FCA-Profi Rexhbecaj: "Wir werden durch die Hölle gehen müssen"
Plus Vergangene Saison verhalf Elvis Rexhbecaj dem VfL Bochum zum Bundesliga-Klassenerhalt. Mit dem FCA kann er Gleiches schaffen – und dem ehemaligen Klub schaden.
Verwunderlich war es schon, wie entspannt sich die Augsburger vor dem Heimspiel gegen die bis dato so starken Unioner gaben. Der Glaube in die eigene Stärke war derart ausgeprägt, dass sich keiner aus der Ruhe hätte bringen lassen. So schildert es jedenfalls Elvis Rexhbecaj. Einzig die Ergebnisse hätten gefehlt. Rexhbecaj erklärt mit einfachen Worten, was oft so schwierig ist. "Ob Union Berlin oder Dortmund – zu Hause können wir jeden schlagen. Wir wussten, wir sind heimstark und immer in der Lage, Tore zu schießen." Tore waren es nicht, aber immerhin eines, das den FCA gegen Union gewinnen ließ. Hört man Rexhbecaj zu, so entsprang der Sieg einer gewissen Logik. Gute Leistungen würden irgendwann zwangsläufig zu Punkten führen. "Im Grunde hat nie viel gefehlt, damit wir dreifach punkten. Die Spiele waren immer eng, wir sind nie auseinandergefallen", bekräftigt Rexhbecaj.
Rexhbecaj ist Abräumer und Antreiber beim FC Augsburg
Trainer Enrico Maaßen hat in den vergangenen Tagen mantramäßig davon gesprochen, man müsse bei sich bleiben. In Rexhbecaj hat er einen Spieler gefunden, der dies beherzigt hat. Der defensive Mittelfeldspieler hat sich für Maaßen unersetzbar gemacht, lediglich eine Gelbsperre und ein Muskelfaserriss ließen ihn in Summe drei Spiele verpassen. Der 25-Jährige ist Abräumer und Antreiber zugleich. Wenn er vor der Tribüne steht, die Arme von unten nach oben schwingt, pusht er sich und die Fans auf den Rängen.
Mitunter übertreibt er seine emotionalen Ausbrüche, beschwert sich allzu oft lautstark beim Schiedsrichter. Darauf angesprochen, schmunzelt er und sagt: "Das gehört dazu. Ich habe mich gebessert. Genauso gehört die Interaktion mit dem Publikum dazu." Tatsächlich hat Rexhbecaj seit seiner Gelbsperre im November lediglich eine weitere Verwarnung erhalten.
Maaßen: Rexhbecaj "positiver Typ, der das Herz am rechten Fleck hat"
Maaßen kannte Rexhbecaj, wollte ihn im Sommer unbedingt zum FCA holen. Der Trainer beschreibt seinen Spieler so: "Ein unauffälliger, der viel Drecksarbeit erledigt, der gegen den Ball hart für andere arbeitet. Er ist ein positiver Typ, der das Herz am rechten Fleck hat." Beim VfL Wolfsburg war Rexhbecaj nicht glücklich geworden; schaffte als Jugendspieler zwar den Sprung zu den Profis, wurde allerdings zum 1. FC Köln (Saison 2020/21) und zum VfL Bochum (Saison 2021/22) verliehen. Beim FC Augsburg unterschrieb er einen Vertrag bis Sommer 2026. Für den Profi macht das keinen Unterschied, ob er in einem Klub als Leihspieler oder fest gebundener Profi wirkt. "Ich bin so ein offener Typ, für mich war es nie schwer, sich bei einem neuen Klub zurechtzufinden. Aber ich bin froh, jetzt längerfristig beim FCA zu sein."
Er weiß allerdings, wie sich Spieler nach einem kurzfristigen Standortwechsel fühlen. Als der FCA im Winter einen personellen Umbruch einleitete, wuchs er zusehends in eine Führungsrolle. Bedeutungsvoll aus seiner Sicht in dieser Zeit: die schnelle Integration der insgesamt sieben Neuzugänge. Die WM-Pause im Winter hätte man gut nutzen können, meint Rexhbecaj. "Wir haben viele Mannschaftsabende gehabt. Sind rausgegangen, hatten Spaß. Jeder versteht sich, wir haben keine Grüppchenbildung. Dann lassen wir gemeinsam die Seele baumeln, reden nicht nur über Fußball." Auf dem Platz würde dies zu einem großen Zusammenhalt führen, sagt Rexhbecaj. Gibt es in den Spielen oder Trainings dennoch Kritikwürdiges, würde dies klar und deutlich angesprochen. "Wir sind ehrlich zueinander."
FCA-Partie am Samstag: "Bochum ist wie ein Pokalspiel"
Wenn Rexhbecaj mit dem FC Augsburg beim VfL Bochum gastiert (Samstag, 15.30 Uhr/Sky), treffen sich Gegenwart und Vergangenheit. Mit dem kultigen Klub aus dem Ruhrgebiet erlebte der kampfstarke Mittelfeldspieler außergewöhnliche Spiele im Stadion an der Castroper Straße. Mit Trainer Thomas Reis hielt der VfL die Klasse, die Bochumer hätten Rexhbecaj gerne behalten. Dieser entschied sich jedoch nicht für den Westen, sondern den Süden. Trainer Maaßen sprach davon, in Bochum erwarte seine Mannschaft "die Hölle". Rexhbecaj weiß aus eigener Erfahrung, was ihn und seine Mitspieler erwartet. Maaßens Worte greift er auf. "Bochum ist wie ein Pokalspiel. Das hat andere Gesetze. Wir werden durch die Hölle gehen müssen, um etwas mitzunehmen."
Gelebt wird der Fußball in allen Teilen der Republik, im Ruhrpott löst er aber noch mehr Extreme in den Gefühlswelten der Menschen aus. Hinzu kommt die Dichte an Profiklubs, gefühlt findet an jedem Wochenende ein Derby statt. Aus seiner Zeit in Bochum kennt Rexhbecaj dort viele Leute. Weiß, wie sie leiden, würde der VfL, einst als "unabsteigbar" tituliert, erneut in Liga zwei gehen müssen. Doch diese Freundschaften müssen während des Spiels ruhen. Seinem ehemaligen Klub ist der Fußballprofi verbunden. Nicht einfach sei es, die Bochumer näher an den Abstieg rücken zu lassen. "Ich hoffe, sie schaffen am Saisonende den Klassenerhalt." Jetzt zählt für ihn aber nur der FCA und der eigene Klassenerhalt. "Ich bin professionell genug, dass ich das während des Spiels ausblenden kann."
Hier finden Sie die Playlist zum FCA-Podcast "Viererkette"