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Fußball-WM 2022: Wie andere Länder auf die Fußball-WM in Katar blicken

Fußball-WM 2022

Wie andere Länder auf die Fußball-WM in Katar blicken

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    Eine Verkehrsinsel vor dem Al Shamal-Stadion ist mit Flaggen der teilnehmenden Nationen der FIFA WM 2022 dekoriert. Die Länder blicken unterschiedlich auf das Turnier in Katar.
    Eine Verkehrsinsel vor dem Al Shamal-Stadion ist mit Flaggen der teilnehmenden Nationen der FIFA WM 2022 dekoriert. Die Länder blicken unterschiedlich auf das Turnier in Katar. Foto: Christian Charisius, dpa

    USA: Trikots in Regenbogenfarben – aber nur zum Training

    Wenn es um Sport geht, dann kommt für Amerikaner nach Baseball, American Football und Basketball lange nichts. So beschäftigen sich viele US-Bürger gerade deutlich mehr mit der Planung für das am kommenden Donnerstag anstehende Thanksgiving-Fest als mit der Fußball-Weltmeisterschaft. 

    Doch die Menschenrechtsverstöße des Emirats stoßen auch in den USA auf Protest, obwohl die Biden-Regierung den Golf-Staat aus geopolitischen Erwägungen offiziell in die prestigeträchtige Gruppe der wichtigsten Nicht-Nato-Verbündeten aufgenommen hat. Organisationen wie Human Rights Watch rufen zu Protesten auf. "Die Weltmeisterschaft ist spannend, lukrativ und tödlich", sagt deren Aktivistin Minky Worden mit Blick auf die katastrophale Lage der Gastarbeiter vor Ort. 

    Die amerikanische Fußball-Nationalmannschaft hat für das Ereignis ihre Trikots ändern lassen. Unter dem USA-Schriftzug im Wappen sind die sieben normalerweise roten Streifen nun in Regenbogenfarben eingefärbt. Damit soll gegen die Diskriminierung der Angehörigen der LGBTQ-Gemeinde protestiert werden. "Wir sind eine Mannschaft, die an Inklusivität glaubt", sagte Torhüter Sean Johnson, ein Afroamerikaner: "Wir werden diese Botschaft weiterverbreiten." Allerdings dürften die Trikots wegen der FIFA-Regularien nur im Trainings-Stadion getragen werden. Bei den offiziellen Spielen werden die Amerikaner im gewohnten Trikot auflaufen. Karl Doemens

    Luis Rubiales, Präsident des spanischen Fußballverbandes (RFEF).
    Luis Rubiales, Präsident des spanischen Fußballverbandes (RFEF). Foto: Óscar J.Barroso/Afp7/EUROPA PRESS/dpa

    Spanien: Geldgier statt Kritik bestimmt den Blick auf Katar

    Amnesty forderte Spaniens Fußballverband RFEF auf, vor dem Anpfiff der WM im autoritär regierten Katar, in dem die Menschenrechte mit den Füßen getreten werden, endlich Flagge zu zeigen. Doch der RFEF, der seit Jahren mit arabischen Staaten millionenschwere Fußballgeschäfte macht und Spaniens berühmten Supercup in Saudi-Arabien austragen lässt, zieht es vor zu schweigen. Entsprechend gibt es aus Spanien keine offizielle Kritik am Regime in Katar wie sie etwa aus anderen europäischen Fußballnationen, zum Beispiel Deutschland, zu hören ist. Weder von RFEF-Präsident Luis Rubiales, noch von Nationaltrainer Luis Enrique.

