
Jan Frodeno will sich noch einmal zum Champion krönen


Vor seinem letzten Wettkampf in Nizza sendete der deutsche Ausnahmetriathlet deutliche Signale an die Konkurrenz: Für den Sieg hat er alles unternommen.
Noch einmal auf den Punkt topfit, noch einmal diese süchtig machende Strapaze: 3,8 Kilometer Schwimmen im Mittelmeer, 180 Kilometer auf dem Rad durch die Berge bei Nizza und zum Abschluss ein Marathonlauf. Das Wetter dafür soll grausam gut sein, ein wolkenloser Himmel und 29 Grad, ein Spätsommertag, wie ihn das Publikum an der Strecke lieben wird, ein Spätsommertag, der den Triathleten alles abverlangen wird. Für die Langdistanz im Triathlonsport muss man topfit sein. Und einer, der genau weiß, wie das geht, der über Jahre der Maßstab in dieser Sportart war, wird an diesem Sonntag seinen Abschied auf der größten Bühne geben, die dieser Sport zu bieten hat: Ein letztes Mal will sich Jan Frodeno zum Ironman-Weltmeister krönen – und die Konkurrenz ist unheimlich stark.
Dass Frodeno im reifen Spitzensportleralter von 42 Jahren immer noch konkurrenzfähig ist, hat er vor einem Monat in den USA bewiesen. Dort gewann er in Milwaukee in einem hochkarätigen Feld den Triathlon über die Halbdistanz. Ein Ausrufezeichen. Und nun – vor seinem letzten Rennen – schickt er in einem Interview mit dem Magazin Der Spiegel deutliche Signale an die Konkurrenz: "Ich kann es! Ich will es! Ich schaffe es! Das ist mein Mantra. Für den Sieg unternehme ich alles. Wirklich alles."
Frodeno hat alles erreicht, was der Sport zu bieten hat
Das sagt einer, der alles in diesem Sport erreicht hat, der 2008 in Peking der erste deutsche Olympiasieger im Triathlon wurde, der 2014 von der Kurz- auf die Langdistanz wechselte und dreimal bei den Weltmeisterschaften auf Hawaii triumphierte (2015, 2016 und 2019). Frodeno hat alles erreicht, was der Sport zu bieten hat. Er ist mit der ehemaligen Spitzentriathletin Emma Snowsill verheiratet, hat zwei Kinder. Die Vier lebten im spanischen Girona und betrieben dort auch ein Hotel und Café. Nur band das alles auch Zeit und Energie. Ursprünglich wollte Frodeno vergangenes Jahr nach dem Wettkampf in Hawaii abtreten, eine Achillessehnenverletzung, ein Unfall beim Radtraining und drei Hüftoperationen machten diese Pläne zunichte. Sang- und klanglos vom Krankenbett aus das Karriereende zu verkünden, das wollte Frodeno nicht – also verschob er das Karriereende auf 2023 und verschrieb sich für ein weiteres Jahr mit Haut und Haaren seinem Extremsport.
Das hieß Umzug nach Andorra, kompletter Fokus auf das Training, Verausgabung bis an die Schmerzgrenze und darüber hinaus und keinerlei Ablenkung mehr. Für Frodeno fühlte sich das an wie ein zurück zu den Anfängen, zurück zu seinen Wurzeln, zurück in die Zeit, als sein Name nur Triathlon-Insidern bekannt war.
In Nizza will Frodeno seine Karriere als Champion beenden
Denn Frodeno kommt aus einem armen Elternhaus, wuchs in Südafrika auf, das Geld war immer knapp. Mineralwasser gab es nur, wenn der Vater gerade einen Auftrag an Land gezogen hatte. Mit 19 Jahre zog er nach Deutschland und begann in Sigmaringen, an seiner Triathlonkarriere zu arbeiten. Es gab dann Phasen, in denen er so wenig Geld hatte, dass er sich wochenlang nur von Haferflocken ernähren konnte, weil sie im Supermarkt nur 19 Cent kosteten. Trotzdem setzte Frodeno damals alles auf diese eine Karte, lebte ganz und gar für den Sport, in dem er es zu etwas bringen wollte, in dem er Anerkennung, Ruhm und natürlich auch Geld suchte. Dafür hat er sich an die Grenzen der Belastbarkeit getrieben, ein Kämpfer, ein "Straßenköter", wie er selbst über sich sagt.
Ganz oben ist er längst angekommen. In Nizza geht es für Frodeno darum, die außergewöhnliche Karriere als Champion zu beenden, also abzutreten, wie das nur wenige nach einer langen Karriere schaffen: nämlich als Sieger, als Bester, als das Alpha-Tier im Rudel der Ausnahmekönner. Am Sonntag um 6.50 Uhr am Morgen will er sich und allen anderen zeigen, wer der Beste ist.
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