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Kommentar: Wegen Corona: In Peking nur ja keinen Unfall bauen

Kommentar

Wegen Corona: In Peking nur ja keinen Unfall bauen

Andrea Bogenreuther
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    Ein Autounfall auf den dicht befahrenen Straßen von Peking ist während der Olympischen Spiele keine gute Sache.
    Ein Autounfall auf den dicht befahrenen Straßen von Peking ist während der Olympischen Spiele keine gute Sache. Foto: Diego Azubel, dpa

    Es ist schon frustrierend, in welcher Welt wir mittlerweile angekommen sind. Dass die Chinesen eine für uns recht gewöhnungsbedürftige Lebensphilosophie haben, haben wir an dieser Stelle schon des Öfteren erörtert. Etwa dass die Regierenden im Reich der Mitte keine Hemmungen haben, Facebook und Instagram abzuschalten, dafür aber Millionen von Plagiat-Produkten in alle Welt verschiffen, ungefragt Überwachungsapps auf Handys installieren oder bei fünf Corona-Fällen eine Millionenstadt hermetisch abriegeln. Da braucht man sich dann auch nicht wundern, dass aus Angst vor dem Virus auch die Mär von den freundlichen Olympia-Gastgebern etwas – sagen wir mal – egoistisch interpretiert wird.

    Chinesen sollen auch bei Unfällen Sicherheitsabstand zu Olympia-Fahrzeugen halten

    Wie sonst ist es zu erklären, dass den Bürgerinnen und Bürgern von Peking kurz vor den Olympischen Spielen ausdrücklich dazu geraten wird, bei einem Verkehrsunfall mit einem Olympia-Fahrzeug lieber einen Schritt zurück statt nach vorne zu machen. „Halten Sie Sicherheitsabstand und kommen Sie nicht mit dem

    Obwohl wir in Deutschland seit zwei Jahren ebenfalls mit der Corona-Pandemie leben, wird ein solches Verhalten bei uns laut Paragraf 323c, Strafgesetzbuch, nach wie vor als „Unterlassene Hilfeleistung“ bezeichnet. Nur um die soziale Verantwortung gegenüber unseren Mitmenschen in dieser Causa ein bisschen klarer herauszustellen – es heißt dort wörtlich: „Wer bei Unglücksfällen oder gemeiner Gefahr oder Not nicht Hilfe leistet, obwohl dies erforderlich und ihm den Umständen nach zuzumuten ist (...) wird mit einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.“

    FFP2-Maske baumelt doch sowieso am Rückspiegel

    Dem Corona-Virus ist es bisher glücklicherweise nicht gelungen, diesen wertvollen Paragrafen auszuhebeln. Das sollte es bitte auch nirgendwo anders auf der Welt schaffen. Wer heutzutage an einen Unfall kommt, dem sei dringend geraten, seine FFP2-Maske – die sowieso irgendwo an Rückspiegel, Armaturenbrett oder der Kopfstütze baumelt – zu nutzen und im Rahmen seiner Möglichkeiten Erste Hilfe zu leisten!

    Das gebietet eigentlich schon die Menschlichkeit. Die Granden in China, die sich aus wirtschaftlicher Sicht bewusst dafür entscheiden haben, die Olympischen Spiele auf Biegen und Brechen durchzuziehen, sind um das Wohl ihrer internationalen Gäste aber scheinbar deutlich weniger besorgt als um das ihrer Landsleute. Sie teilen ihre Welt unbeirrbar ein in gesunde Chinesen und potenziell gefährliche Olympia-Gäste (auch wenn die am Tag wahrscheinlich deutlich häufiger getestet werden). Eine weitere gewöhnungsbedürftige Sicht auf die Dinge. Und ein Schelm, wer Böses dabei denkt und vielleicht sogar vermutet, dass die so von Sorge getriebenen Vorgaben aus dem Verkehrsbüro nur dazu da sind, die Gäste aus aller Welt besser unter Kontrolle zu halten.

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