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Augsburger Geschichte: Woher haben die Straßen und Wege in Augsburg ihre Namen?

Augsburger Geschichte

Woher haben die Straßen und Wege in Augsburg ihre Namen?

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    Von der Amagasaki-Allee über den Apfelweg bis hin zum Apothekergässchen – das Geodatenamt hat die knapp 2000 Straßen, Wege und Plätze in Augsburg benannt.
    Von der Amagasaki-Allee über den Apfelweg bis hin zum Apothekergässchen – das Geodatenamt hat die knapp 2000 Straßen, Wege und Plätze in Augsburg benannt. Foto: driendl, stock.adobe.com

    Von der Amagasaki-Allee über den Apfelweg bis hin zum Apothekergässchen – haben Sie sich schon einmal gefragt, nach welchen Kriterien die knapp 2000 Straßen, Wege und Plätze in Augsburg vom Geodatenamt benannt werden: zufällig, nach persönlichen Sympathien oder Vorschriften und Regeln? Die Antwort wird Sie vielleicht verwundern: Jeder kann Straßennamen vorschlagen. Mitarbeiter der Stadt sammeln diese und bereiten sie für den Stadtrat auf. Dessen Mitglieder beraten über die Ideen und fassen dann einen Beschluss.

    Autobahnen und Bundesstraßen: Bezeichnungen nach einem System

    Die endgültigen Bezeichnungen sind dabei ganz unterschiedlich. Mal hängen die Straßennamen eines Gebiets stark zusammen, ein andermal könnten sie unterschiedlicher kaum sein. Manche – wie Autobahnen und Bundesstraßen – folgen einem System, andere sind Menschen gewidmet, dritte scheinen auf den ersten Blick bedeutungslos zu sein.

    Wichtig ist bei der Auswahl, dass sie sich gut voneinander unterscheiden lassen, schließlich dienen sie vor allem der Orientierung. Meist beinhalten sie allerdings Botschaften und sind von Symbolcharakter für die Heimat. Wir haben einige genauer unter die Lupe genommen. Der Vollständigkeit halber muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass die Straßen natürlich nicht gänzlich die Vielfalt widerspiegeln, sondern nur einen Ausschnitt darstellen.

    Die ehemalige Hauptstraße von einem Augsburger Stadtteil

    Am einfachsten zu erklären sind jene Straßen, die in ihrem Namen eine (andere) Stadt oder einen (anderen) Stadtteil beinhalten. So gibt es in Augsburg die Ulmer, Donauwörther oder Stuttgarter Straße, ebenso aber auch die Gögginger, Kriegshaber, Neusäßer oder Inninger Straße – um nur einige Beispiele zu nennen. Bei ihnen handelt es sich in der Regel um ehemalige Hauptstraßen, die der Einfachheit halber nach der Ortschaft benannt wurden, zu der sie führten beziehungsweise von der sie herkamen.

    Bei der ein oder anderen Straße in Augsburg frägt man sich: Woher hat die denn ihren Namen?
    Bei der ein oder anderen Straße in Augsburg frägt man sich: Woher hat die denn ihren Namen? Foto: Christian Pauschert, stock.adobe.com

    Ähnlich beliebt waren schon immer Straßennamen, die sich von einem nahe gelegenen Fluss oder von einem benachbarten Gebäude herleiten lassen. Schon lange gibt es Am Eiskanal, Am Alten Hessenbach, Am Fischertor, Am Roten Tor, An der Blauen Kappe oder Beim Glaspalast. Neue Beispiele für solche Fälle sind in Augsburg Am Technologiezentrum oder Am Medizincampus.

    Straßennamen nach der Handwerkerzunft aus dem Mittelalter

    Doch es gab nicht schon immer Straßen mit mindestens zwei, knapp drei Meter breiten Fahrstreifen. Im Mittelalter lebten die Handwerkerzünfte und unterschiedliche Bevölkerungsschichten in größeren Städten jeweils in einer eigenen kleinen Gasse. Noch heute finden wir in der Altstadt deshalb zum Beispiel das Schleifergässchen im Lechviertel, das auf eine Schleifmühle am Hinteren Lech zurückgehen könnte, die Pfladergasse, die auf „phlaterlacher“ und damit auf einen von vier Müllern zurückgeht, oder den Schmiedberg, natürlich benannt nach den Schmieden. Weil sie großen Lärm verursacht haben, hat man sie an den Rand der Stadt ausquartiert.

    Augsburger Puppenkiste: Ein Neubaugebiet für Urmel, Jim Knopf & Co.

    Im Sommer vergangenen Jahres hat der Stadtrat beschlossen, Straßen in einem familienfreundlichen Neubaugebiet Lechhausens nach Themen und Figuren aus der Augsburger Puppenkiste zu benennen. So münden im Osten des Stadtgebiets zum Beispiel der Emma-, Mikesch- und Nepomukweg in die Urmelstraße und der Lukas- und Löwenweg in die Jim-Knopf-Straße. Bereits einige Jahre vorher wurden auch den beiden Puppenkistengründern Rose und Walter Oehmichen eine Straße im Kriegshaber Reese-Park und nahe des Marionettentheaters gewidmet. Seit 2017 leuchtet an der Kreuzung der Spitalgasse und des Milchbergs außerdem der Kasperl in Grün für die Fußgänger – ein rotes Zeichen war aus Sicherheitsgründen nicht möglich.

    Straßennamen bleiben aber nicht immer unangefochten und stoßen oft auch wegen ihres Bezugs zum Dritten Reich auf Kritik. Umstritten sind beispielsweise jene Bezeichnungen, die Ernst Moritz Arndt, Hans Watzlik, Professor Messerschmitt, Bürgermeister Widmeier oder Karl Haberstock gewidmet sind.

    Der Stadtrat hat deswegen 2017 eine ehrenamtliche Kommission beauftragt, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Die bedenklichen Bezeichnungen wurden aufgearbeitet, in vier Fällen durch Schilder vor Ort erklärt und teilweise sogar durch neue ersetzt – so zum Beispiel die ehemalige Langemarckstraße, die zur Familie-Einstein-Straße, benannt nach einer jüdischen Viehhändler-Familie aus der Region, wurde.

    Weitere Artikel aus der Verlagsbeilage "Unsere Region, unsere Heimat" gibt es hier.

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