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Vor der Rodel-WM: Hacklschorsch schert aus: Warum die Rodel-Legende für Österreich arbeitet

Vor der Rodel-WM

Hacklschorsch schert aus: Warum die Rodel-Legende für Österreich arbeitet

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    Georg Hackl arbeitete einst für den deutschen Verband, mittlerweile aber für Österreich. Es hat wohl geknirscht.
    Georg Hackl arbeitete einst für den deutschen Verband, mittlerweile aber für Österreich. Es hat wohl geknirscht. Foto: Tobias Hase, dpa

    Es gibt Menschen, die sich zur Marke stilisiert haben. Boris ist hierzulande immer der Becker. Bei Franz denken die deutschen Männer an Beckenbauer – die Frauen eher an Sisi. Der Hacklschorsch ist der, der immer die Eisrinnen runtergerauscht ist und danach vor einem Weizenglas darüber philosophierte – auf Boarisch. Wenn er grad kein Weißbier in sein Glas goss, tüftelte der Oberbayer im Keller an seinem Rodel. So weit das Klischee, das der Hacklschorsch gern bediente. 

    Zumindest, als er jung war und mit der Konkurrenz nach Belieben Schlitten fuhr. Drei Olympiasiege, drei Weltmeistertitel und 33 Weltcup-Erfolge fuhr der gebürtige Berchtesgadener in seiner 2006 beendeten Karriere ein. Danach: Abschluss der Trainerakademie in Köln als Jahrgangsbester mit der Note 1,1. 16 Jahre lang arbeitete der 56-Jährige für den deutschen Verband als Techniktrainer. Felix Loch oder auch Natalie Geisenberger, die seit Jahren den Sport in der Eisrinne prägen, profitierten vom Forscherdrang des stämmigen Mannes, der sich seine Bandscheiben auf dem Schlitten ruinierte. 

    Die Ehe ging in die Brüche

    Der gelernte Schlosser und ehemalige Sportsoldat gilt als Tüftler. Als Fahrer wie auch als Trainer machte sich der Oberbayer Gedanken über den Schlitten, konstruierte und probierte permanent in der Werkstatt an dem fahrbaren Untersatz. Auch wegen ihm ist Deutschland eine Nation von Rennrodlern. Kehrseite der Tage und Nächte in der Werkstatt: Von seiner Frau Margit ließ er sich 2006 scheiden und lebt nun mit seiner Partnerin Kornelia Koller zusammen. 

    Im April vergangenen Jahres wechselte Hackl als Trainer zum österreichischen Team. Ausgerechnet beim Heimspiel, der Rodel-WM am Wochenende im thüringischen Oberhof, arbeitet er nicht mehr für Deutschland. 

    Atmosphärische Störungen mit Deutschland

    Die Wortmeldungen deuten auf atmosphärische Störungen hin. "Es lag jetzt nicht alleine am Geld", begründete der frühere Kreisrat der CSU im Landkreis Berchtesgadener Land seine Entscheidung. Der positive Geist im österreichischen Team "hat eine große Rolle gespielt". Hat wohl doch geknirscht. 

    Hackl beschwichtigt. "Wenn die Österreicher mich nicht vehement angefragt hätten, dann hätte ich in Deutschland weitergemacht. Es ist nichts vorgefallen." Vielleicht erklärt auch das die Enttäuschung im deutschen Lager, die in den Tagen von Oberhof zu greifen ist; bei Ehrenamtlichen an der Strecke, bei den Verantwortlichen. "Es wurde natürlich versucht, mich zu halten", erklärt Hackl. "Dann war das Angebot aber so attraktiv und ich war schon so weit, dass ich gesagt habe: Ich möchte einmal im Leben etwas anderes machen." Am österreichischen Material tüfteln nämlich, es vergolden. "Große Dinge im System zu ändern - das ist ein Prozess von mehreren Jahren", sagt der dreimalige Olympiasieger, der sich gleich bis zu den Olympischen Spielen 2026 in Italien an die Rot-Weiß-Roten gebunden hat. Hackls sportliche Expertise samt Insider-Wissen steckt mittelfristig im Nachbarland. 

    "Hackl hat das Rodeln nicht erfunden"

    Bundestrainer Norbert Loch, Vater des Rodlers Felix Loch, meinte vor der WM, dass man sportlich den Techniktrainer ersetzen konnte. Seine Nachfolger hätten goldene Hände, und: „Hackl hat das Rodeln nicht erfunden.“ Gefühlt schon. (mit dpa)

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