    Und auch nicht von Teamkapitän Sergio Busquets, der sich nicht dazu äußerte, ob er wie etwa Manuel Neuer als Zeichen gegen Diskriminierung die "One-Love"-Binde tragen wird. Spaniens Sportmedien ignorieren das heikle Thema ebenfalls weitgehend. Sie spekulieren stattdessen über die sechsstelligen WM-Prämien für die Nationalkicker, den jungen Mannschaftskader - und sie heizen mit Jubelberichterstattung die Stimmung der Fans vor der umstrittenen WM an, die sie "Fußball-Fiesta" nennen. Ralph Schulze

    Brasilien: Debatte um WM in Katar nimmt erst Fahrt auf

    In Brasilien hat die Debatte um die Weltmeisterschaft erst begonnen. Der Wahlkampf um das Amt des Präsidenten, den der linke Lula da Silvas für sich entscheiden konnte, bestimmte lange die gesellschaftliche Diskussion. Fußballerisch blickte das Land erst einmal auf das mit Spannung erwartete rein brasilianische Finale in der südamerikanischen Champions League, der Copa Libertadores: Kultklub Flamengo gewann Ende Oktober gegen Club Athletico Paranaense aus Curitiba. In den Medien wurde allerdings schon zu dieser Zeit auch über die Menschenrechtssituation in Katar und die Kritik von Nichtregierungsorganisationen berichtet.

    Zuletzt bestimmten rassistische Attacken gegen schwarze Fußballer der Nationalmannschaft die mediale Berichterstattung, die fanden allerdings in Europa statt. In anderen südamerikanischen Ländern wie Argentinien oder Uruguay, die sich unter anderem um die Austragung der WM 2030 bemühen, ist die Debatte ebenfalls zurückhaltend. Offenbar wollen die Funktionäre die Fifa nicht verärgern. Bei den Fans gibt es grundsätzlich eine kritische Haltung zum Turnier in Katar. Für die meisten ist eine Reise in das Emirat ohnehin schlicht unbezahlbar, trotzdem gibt es in den Medien bisweilen Ratschläge für homosexuelle Fans für das "richtige" Verhalten, um sich im Land keine gefährlichen Situationen auszusetzen. Tobias Käufer (bearbeitet)

    Japan: Vorfreude und Nervosität – aber wenig offene Kritik

    Wer in Japan nicht aktiv nach Informationen sucht, wird nur wenig darüber erfahren, wie kontrovers die WM in Katar anderswo diskutiert wird. Die führenden japanischen Medien fokussieren sich meist auf das rein Sportliche. So handelten Artikel im Asahi Shimbun, einer durchaus kritischen Zeitung mit der zweithöchsten Auflage im Land, eher von Vorfreude. "Mit der Rekordzahl von sechs Mannschaften setzt Asien seine WM-Ziele neu", lautete etwa eine Überschrift im Juni. Kurz darauf handelte ein Artikel von der Japanerin Yoshimi Yamashita, die als eine von nur wenigen Frauen zum offiziellen WM-Schiedsrichtergespann zählen wird.

    Auch andere Medien interessieren sich kaum für Politik, oder behandeln diese Dimension mit großer Vorsicht. Der öffentlich-rechtliche Sender NHK berichtete etwa Ende September davon, dass Katar zur WM neue Einreisebeschränkungen beschlossen hat. Und was den Umgang mit Gastarbeitern angeht, zitierte NHK bezeichnenderweise den englischen Fußballverband, der Entschädigungszahlungen für die Familien derer fordert, die sich im Zuge der Bauarbeiten verletzt haben oder starben. Den japanischen Fußballverband hätte man zum Thema nicht zitieren können. In Japan schaut man bei der politischen Dimension des Turniers eher weg. Felix Lill

    Frankreich: „Allez, les Bleus!“ – trotz Kritik an Katar

    Die Fußball-WM boykottieren oder nicht? Die Leistungen der Bleus, der französischen Nationalmannschaft, verfolgen, so als handele es sich bei Katar um einen Ausrichtungsort wie jeden anderen? Darüber debattiert auch Frankreich kontrovers. Beim aktuellen Weltmeister trüben Meldungen über Menschenrechtsverletzungen und den ökologischen Widersinn des Sport-Events in dem Wüstenstaat die Vorfreude ein. Demgegenüber hat Mannschaftskapitän Hugo Lloris dazu aufgerufen, dem organisierenden Land gegenüber Respekt zu zeigen, auch wenn man nicht dieselben Werte teile. Anders als geplant wird er nun doch kein Regenbogen-Armband als Symbol der Solidarität mit der LGBTQ+ Szene tragen. Der Präsident des französischen Fußball-Verbands FFF, Noël Le Graët, hatte ihm öffentlich davon abgeraten.

