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Kommentar: EZB-Chefin Lagarde steht durch hohe Inflation unter Druck

Kommentar

EZB-Chefin Lagarde steht durch hohe Inflation unter Druck

Stefan Stahl
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    EZB-Chefin Christine Lagarde hat vor allem die hoch verschuldeten Euro-Länder im Blick.
    EZB-Chefin Christine Lagarde hat vor allem die hoch verschuldeten Euro-Länder im Blick. Foto: Thomas Lohnes, AFP Pool, dpa (Archivbild)

    Christine Lagarde kann in diesem Jahr nur beten, dass sich das Inflationsgespenst aus dem Euro-Raum zurückzieht und sich viele Jahre wieder in ein altes Gemäuer verzieht. Denn wenn die Teuerung ihren Spuk bis Mitte des Jahres entgegen dem festen Glauben der EZB-Chefin nicht beendet, hat sie ein Mega-Problem. Dann muss die Präsidentin der Europäischen Zentralbank beweisen, dass sie die Interessen aller Bürgerinnen und Bürger der Euro-Gemeinschaft gleichermaßen im Blick hat und nicht nur darauf achtet, dass es den Süd- und damit vielfach Schuldenländern gut geht. Sollte sich die Inflation auf einem Niveau von rund drei Prozent verfestigen, muss Lagarde handeln und nicht nur das Ausmaß der gigantischen Anleihekäufe senken, sondern auch – was überfällig ist – die ohnehin skandalösen Zeiten der Null- und sogar Negativzinsen hinter sich lassen.

    EZB darf nicht nur Schuldenländer im Blick haben

    Es ist jedoch aus heutiger Sicht leider fraglich, dass die Französin bei einem solchen Szenario einer hartnäckigen Inflation schon Mitte 2022 die Zinsen anhebt. Schließlich nimmt sie bisher Rücksicht auf chronisch klamme Euro-Länder, auch um zu verhindern, dass diese Staaten erneut kollabieren.

    Wenn Lagarde Mitte 2022 zu lange mit einer überfälligen Zinserhöhung zögern sollte, wird es spannend sein, wie sich der neue Bundesbank-Präsident Joachim Nagel verhält. Die heimischen Sparerinnen und Sparer dürfen von ihm erwarten, dass er wie sein tapferer und dennoch, was die europäische Geldpolitik betrifft, erfolgloser Vorgänger Jens Weidmann Druck auf Lagarde ausübt. Das wird die Nagelprobe für den neuen Bundesbank-Boss, der ja auch Mitglied im Rat der Europäischen Zentralbank ist. Den Deutschen wurde schließlich beim Abschied von der D-Mark versprochen, dass die neue Währung so stabil wie ihre alte sein soll. Das war sie lange auch. Eine zu hohe Inflation könnte allerdings die Stabilität des Euro infrage stellen.

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