Wortschöpfungen im Sport: Vom Wulffen, Schrödern und Grindeln

11.09.2018

Christian Wulff hat mit seinem ramponierten Image das Wort "wulffen" hervorgebracht. Auch in der Sportlandschaft gäbe es viele Ideen für Wortneuschöpfungen.

Wer es mit einer Wortneuschöpfung – bewusst oder nicht, ist egal – in den aktiven Sprachgebrauch geschafft hat, darf mit Fug und Recht stolz auf sich sein. Einer, der diese Errungenschaft gleich mehrfach in seinem Lebenslauf aufführen darf, ist etwa der italienische Trainer-Mister Giovanni Trapattoni. Generationen von Festrednern bauten dessen legendäres „Ich habe fertig“ in ihre Manuskripte ein, während niemand bis heute „schwach wie eine Flasche leer“ sein will.

Vor sechs Jahren fand ein Wort seinen Weg in den Duden, das viel zu selten verwendet wird: das Wulffen. Das Verb, das auf den ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff zurückgeht, hat sogar zwei Bedeutungen. Einerseits wird damit eine Aussage bezeichnet, mit der man nicht direkt die Wahrheit sagt, aber auch nicht als Lügner dastehen will. Die zweite Bedeutung lautet, jemanden erregt den Anrufbeantworter vollzusprechen. Praxisbeispiel: „Stefan hat mich genervt. Da habe ich ihm aber so was von auf die Mailbox gewulfft.“

Grindeln als das „ansatzlose Zusammenstauchen von Mitarbeitern“

Bislang führen die Politiker bei den Wortschöpfungen noch deutlich vor den Sportfunktionären: Es gibt „abwaigeln“ als Synonym für abzocken, „schrödern“ für rüpelhaftes Verhalten, und „guttenbergen“. Letztere Bedeutung dürfte selbsterklärend sein. Der Sport muss jetzt nachziehen. Wie gut, dass mit Reinhard Grindel ein Politiker den DFB-Chefsessel innehat.

Klar, dass ein Fachmann wie er schon einen Treffer gelandet hat: Wie der Spiegel berichtet, gibt es beim DFB mittlerweile einen Begriff für das „ansatzlose Zusammenstauchen von Mitarbeitern“: das „Grindeln“. Es handelt sich um ein praktisches Verb, das in mittelständischen Betrieben, Dax-Konzernen oder Besprechungen im Familienkreis Einzug finden wird.

Bleibt zu hoffen, dass Grindels gutes Beispiel nun Schule macht. Kandidaten für die nächsten Vokabeln gibt es schon: „bierhoffen“ steht für das sinnentleerte Aneinanderreihen von englischen Marketing-Floskeln, „hoeneßen“ für unkontrollierte Wutausbrüche oder „rummeniggen“ dafür, möglichst oft die Phrase „Am Ende des Tages“ in Sätzen unterzubringen. Der deutsche Fußball muss überall die Nummer eins sein. Auch bei Duden-Einträgen. Wer das nicht versteht, wird gnadenlos gegrindelt.

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