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Schwimmen: Sie hat Tokio im Visier

Schwimmen

Sie hat Tokio im Visier

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    Leonie Beck ist auf bestem Wege zu den Olympischen Spielen.
    Leonie Beck ist auf bestem Wege zu den Olympischen Spielen. Foto: dpa

    Erfolge, Enttäuschungen, Entbehrungen. Leonie Beck hat schon einiges hinter sich, vieles liegt noch vor ihr. Läuft alles nach Plan, kann sich die gebürtige Augsburgerin im Freiwasser-Schwimmen für die Olympischen Spiele in Tokio 2020 qualifizieren. Dass sie schon jetzt zur erweiterten Weltspitze gehört, hat sie vergangene Saison bewiesen. Mit dem zehnten Platz im Weltcup-Rennen in Abu Dhabi (zehn Kilometer in 2:00:35,9 Stunden) hat die 21-Jährige die Qualifikation für die WM so gut wie in der Tasche. Am Wochenende in Doha gilt es, diese fix zu machen.

    „Für mich stehen die Chancen ganz gut“, sagt Beck, die in Abu Dhabi als zweitbeste Deutsche hinter Finnia Wunram (2:00:28,4) ins Ziel gekommen war. Das ist von Bedeutung, weil sich für die WM, die vom 12. bis zum 28. Juli im südkoreanischen Gwangju stattfindet, jeweils die zwei besten Frauen und Männer eines Landes qualifizieren – gemessen an den Ergebnissen von Abu Dhabi und Doha. Bei der WM kann Leonie Beck dann mit einem Platz unter den ersten Zehn das Olympia-Ticket lösen. Für eine, die im vergangenen Sommer bei der EM im schottischen Glasgow zweimal Silber aus dem See geholt hat (einmal im Einzel, einmal mit der Mannschaft), sollte das kein Problem sein, möchte man meinen.

    Doch ist es immer wieder der Kopf, der ihr einen Strich durch die Rechnung macht. „Leonie schwimmt Zeiten, mit denen kommt sie unter die Top Fünf in der Welt. Aber sie muss lernen, mit Drucksituationen umzugehen“, sagt Stefan Lurz. Der ist in Personalunion Bundestrainer für das deutsche Freiwasser-Team und Cheftrainer des SV Würzburg. 2008 war die Familie Beck aus Neusäß bei Augsburg in die Main-Metropole gezogen.

    Oft hat Leonie Beck seitdem bewiesen, was sie kann. Doch manchmal macht ihr die Aufregung noch immer einen Strich durch die Rechnung. Dann etwa, wenn sie vor einem Rennen so nervös ist, dass sie sich übergeben muss. Um das in den Griff zu bekommen, arbeitet die 21-Jährige seit einem halben Jahr mit einer Mentaltrainerin zusammen. Eine gute Entscheidung, findet ihr Coach: „Der Druck im Leistungssport ist brutal. Damit muss man erst mal umgehen können.“

    Neben der psychischen Herausforderung hat es auch die Strecke bei den Weltcups in sich. Ihre EM-Silbermedaille gewann Beck über die fünf Kilometer. Bei den Olympischen Spielen, bei der WM und deshalb auch in Doha gilt es zehn Kilometer zu absolvieren „Das ist eine komplett andere Herausforderung. Da gibt es Verpflegung und es kommt auf die Taktik an“, erklärt Beck. Zudem sollte man nicht zart besaitet sein. Tritte und Rempeleien sind an der Tagesordnung.

    Diese Härte, die äußeren Bedingungen und die Länge der Strecke machen den Schwimmsport im Freiwasser zu einer ganz anderen Art Herausforderung als der im Becken, wo der längste Wettbewerb 1500 Meter beträgt. Warum also kehrte Leonie Beck ihrer ursprünglichen Disziplin den Rücken? „Ich habe mich immer für die höchsten Wettkämpfe qualifiziert, für die WM, die EM, Olympia, aber es ist nie gelaufen. Nach Rio habe ich mich gefragt, wie es weitergeht, ob ich aufhören soll“, erklärt sie. Bei den Olympischen Spielen 2016 blieb sie – wohl auch aufgrund eines Virusinfekts – über die 800 Meter Freistil 20 Sekunden hinter ihrer Bestzeit.

    Diese Niederlage beschäftigte sie lange, veränderte sie. Aus einer fröhlichen, aufgeschlossenen jungen Frau wurde zwischenzeitlich eine stille, in sich gekehrte Grüblerin. Heute weiß sie, dass ihre Entscheidung fürs Freiwasser die richtige war. Trotz der zähen ersten Rennen. Mehr und mehr fuchst sich Leonie Beck in die neue Sportart hinein, holt 2018 nicht nur zweimal Silber in Glasgow, sondern beendet den Weltcup vergangenes Jahr auf Rang vier in der Gesamtwertung.

    Und der Weg der Augsburgerin, die gerade ihre Bachelor-Arbeit im Studiengang Medien und Kommunikation schreibt, ist noch nicht zu Ende. Bei der 21-Jährigen trifft Talent auf Trainingsfleiß. „Ich kann viel und hart trainieren. Meine Schmerzgrenze hab ich über die Jahre sehr weit hochgeschraubt“, sagt Beck. Zwischen 70 und 100 Kilometer schwimmt sie pro Woche.

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