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Olympische Spiele: Hohe Quoten für Olympia: Am Ende schaltet doch niemand ab

Olympische Spiele

Hohe Quoten für Olympia: Am Ende schaltet doch niemand ab

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    Rodler Johannes Ludwig rast durch den olympischen Eiskanal.
    Rodler Johannes Ludwig rast durch den olympischen Eiskanal. Foto: Michael Kappeler, dpa (Symbolbild)

    „Nach den ersten Zahlen sehen wir weder in Deutschland noch weltweit dramatische Einbrüche bei den Zuschauerzahlen“, sagt Sebastian Uhrich, Professor für Sportbetriebswirtschaftslehre an der Deutschen Sporthochschule Köln. Auch die ARD erreichte an ihren ersten beiden Sendetagen ähnliche Quoten wie vier Jahre zuvor. Mit 44 Prozent Marktanteil lag die Mixed Staffel im Biathlon sogar deutlich über dem Höchstwert der ersten beiden ARD-Tage von Pyeongchang.

    ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky zog dementsprechend ein positives erstes Zwischenfazit: „Nach nur zwei Sendetagen kann man natürlich noch keine finale Einordnung geben. Bislang sind wir aber mit dem Zuschauerinteresse an unseren Übertragungen von den Olympischen Spielen sehr zufrieden.“

    Dabei ist die Haltung der Deutschen eigentlich eindeutig: Sie finden die Vergabe der Winterspiele nach Peking falsch. Das gaben immerhin zwei Drittel der Befragten in einer repräsentativen Umfrage für den ARD-Deutschlandtrend an. Warum sitzen wir dann trotzdem wieder vor dem Fernseher, sobald die Medaillenjagd losgeht?

    Die Olympischen Spiele haben Milliarden Medienkonsumenten weltweit

    Für Professor Uhrich liegt die Antwort auf der Hand: „Es sind aus meiner Sicht zwei unterschiedliche Dinge: Ich kann die Entscheidung, die Olympischen Spiele nach Peking zu vergeben, für falsch halten. Ich kann auch Kritik am IOC üben. Aber das heißt ja nicht, dass ich deswegen so weit gehe und die Spiele im Fernsehen nicht mehr anschaue. Das ist eine ganz andere Frage.“ Für die große Mehrheit der Wintersportbegeisterten überwiege trotz aller Kritik die Freude am sportlichen Wettkampf. „Zumal man als Zuschauer an einem relativ kurzen Hebel sitzt.“

    Die deutsche Perspektive ist für Uhrich bei weitem nicht ausreichend: „Wir sprechen hier über ein globales Event, das Milliarden Medienkonsumenten weltweit hat. Selbst wenn in Deutschland ein paar Millionen weniger zuschauen, wären das Zahlen, die sich global kaum bemerkbar machen. Insofern würde das allein nichts bringen.“ Für ihn müsste sich weltweit etwas ändern, was zumindest kurzfristig ziemlich unwahrscheinlich sei.

    Ließe sich ein Sendeboykott der Olympischen Spiele umsetzen?

    Doch wenn schon die Zuschauer nicht viel ausrichten können, wäre es dann nicht an den öffentlich-rechtlichen Sendern, den ersten Schritt zu wagen? Gewiss, ARD und ZDF geben sich nicht kritiklos den China-Spielen hin und sprechen Themen wie die Unterdrückung der Uiguren oder Zensur immer wieder an. Auf der anderen Seite läuft jeden Tag von zwei oder drei Uhr morgens bis abends um 17 Uhr fast durchgängig Live-Sport, so als wären es ganz normale Winterspiele. Bieten die beiden Sender China damit nicht erst die große Bühne, die das Land haben will?

    So einfach sieht es Professor Uhrich nicht: „Die Medienanstalten sind in einer ambivalenten Position. Sie haben einerseits die Aufgabe, eine kritische Berichterstattung zu gewährleisten. Auf der anderen Seite haben sie aber einen Informationsauftrag und sind auch für diejenigen da, die sich die sportlichen Wettkämpfe anschauen wollen. Insofern kann ich schon nachvollziehen, dass ARD und ZDF in dieser Situation die Spiele nicht komplett aus dem Programm nehmen.“ Zumal auch ein Sendeboykott der deutschen Sender keine großen Auswirkungen hätte.

    Was stattdessen passieren muss, damit sportliche Großereignisse in autokratischen Ländern nicht zum neuen Normal werden, darauf hat Uhrich eine klare Antwort: „Ich sehe vor allem das IOC in der Pflicht, solche Entscheidungen nicht ohne jedwede Kritik zu begleiten.“ Eine Vergabe der Olympischen Spiele an Staaten wie China biete auch eine Gelegenheit, auf Missstände aufmerksam zu machen. IOC-Präsident Thomas Bach blockte bislang aber jegliche politische Einflussnahme ab. Für Uhrich ein klarer Fehler: „Das IOC muss letztlich zum Ausdruck bringen, welche Erwartungen mit solchen Entscheidungen einhergehen. Das ist aus meiner Sicht der entscheidende Player.“

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