EMS: Nichts für den Hausgebrauch
Grundfitness durch Elektrostimulation? Das EMS-Training macht's möglich. Doch was gibt es bei dieser Art von Muskelaufbau zu beachten?
Zugegeben, ein bisschen komisch sieht es schon aus, wenn die Menschen komplett verkabelt vor einer Maschine stehen und langsam ihre Übungen ausführen. Immer häufiger sieht man das jetzt. Es handelt sich dabei um Elektro-Muskel-Stimulation, kurz EMS-Training.
EMS arbeitet, wie der Name schon sagt, mit elektrischen Impulsen. Im Grunde tut der menschliche Körper das auch. Bewegt der Mensch einen Muskel, wird zuvor ein elektrischer Impuls über die Nerven an den Muskel weitergegeben. Beim EMS werden diese Impulse verstärkt, um das Training zu intensivieren. Eine 20-minütige Einheit pro Woche reicht deshalb aus, um eine Grundfitness zu erreichen.
Langsam angehen lassen
Mehr sollte es zunächst auch nicht sein, denn der Körper benötigt in den ersten zehn Wochen nach jeder Einheit eine ganze Woche, um sich zu erholen. Sinnvoll ist, daneben anderen Sport zu treiben. So sieht es Prof. Ingo Froböse, Leiter des Zentrums für Gesundheit der Deutschen Sporthochschule Köln. "EMS kann eine gute Ergänzung sein", sagt er. Wer unter Strom trainieren will, sollte das in jedem Fall nur unter professioneller Anleitung tun, denn "Strom kann Muskeln und Gewebe nachhaltig schädigen, wenn er falsch eingesetzt wird", warnt Froböse.
Dass EMS mittlerweile auch als Gruppentraining und sogar für zu Hause angeboten wird, sieht er deshalb mit großer Sorge. Ein Trainer sollte sich auf maximal zwei Trainierende konzentrieren. Ideal ist Froböse zufolge eine Eins-zu-eins-Betreuung.
Bewegungen aus Alltag
Aufgebaut wird das Training nach den individuellen Bedürfnissen des Kunden. Die meisten wollen insgesamt fitter für ihren Alltag werden. Deshalb arbeiten die Trainer mit dem Kunden an den sogenannten fundamentalen Bewegungsmustern.
Das sind beispielsweise Kniebeugen, weil sich der Mensch im Laufe des Tages häufiger mal setzt und wieder aufsteht. Der Ausfallschritt ahmt die natürliche Gehbewegung mit nach vorn gerichtetem Oberkörper nach. Wichtig sind auch Rotationsübungen, die Vorbeuge oder etwa das aufrechte Stehen als Gegenbewegung zum Sitzen am Computer.
Bevor es losgehen kann, muss der Trainer abfragen, ob der Interessent gesund ist. EMS ist sehr fordernd und intensiv. Für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gelenkrheuma oder anderen entzündlichen Autoimmunerkrankungen ist es beispielsweise nicht geeignet.
Nur fit trainieren
Spricht grundsätzlich nichts gegen EMS, gibt es trotzdem einiges zu beachten: Trainieren sollte nur, wer sich an dem jeweiligen Tag wirklich gesund fühlt. Außerdem sollte vorher ausreichend kohlenhydratreich gegessen werden. Vor, während und nach dem Training muss der Sportler viel trinken.
Die Kosten für eine EMS-Einheit reichen von pauschalen monatlichen Beiträgen, zum Beispiel von 100 Euro, bis zu denen eines klassischen Personal Trainings mit 50 Euro für 30 Minuten.
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