    Fußball, Länderspiel, vor der Fußball-WM in Katar, Oman - Deutschland im Sultan-Qabus-Sportzentrum, Deutschlands Torhüter und Kapitän Manuel Neuer trägt die Kapitänsbinde mit der Aufschrift "One Love".
    Fußball, Länderspiel, vor der Fußball-WM in Katar, Oman - Deutschland im Sultan-Qabus-Sportzentrum, Deutschlands Torhüter und Kapitän Manuel Neuer trägt die Kapitänsbinde mit der Aufschrift "One Love". Foto: Christian Charisius, dpa

    Präsident Emmanuel Macron, selbst ein erklärter Fußball-Fan, wehrte sich gegen Kritik für seine Ankündigung, nach Katar zu reisen, sollte die französische Nationalmannschaft das Halbfinale und erst recht das Finale erreichen. Man dürfe „den Sport nicht politisieren“, mahnte er. „Diese Fragen sollte man sich bei der Zuteilung des Events stellen.“ Hierbei spielte sein Vorgänger Nicolas Sarkozy möglicherweise eine entscheidende Rolle: Kurz vor der WM-Vergabe im Dezember 2010 organisierte der damalige französische Präsident ein Treffen zwischen Vertretern Katars, deren Bewerbung er unterstützte, und dem damaligen Uefa-Präsidenten Michel Platini im Élysée-Palast. In der Folge wechselte der einflussreiche Platini seine Meinung und stimmte für den Wüstenstaat statt die USA. Frankreich wiederum erhielt lukrative Industrie-Aufträge aus Katar, das außerdem den Hauptstadt-Klub Paris Saint-Germain kaufte. Die Justiz ermittelt wegen des Verdachts der Korruption. Birgit Holzer

    Mehrheit der Briten gegen Fußball-WM in Katar 2022

    Großbritannien gilt als fußballbegeisterte Nation. Wenn es um Katar als Austragungsort für die diesjährige Fußball-WM geht, hört für viele Britinnen und Briten jedoch der Spaß auf.

    Knapp zwei Drittel der Bürgerinnen und Bürger sind überzeugt, dass man sich aufgrund der dort geltenden Rechtslage gegenüber Homosexuellen gegen Katar hätte entscheiden sollen, wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes „Public First“ ergab. 39 Prozent der Befragten meinten gar, dass die englische Fußballnationalmannschaft und die walisische deshalb nicht an dem Turnier in dem Wüstenstaat teilnehmen sollten. „Die klare Botschaft der Öffentlichkeit an die Fifa ist, dass bei der Wahl von zukünftigen Austragungsorten von Turnieren Menschenrechte im Vordergrund stehen sollten“, sagte Luke Tryl, der britische Direktor von „More in Common“, der gemeinnützigen Organisation, die die Befragung in Auftrag gegeben hatte.

    Damit teilen viele Menschen auf der Insel die Ansicht des Labour-Oppositionschefs Keir Starmer. Dieser betonte, dass weder er noch seine Parteikollegen nach Katar reisen werden, selbst wenn die englische Fußballnationalmannschaft das Finale erreicht. „Die Menschenrechtslage lässt das nicht zu. Das ist die Position der Labour-Partei“, sagte er. Der konservative Außenminister James Cleverly hingegen forderte homosexuelle Fans kürzlich dazu auf, „die Kultur des Gastlandes respektieren". Der TV-Experte und frühere Fußballer Gary Lineker kritisierte ihn dafür. „Was auch immer Sie tun, tun Sie nichts Schwules. Ist das die Botschaft?“ Susanne Ebner

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