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Kommentar: Jan Frodeno: Nur noch ein letztes Mal in die größte Arena

Kommentar

Jan Frodeno: Nur noch ein letztes Mal in die größte Arena

Andreas Kornes
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    Triathlon-Star Jan Frodeno hatte sich das Ende seiner großen Karriere anders vorgestellt.
    Triathlon-Star Jan Frodeno hatte sich das Ende seiner großen Karriere anders vorgestellt. Foto: Ingo Kutsche, dpa

    An dieser Stelle wurde schon einige Male über das Dilemma geschrieben, vor dem früher oder später jeder (Profi)-Sportler, jede (Profi)-Sportlerin steht: Wann aufhören? Eine gute Antwort zu finden gelingt bei weitem nicht allen. Und man könnte den Eindruck gewinnen, als gäbe es da einen Geschlechterunterschied. Männer scheinen größere Probleme damit zu haben, sich einzugestehen, dass der alternde Körper den Belastungen des Leistungssport nicht mehr gewachsen ist. Längst zwickt und zwackt es an allen Ecken und Enden, doch die Liebe ist zu groß, als dass man sie beenden möchte. 

    In der Konsequenz bedeutet das, dass sie meist zu spät beendet wird. Weniger freiwillig, als durch die Macht der Biologie. Dummerweise gibt es diese Erkenntnis erst im Nachhinein, denn der Plan ist ja meistens der, mit einem letzten großen Erfolg abzutreten. Mit einem Knall. Mit einem Feuerwerk. Gleich dem letzten großen Coup des Bankräubers, der sich dann (natürlich) zur Ruhe setzen will. Dass das selten klappt, ist in zahlreichen Hollywood-Filmen nachzuschauen.

    Triathlon-Legende Jan Frodeno hatte im Vorfeld der Ironman-WM am vergangenen Sonntag eben diesen Plan verkündet: sich mit einem letzten Sieg im größten Wettbewerb seiner Sportart zu verabschieden. Im Profisport ist aber kein Platz für Sentimentalitäten dieser Art. Da kann die Vita noch so beeindruckend sein. Man hätte es Frodeno gegönnt, diesem ebenso sympathischen wie eloquenten Sportler. Einem, der den Triathlon über viele Jahre dominiert hat. Einer, der sich geschickt wie kaum ein anderer selbst vermarktet. Der selbst zur Marke wurde. 

    Jan Frodeno als Gladiator, der in der Arena stirbt

    Ein letzter großer Sieg war ihm nach langer Leidenszeit und diversen Verletzungen nicht vergönnt. Trotzdem geht Frodeno als Champion. "Der Gladiator stirbt in der Arena", hat er während des Rennens in Nizza in die Fernsehkamera gerufen. Natürlich hat Frodeno das Ziel wohlbehalten erreicht, wenn auch weit abgeschlagen. Doch bei allen Unkenrufen über das Verpassen des richtigen Zeitpunkts könnte man es auch andersherum sehen: Frodeno wollte sich eben nicht heimlich, still und leise aus dem Krankenbett verabschieden. Er wollte es nicht vernünftig und richtig machen. Er wollte noch einmal in seine Arena.

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