gestanden. Vor fünf Jahren in Rio waren die Deutschen leer ausgegangen, in Tokio sammelten sie einmal Gold und dreimal Bronze. Dementsprechend zufrieden saß DKV-Präsident Thomas Konietzko auf der Tribüne. „Wir haben an vieles geglaubt, auf manches gehofft, aber keiner von uns hatte auch nur annähernd im Kopf, dass wir hier mit vier Medaillen nach Hause fahren“, sagte er. „Bei Olympia ist das unser bestes Ergebnis seit 1992 in Barcelona.“ Das Erfolgsrezept sei, „dass wir ein gutes Team sind. Vom Trainer, über den Physio bis zum Fahrer haben alle an dem einen Ziel gearbeitet. Und natürlich hatten wir auch ein bisschen Glück. Aber das, was wir in Rio Pech hatten, hat sich jetzt ausgeglichen.“

    Angesprochen war damit auch Aigner, der in Rio knapp auf dem vierten Platz gelandet war.Als er im Ziel nur noch abwarten konnte, was die Konkurrenten machen, habe er dara zurückdenken müssen. „Da bin ich ein bisschen traumatisiert. Das war schon bitter.“

    Diesmal wurde Aigner nicht mehr aus den Medaillenrängen gespült. Nur kurz dachte er daran, was wohl passiert wäre, hätte er nicht diesen kapitalen Fahrfehler eingebaut. „Ich bin einfach nur glücklich, dass es für eine Medaille gereicht hat. Silber wäre vielleicht möglich gewesen. Letztendlich war es aber ein gutes Ende.“

    Hannes Aigner blickt schon nach vorne

    Das gilt auch für den gesamten Tokio-Auftritt der deutschen Slalom-Kanuten. Dreieinhalb Wochen seien sie jeden Tag stundenlang bei großer Hitze an der Strecke gewesen. „Das war für alle Beteiligten eine sehr anstrengende Zeit. Aber wir haben ein super Team, das uns Sportler super unterstützt hat und zusammen haben wir das ganz gut hinbekommen“, sagte Aigner.

    Erst einmal standen aber noch ein paar stressige Stunden auf dem Programm. Dopingkontrolle, zurück ins Olympische Dorf, Besuch im ZDF-Studio. Dann noch Koffer packen, denn bereits am Samstag stand der Rückflug nach Deutschland an. Und irgendwo dazwischen solle auch noch eine kleine Abschiedsfeier stattfinden. Aigner: „Das haben wir uns alle verdient.“

    Der Blick des Sportlers richtet sich ohnehin schon wieder nach vorne. „Wir haben im September noch eine WM und dann vor allem im nächsten Jahr die WM auf dem Augsburger Eiskanal. „Als gebürtiger Augsburger ist es für mich ein großes Ziel, dass ich mich dafür qualifiziere.“ Dann werden auch die äußeren Bedingungen andere sein, nicht nur optisch. „Das Wasser hier in Tokio ist wahrscheinlich 20 Grad wärmer als im Eiskanal. Das ist wie ein Whirlpool, in dem man schwitzt, wann man zu lange drin sitzt – auch mit einem kalten Bier.“

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