Radtour von Augsburg am Lech entlang: Zu Turbinen und Mühlrädern
Von Augsburg aus geht es los mit der Radtour am Lech entlang. Am Lech dreht sich alles ums Rad: Sehen Sie auf den Radwegen, wie Industrie und Natur ineinandergreifen.
Beginnen wir diese Tour ausnahmsweise nicht am Startpunkt, also an der MAN-Brücke in Augsburg. Sondern starten wir zu Hause am Bücherregal mit einem Blick ins Lexikon: „Rad – Maschinenelement zur Kraft- bzw. Drehmomentübertragung, inbesondere zur rollenden Fortbewegung, ferner zur Richtungsänderung von Seilen, Ketten u.a.“. Ein spröder Text, aber einer, der all das enthält, was für diese Rad-Tour, oder besser: Räder-Tour, angezeigt ist...
...weshalb es schon kein Zufall sein kann, dass diese Tour an der MAN-Brücke beginnt. Unweit des Ortes, an dem Rudolf Diesel Stangen, Kolben, Wellen und Räder so geschickt anordnete, dass er mit seiner Erfindung des Dieselmotors der Mobilität des modernen Menschen eine entscheidende Richtung gegeben hat.
Los geht die Radtour in Augsburg
Auch die Richtung, die wir nun für die nächsten 20 Kilometer einschlagen, ist eindeutig: Norden. Es geht am Ostufer des Lechs entlang, vorbei an Schrebergärten und Griesle-Wirtschaft, vorbei am Kunstrasenspielfeld hinein ins echte Grün: Klein-Sibirien wird die Firnhaberauheide genannt, wo auf Magerstandorten der Sanddorn zu Hause ist, die Heuschrecken im Gras hüpfen und Schafe dafür sorgen, dass die Heide Heide bleibt und nicht „verbuscht“. Unterbrochen wird das Naturschutzgebiet „nur“ von der Autobahn. Hunderttausendfach täglich donnern die rollenden Räder über die Lechbrücke, wir rollen unten durch – und genießen bald die Ruhe im Grünen: Rechts der Lech mäandernd zwischen riesigen Kiesbänken, auf denen sich der Flussregenpfeifer sein Sonnenplätzchen sucht. Links der Lechkanal, in dem das Wasser wie zähflüssig dahinschiebt, um dann seine ganze Kraft zu entfalten: Seit über 100 Jahren treibt das Wasser hier hinter prachtvollen Backstein-Fassaden die Räder an – früher Schaufelräder, heute Hochleistungs-Turbinen, die Strom generieren für 20 000 Haushalte. Wer mehr wissen will, hat zwei Möglichkeiten: Entweder er begibt sich auf den „Energiepfad“ Augsburg samt Infotafeln oder macht einen Abstecher zum Lechmuseum im Kraftwerk Langweid, das die Entwicklung des Flusses im Kontext von Umwelt, Kultur und Industrie sichtbar macht.
Neben den Radwegen am Lech sind Mühlsteine, groß wie Wagenräder, zu sehen
Der Lech bleibt unser Begleiter, bis uns die Meitinger Lechbrücke hinüberführt von der schwäbischen auf die altbairische Lechseite. Schon von Weitem ist das Ziel zu sehen – das Kloster Thierhaupten. Doch zuerst geht es im Dorf nach der Brücke gleich links zum Klostermühlenmuseum. Es ist eingerichtet in einer der vier Mühlen, die in dem Dorf am Lechrain einst betrieben wurden – für Öl, Papier, Getreide und Holzsägen. Unaufhaltsam dreht sich draußen das Mühlrad, drinnen sind Maschinen und Gerätschaften zu sehen. Schwere Mühlsteine, groß wie Wagenräder. Und noch ein besonderes Rad ist zu sehen – das Fahrrad des letzten Müllers Franz Xaver Reiter.
Damit schließt sich der Kreis, pardon: das Rad. Wer Lust hat, kann sich im Schaugarten des Gartenbauvereins umsehen oder einen Blick auf die Auerochsen im Weideprojekt Brunnenwasser werfen, dann aber haben wir uns Radler und Brotzeit verdient – etwa im Biergarten des ehemaligen Benediktinerklosters, das heute eine Filiale des Denkmal-Landesamts beherbergt.
Auf der Fahrradtour gen Süden
Während man auf anderen Routen nach der Einkehr auf seiner „Tretmühle“ erst langsam wieder Tritt fasst, fällt es diesmal ganz leicht: Bergab geht’s auf dem Radweg von Thierhaupten nach Süden – es rollt von alleine. Zu dumm nur, dass zig Infotafeln am Wegesrand die Fahrt bremsen: Die Fördergemeinschaft „Nachhaltige Landwirtschaft“ erklärt, wie sich umweltgerecht und zukunftsträchtig wirtschaften lässt.
In Sand wird gewechselt auf den Radweg nach Langweid. Wasserratten machen einen Abstecher zu den Sander Seen, Blumenliebhaber zum Taglilienfeld bei St. Stephan. Alle anderen biegen vor der Lechbrücke auf den Uferweg ein – ab jetzt heißt es nur noch: Ab nach Süden! Der Weg wird schmäler, holpriger – ob es an den Bibern liegt, die hier am Branntweinbach ihr gefräßiges Unwesen treiben? Wir wissen es nicht. Aber mit jedem Kilometer mehr, den wir uns flussaufwärts dem Start-Ziel-Punkt nähern, nimmt eine Gewissheit zu: Gravity never sleeps! Die Schwerkraft schläft nicht! Auch wenn es nur rund drei Promille Steigung sind...
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