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Glosse: Wenn der Trainer nach dem Aus die Kabine mitnimmt

Glosse

Wenn der Trainer nach dem Aus die Kabine mitnimmt

Florian Eisele
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    Karge Kabinen, wie hier in Friedberg-Stätzling, gehören zum Amateurfußball dazu – nicht jedoch in Bocholt. Also eigentlich.
    Karge Kabinen, wie hier in Friedberg-Stätzling, gehören zum Amateurfußball dazu – nicht jedoch in Bocholt. Also eigentlich. Foto: Verena Hanner (Archivbild)

    An und für sich ist es ja eine gute Sache, frühzeitig Klarheit zu schaffen. Hat sich in dieser Woche offenbar der FC Bayern gedacht und zusammen mit Trainer Thomas Tuchel verkündet, dass im Sommer Schluss ist mit dem gemeinsamen Lebensweg. Das schafft Gewissheit, aber eben auch neue Problemfelder: Denn welche Autorität hat denn ein Trainer bei seinen Spielern, wenn er ohnehin in ein paar Monaten weg ist?

    Welche Konsequenzen eine frühzeitig verkündete Trennung vom Trainer hat, musste in diesen Tagen der 1. FC Bocholt erfahren. Der Klub teilte seinem Trainer der zweiten Mannschaft mit, dass – analog zu Tuchel – im Sommer ein neuer Coach das Kreisliga-Team übernehmen soll. Der Tuchel von Bocholt II hört auf den Namen Niko Laukötter und scheint ein Mann zu sein, der nicht vor drastischen Schritten zurückschreckt.

    Bocholt-Coach Laukötter hatte sogar eine Discokugel in die Kabine eingebaut

    Laukötter dürfte missfallen haben, dass die Information einen Tage vor dem Start der Rückrunde erfolgte und dass sein Team auf Platz drei der Tabelle, also gar nicht mal so schlecht liegt. Seine Konsequenz: Er schaffte dahingehend Fakten, dass er sofort zurücktrat. Das Spiel gegen den SV Brünen fand dann auch nicht statt, weil die gesamte Mannschaft nicht zum Anpfiff erschien. Doch damit nicht genug: Laukötter holte seinen Werkzeugkoffer, einen Transporter – und baute kurzerhand die Inneneinrichtung der kompletten Kabine inklusive der Spinde ab.

    Dazu muss man wissen: Während der Corona-Zeit hatte der Coach die Kabine in Eigenregie aufwendig renoviert. Die Kabine von Bocholt II hatte fortan: ein Entmüdungsbecken, eine Infrarotlampe zur besseren Regenerierung, ein Dolby-Surround-System, einen Fernseher. Sogar eine Discokugel (im Amateurfußball durchaus eine sinnvolle Einrichtung!) gab es. Das dürfte den Rückhalt erklären, den Laukötter innerhalb seiner Mannschaft genoss. Wenn in der Bundesliga die Rede davon ist, dass ein Trainer die Kabine verloren hat – bei Bocholt II kann man das nun wirklich nicht sagen, im Gegenteil.

    Gibt es Hoffnung auf Versöhnung?

    Wie es nun weitergeht? Im Gegensatz zu den Bayern, wo durchaus Zweifel angemeldet sein dürfen ob Tuchel das Saisonende auf der Trainerbank erleben wird, deutet sich bei Bocholt II eine Lösung des Konflikts an. Bocholts Geschäftsführer Christopher Schorch gab gegenüber dem Kölner Express den Krisenmanager: "Sowas habe ich auch noch nie erlebt. Jetzt müssen wir irgendwie die Kuh vom Eis bekommen." Dass Laukötter die Kabine mitgenommen hat, sei legitim - schließlich habe er die auch aus eigener Tasche bezahlt. Schorch will nun eine Versöhnung anstreben: "Ich werde mit ihm reden, will da keine Türen zuschlagen. Vielleicht ist da jetzt aus der Emotion heraus einiges passiert."

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