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Handball-WM 2019: Warum diesmal soll der Handball-Boom anhalten soll

Handball-WM 2019

Warum diesmal soll der Handball-Boom anhalten soll

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    Die Fans in Köln feiern die deutschen Handballer.
    Die Fans in Köln feiern die deutschen Handballer. Foto: dpa

    Die Sportfans haben einen neuen Liebling: Handball. Am Mittwochabend sahen sich 9,09 Millionen Zuschauer den Sieg der deutschen Nationalmannschaft im bedeutungslosen Hauptrundenspiel gegen Spanien an – eine bemerkenswerte Quote. Wenn die DHB-Auswahl am Freitag (20:30 Uhr, ARD) gegen Norwegen um den Einzug ins Finale spielt, werden wohl deutlich über zehn Millionen zusehen. Handball boomt – aber haben die Vereine auch etwas davon?

    In der Vergangenheit schien es öfter, als ob die Sportart einen Aufschwung erfahren würde. Zum Beispiel im Jahr 2007, als Deutschland bei der Heim-WM den Titel holte. Georg Clarke ist Präsident des Bayerischen Handball-Verbands sowie Vizepräsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB). Er hat noch lebhafte Erinnerungen an die Zeit nach dem Titelgewinn. "Tatsächlich sind in den Jahren 2007 bis 2010 die Mitgliederzahlen deutlich nach oben gegangen." Laut dem 55-Jährigen hatte sich damals 50 000 Menschen neu in Handballvereinen angemeldet, stellenweise waren knapp rund 850.000 Menschen Mitglied. Nachhaltig war dieser Boom aber nicht, wie er zugeben muss: "Uns ist es nicht gelungen, die Mitgliederzahlen zu halten." Derzeit spielen bundesweit 760 000 Menschen in 4200 Vereinen Handball.

    Die deutschen Handballern feiern mit den Fans den Einzug ins WM-Halbfinale.
    Die deutschen Handballern feiern mit den Fans den Einzug ins WM-Halbfinale. Foto: Marius Becker (dpa)

    Das Wintermärchen 2007 war für die Vereine ein Strohfeuer

    Clarkes Fazit: "Wir waren damals nicht auf diesen Mitgliederboom eingestellt." Das Wintermärchen war nur ein Strohfeuer. Dieses Mal soll das jedoch anders werden. Im Vorfeld der Heim-WM bereiteten sich der Handball-Bund und seine Regionalverbände auf einen möglichen Mitgliederzuwachs vor, wie der Funktionär betont: "Wir haben unsere Vereine und Trainer im Vorfeld der WM geschult." Darin ging es etwa darum, wie Klubs Freiwilligenarbeit einbinden oder Kooperationen mit Schulen eingehen können. Vor allem auf die Integration von Handball als Bestandteil des Schulsports setzt der Verband große Stücke. Beim Bayerischen Handball-Verband und dem DHB wurde zudem jeweils eine Stelle geschaffen, die sich mit der nachhaltigen Mitgliedergewinnung beschäftigt.

    Georg Clarke ist Präsident des Bayerischen Handball-Verband und einer der Vizepräsidenten des Deutschen Handball-Bundes DHB.
    Georg Clarke ist Präsident des Bayerischen Handball-Verband und einer der Vizepräsidenten des Deutschen Handball-Bundes DHB. Foto: Bayerischer Handball-verband

    Der Schwung aus der Weltmeisterschaft soll mit einer Charme-Offensive mitgenommen werden, sagt Clarke: "Wir wollen unsere Stars in der Öffentlichkeit präsentieren, um zu zeigen: Diese Jungs sind nahbar. Die Leute sollen sehen, wie authentisch und transparent diese Sportart ist." Damit soll ein Gegengewicht zum Millionengeschäft Fußball geschaffen werden. Denn König Fußball dominiert weiterhin bei den TV-Übertragungen, während die Handball-Bundesliga nur bei Sky im Pay-TV zu sehen ist.

    Der Sportchef des ZDF: "So viele Zuschauer hätten wir nicht erwartet"

    Doch auch hier gibt es die Hoffnung, dass Handball auf absehbare Zeit ein etwas größeres Stück vom Kuchen abbekommen könnte. ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann sagte kürzlich: "Dass Handball in Deutschland populär ist, wussten wir natürlich, aber so viele Zuschauer hätten wir nicht erwartet." Georg Clarke dürfte diese Aussage mit Wohlwollen registriert haben.

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