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Kommentar: So lässt sich das Spektakel bei der Tour noch steigern

Kommentar

So lässt sich das Spektakel bei der Tour noch steigern

Tilmann Mehl
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    Über Stock und über Stein: Radfahren an der Schmerzgrenze.
    Über Stock und über Stein: Radfahren an der Schmerzgrenze. Foto: Bernard Papon, Witters

    Ganz schön verweichlicht, diese Radfahrer. Da dürfen sie dort ihrem Beruf nachgehen, wo der liebe Herrgott (oder Fraugott) die Erde geküsst hat, und sie beschweren sich trotzdem. Die Planung der Tour de France sei zu sehr auf Spektakel ausgelegt. Nur weil sie nicht ausschließlich die pittoresken Straßen entlang der Weinberge fahren und auch mal auf einen Schoppen einkehren. Oder verfallene Mittelalter-Burgen in Normandie und Bretagne passieren. Also praktisch als fahrende Tourismus-Anzeige dienen.

    Tour de France für Fahrer "kein Actionfilm"

    Stattdessen stehen abschüssige Zielankünfte auf dem Programm, am Mittwoch führt die Etappe 19 Kilometer über Kopfsteinpflaster. Jeder Stein ein Tritt in den Hintern. Die Tour sei kein Actionfilm, hat sich der deutsche Fahrer Simon Geschke über die Streckenführung geärgert. Schließlich müssen Fahrer nebenbei ja auch noch in drei Wochen 3350 Kilometer auf dem Sattel absolvieren, dürfen dabei gleich zwei Mal den berüchtigten Galibier passieren und freuen sich sicherlich schon, am Nationalfeiertag Frankreichs nicht nur hoch nach Alpe d’Huez zu strampeln, sondern auch noch 4661 Höhenmeter an nur einem Tag zurückzulegen. Als müsste man den ganzen Tag Treppen steigen. Mit einem Kind auf den Schultern. Im Sprint. Weicheier. Dabei dient das Spektakel doch schlicht ihrem Lebensunterhalt. Mehr Action, mehr Fernsehzuschauer, mehr Einnahmen.

    Wer die Tour de France derart optimiert hat, sollte auch bei anderen Sportarten wirken dürfen. Fußballer beispielsweise könnten barfuß auflaufen, nachdem das Feld vor der Partie gewässert wurde. Rutschpartien und berstende Knochen garantiert. Warum beim Boxen nicht Metallplatten in die Handschuhe einnähen? Je mehr Wumms, desto mehr Niederschläge. Biathletinnen und Biathleten sollten ihre Gewehre nicht nur am Schießstand benutzen dürfen.

    An das absolute Extrem werden sich die Reformerinnen und Reformer aber wohl nicht herantrauen: Dass sie neben der Belastungsgrenze auch noch ihre eigene Gutgläubigkeit komplett ausschöpfen und darauf setzen, dass all die Schinderei über Kopfstein und Gebirgsmassiv ohne Pharmazie zu schaffen ist.

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