Fast scheint es, als ob sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und der (Noch-)Ausrüster Adidas zum Start des Endes der Zusammenarbeit nochmals besonders ins Zeug legen, was öffentlichkeitswirksame Aktionen angeht. Erst die Vorstellung des neuen pinkfarbenen Trikots, dann die (erwartbaren) Kontroversen dazu samt dem besten Verkaufsstart der Geschichte und nun die Sache mit der 44.
Denn zu einem neuen Trikot gehört auch eine neue Typografie. Das Problem: Die 44 hat eine gewisse Ähnlichkeit mit der SS-Rune, der "Schutzstaffel" Hitlers. Adidas hat nun reagiert und bekannt gegeben, dass die Rückennummer gesperrt wird. Das Problem sei bei Verband und Ausrüster nicht auf dem Schirm gewesen.
Jedes Detail an Trikots wirkt durchgeplant – wie kann das passieren?
Das verwundert insofern, als jedes Trikot, das in diesen Tagen an einem Fußballspieler und im Verkauf prangt, eine Vorlaufzeit von eineinhalb Jahren hat, bis es in den Verkauf kommt. Schließlich hat laut Hersteller jeder kleine Pfeil ja auch eine sinnstiftende Wirkung, wirkt je nach Ansatz progressiv bis aggressiv, zeigt die Verbundenheit mit Stadt und Land oder hat freche Retro-Anleihen.
Kurzer Anruf bei Stefan Appenowitz, seines Zeichens Trikot-Kenner und Autor des Standardwerks "Bundesliga-Trikots 1963 bis heute". Wie das passieren konnte? Einerseits damit, dass auch in 18 Monaten etwas übersehen werden kann, denn: "Typografie ist eine Wissenschaft für sich." Zudem gibt es bei den Nummern einen Trend: je schnörkeliger, desto besser. Das wiederum trifft nun nicht zwingend den Geschmack von Appenowitz, der befindet: "Weniger ist mehr." Der Trikot-Enthusiast ist in dieser Hinsicht ein Fan der 70er – einer Zeit, in der viele Rückennummern noch genäht und nicht gedruckt waren. "So konnte man zum Beispiel anhand Nummern gleich erkennen, ob es sich zum Beispiel um ein Umbro-, Palme oder Erima-Trikot handelte." Aber auch da gab es schon allerlei Experimente: "So gab es zum Beispiel die schattierten Nummern oder die Adidas-Rückennummer, bei der die drei Streifen die Ziffer bildeten."
Bei der Fußball-EM wird die Nummer 44 der Nationalelf nicht zu sehen sein
Wäre zumindest bei den DFB-Trikots bei den Rückennummern weniger mehr gewesen? Wahrscheinlich schon. Wobei die aktuelle Arbeitskleidung der DFB-Auswahl vom Fachmann gut benotet wird: "Die beiden aktuellen Nationalmannschafts-Trikots finde ich sehr schön, auch hinsichtlich des Statements, das hinter dem Auswärtstrikot steckt." Wobei: So richtig pink ist das Auswärtstrikot ja nun ohnehin nicht, befindet Appenowitz: "In der Kombination mit den Hosen ist der Gesamteindruck ja mehr pink-blau." Es ist aber auch wirklich nicht einfach.
Immerhin: Bei der EM wird die Nummer ohnehin nicht zu sehen sein, die Spieler sind von 1 bis 26 durchnummeriert.