EM 2016: Das Kraftwerk am Boden: Das deutsche Team in der Einzelkritik

Manuel Neuer Grün war Neuers Outfit. Grün war die Hoffnung. Grün nutzte nichts. Der Keeper war von Beginn an gefordert und musste schon nach Sekunden eingreifen. Großtat gegen Griezmann, dagegen waren die Freistöße von Payet und Pogba fast eine Beleidigung für den Welttorhüter. Locker runter gepflückt die Dinger. Lenkte beim zweiten Gegentor den Ball Griezmann vor die Füße. Note 2,5

Jonas Hector Diesmal läuteten keine Kirchenglocken im Heimatdorf Auersmacher für Ritter Hector. Wieder eine starke Partie des Linksverteidigers, der seinen Marktwert bei diesem Turnier verdreifacht haben dürfte. Note 2

Jérôme Boateng Das Kraftwerk der deutschen Abwehr, ständig unter Strom und phasenweise ungewohnt offensiv. Einige kluge Diagonalpässe vorzugsweise auf Hector. Mr. Zuverlässig patzte auch einmal gegen Giroud, aber wozu hat man Nachbarn wie Höwedes? In der 60. Minute das Aus mit Muskelverletzung ohne Fremdeinwirkung. Note 3

Benedikt Höwedes Der Schalker mit der Riesengrätsche! Als Boateng in gefährlichen Gewässern baden ging, verfolgte Höwedes den enteilten Giroud mit Siebenmeilenschritten und blockte den Schuss im Spreizschritt. Wird vorgeschlagen für die Rettungsmedaille. Note 2

Joshua Kimmich War auf der rechten Außenbahn zunächst der Adressat mehrerer missglückter Fernpässe. Als die Bälle später ordnungsgemäß zugestellt wurden, zeigte der junge Münchner einige gute Offensivaktionen. Schwächen in der Abwehrarbeit, das 0:2 geht durch Leichtsinn mit auf seine Kappe. Note 4

Emre Can Die Verletzung von Khedira spülte den Liverpooler in die Startelf: EM-Debüt mit seinem siebten Länderspiel gleich auf der großen Bühne Halbfinale. Vor allem in der hektischen Anfangsphase ohne Nervosität, aber auch ohne Durchschlagskraft. Note 3,5

Bastian Schweinsteiger Der Teamsenior agierte oft als eine Art Libero. Wurde kurz vor der Pause zur tragischen Figur, als er bei einer Ecke mit der Hand zum Ball ging. Die Aktion wurde mit einem Elfmeter geahndet: 0:1. War das 120. Länderspiel auch das letzte des Kapitäns? Könnte sein. Note 3,5

Toni Kroos Das Zauberfüßchen konnte sein Niveau vom Turnierbeginn nicht halten. Ackerte und rannte viel, sollte das Scharnier von Abwehr zu Angriff sein. Zwischendrin ungewohnte Fehlpässe. Konnte nach dem Rückstand keine Impulse für die Aufholjagd setzen, sondern ging einfach mit unter. Note 3,5

21 Bilder

Mesut Özil In seinem 25. Turnierspiel in Folge präsentierte sich Özil in formidabler Verfassung. Keine Fehler, klasse Pässe, überraschende Dribblings. Einziges Manko: Seine Kunst blieb ohne zählbaren Effekt. Note 2

Julian Draxler Frankreich ist nicht die Slowakei. Will heißen: Von der Eins-gegen-eins-Stärke des Wolfsburgers war diesmal nichts zu sehen. Die Franzosen zogen Trickser Draxler den Zahn. Note 4

Thomas Müller Don Müller und sein Kampf gegen die Windmühlen geht weiter. Auch in der Sturmmitte bot der 26-Jährige eine engagierte, aber blasse Vorstellung. Nach Lille, Paris und Bordeaux fand er auch in Marseille kein Glück. So bleibt die bittere Statistik: Zwei Europameisterschaften, null Tore. Note 4

Shkodran Mustafi Rückte nach Boatengs Verletzung ab der 60. Minute in die Innenverteidigung. Undankbarer Job, da Frankreich mit der Führung im Rücken viele Räume hatte. Solide. Note 3

Mario Götze Der Weltmeistermacher sollte das Spiel nach dem 0:1 noch drehen. Kam in der 66. Minute für Can, konnte sich aber nicht in Szene setzen und blieb farblos. Note 4

Leroy Sané EM-Debüt des Schalkers für wenige Minuten. Der erste Einsatz ist auch der letzte. Kam für Schweinsteiger (78.) und hätte schon nach einer Sekunde treffen können, aber der abgefälschte Ball trudelte am Tor vorbei. Note –

Mehr zum Spiel Deutschland gegen Frankreich

Spielbericht: Frankreich schießt Deutschland aus der EM

Stimmen zum Spiel: "0:2 ist kein faires Ergebnis"

Macht er weiter? Das sagt Joachim Löw zu seiner Zukunft

Pressestimmen: "Wer solche Fehler macht, wird bitter bestraft"