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Olympia 2022: Freude und Frust: Gefühlschaos bei Skispringerin Althaus

Olympia 2022

Freude und Frust: Gefühlschaos bei Skispringerin Althaus

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    Skispringerin Katharina Althaus strahlt und ist glücklich über ihre Leistung: Sie hat mit Silber die erste deutsche Medaille bei der Winterolympiade in Peking gewonnen.
    Skispringerin Katharina Althaus strahlt und ist glücklich über ihre Leistung: Sie hat mit Silber die erste deutsche Medaille bei der Winterolympiade in Peking gewonnen. Foto: Daniel Karmann, dpa

    Die Nacht war kurz. Natürlich. Olympische Erfolge erfordern viel Arbeit. Im Vorfeld, aber auch nach einem gelungenen Wettkampf. Erst einmal die Zeremonie direkt an der Schanze, danach ein Medienmarathon, der in einer immerhin kurzen Pressekonferenz endete. Später die Dopingkontrolle, Besuche in TV-Studios, ehe es endlich zurück ins Olympische Dorf geht. Die Wintersportlerin Katharina Althaus brachte die erste Olympische Medaille für das deutsche Team mit. Empfangen wurde sie von einem Spalier ihrer Kolleginnen und Kollegen aus der Mannschaft. Ein besonderer Moment, den Althaus genossen hat. „Ich war richtig überwältigt“, sagt sie einen Tag später.

    Kurz nach ihrem zweiten Sprung, der sie auf 94 Meter getragen hat, war Althaus zusammengesackt. Sie ging in die Knie, schlug die Hände vors Gesicht. Freude oder Ärger? Knapp hatte die Oberstdorferin die Goldmedaille verpasst, immerhin aber noch Silber gewonnen. Hinter der Slowenin Urša Bogataj, aber vor deren Landsfrau Nika Križnar. Althaus hatte nach dem ersten Sprung geführt, im zweiten Durchgang aber schwierigen Bedingungen. TV-Experte Sven Hannawald sprach von einer Benachteiligung durch Miran Tepeš. Der Slowene ist der Herr der Ampel, gibt also vor, wann und ob eine Springerin nach unten darf. Er hätte, so Hannawald, noch ein paar Sekunden warten können. Bis die Bedingungen wieder besser gewesen wären. So hatte Althaus die schlechteste Windunterstützung, machte aber das beste daraus. Dank eines starken Sprungs holte sie Silber. Von einer Benachteiligung wollten weder sie noch Bundestrainer Maximilian Mechler sprechen. Auch nach einer Nacht Schlaf nicht. „Das gehört zum Skispringen, den Wind kann man nicht beeinflussen. Man braucht auch ein bisschen Glück“, sagte Althaus.

    Freude und Frust im gleichen Augenblick

    Zunächst war sie von verschiedenen Gefühlen übermannt worden. Als sie unten im Auslauf saß und die wärmende Jacke überzog, flossen Tränen. Sie gab freimütig zu, dass sie sich zunächst ihrer Gefühle nicht bewusst war. „Ich habe mich geärgert und gefreut zugleich“, sagte sie kurze Zeit später, als sie bei den wartenden Journalisten auftauchte. Die chinesischen Zuschauer waren da längst von der Schanze verschwunden. Sie waren noch während der Siegerehrung von den Tribünen marschiert.

    Althaus kämpfte mit den Gefühlen. Sie wusste, dass sie wieder Bemerkenswertes erreicht hatte. Dass sie nach der Silbermedaille von vor vier Jahren in Südkorea nun mit mindestens einer weiteren Plakette nach Hause kommen wird. Sie wusste aber auch, dass sie diesmal durchaus eine andere Färbung hätte haben können. Ihr Form ist beeindruckend. Im ersten Durchgang sprang sie auf 105,5 Meter. Alles schien bereitet für Gold. Bei den schlechten Bedingungen in Durchgang zwei hätte sie aber auch ganz leicht ganz ohne Medaille bleiben können. Deshalb verschwand ihr Frust so schnell wie sie selbst später aus der Pressekonferenz.

    Das deutsche Team gab Katharina Althaus den nötigen Rückhalt

    Nur eine Frage war ihr gestellt worden. Althaus war froh. Der volle Raum mit den vielen Menschen hatte wieder all die Bedenken gebracht, die sie seit Monaten, ja Jahren begleiten. Im Kampf gegen Corona und um die Teilnahme bei Olympia haben sich die Sportlerinnen und Sportler isoliert. Ihre Familie und ihr Freund hat die Oberstdorferin vor Olympia nicht mehr gesehen. Eine harte Zeit. „Ich bin schlecht im Alleinsein. Ich brauche Menschen um mich herum“, sagte sie am Sonntag. Die fand sie im Team. Das tat ihr gut. „Ohne sie wäre ich verloren gewesen“, meinte sie, „alle waren für mich da.“ Auch das ist ein Teil des Erfolgs. Ihr Freund schaute in Deutschland zu, drückte ihr in der Heimat die Daumen. Sie habe schon viele Nachrichten und Glückwünsche bekommen.

    Was alles passieren kann während der Corona-Pandemie, hatte Althaus bei einer Konkurrentin gesehen. Sara Marita Kramer fehlt in China, sie war kurz vor der Abreise positiv auf das Coronavirus getestet worden. Die Österreicherin wäre eine Konkurrentin um die Medaillen gewesen. „Ich wäre gerne gegen sie gesprungen“, sagte Althaus. Sie fühlte mir ihrer Konkurrentin. Und umso glücklich war die 25-Jährige, dass bei ihr bislang alles gut ging. Am Montag hat sie im Mixed-Team-Wettbewerb die Möglichkeit auf eine weitere Medaille. Vielleicht sogar in einer anderen Farbe.

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