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Nord Stream 1: Aktueller Stand um Gas-Stopp der Ostsee-Pipeline

Energielieferungen

Nord Stream 1: Aktueller Stand um Gas-Stopp der Pipeline

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    Die Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 1 im mecklenburgischen Lubmin.
    Die Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 1 im mecklenburgischen Lubmin. Foto: Jens Büttner, dpa

    Ende August 2022 wurde der Gashahn erneut zugedreht: Seitdem fließt kein Gas mehr durch Nord Stream 1, die von Russland nach Deutschland führende Ostsee-Pipeline. Im Schatten des Ukraine-Konflikts war der Gas-Stopp schon vorher erwartet worden, wurde er doch aus Moskau angekündigt. Doch warum ist es zum erneuten Lieferstopp gekommen, was bedeutet dieser und wie ist der aktuelle Stand nach den vermutlich aufgrund von Explosionen herbeigeführten Lecks?

    Nord Stream 1: Warum fließt kein Gas von Russland nach Deutschland?

    Der russische Staatskonzern Gazprom gab an, dass die Gaslieferungen nach Deutschland für drei Tage ausgesetzt werden. Demnach hätte das Gas ab dem darauffolgenden Samstag wieder durch die Ostsee-Pipeline fließen sollen. Als Grund für den vorübergehenden Gas-Stopp nannte das Unternehmen technische Faktoren und turnusmäßige Wartungsarbeiten. Jedoch ist das Konstrukt längst zum geopolitischen Machtinstrument zwischen dem Westen und Russland geworden:

    Die Bundesnetzagentur bezeichnete den andauernden Lieferstopp als unbegründet und technisch nicht nachvollziehbar. Dementsprechende Wartungen hatte es zuvor offenbar nicht gegeben. Während die Bundesregierung bezweifelt, dass es technische Gründe für den Gas-Stopp bei Nord Stream 1 gibt, hat Gazprom die ohnehin stark gedrosselten Gaslieferungen ganz eingestellt - mit Verweis auf technische Probleme, die aufgrund der Sanktionen gegen Russland nicht zu beheben seien.

    Im Zuge des Lieferstopps eskalierte der Streit zwischen der Bundesregierung und der Regierung in Moskau. Dieser drehte sich um eine Turbine, welche für den Gastransport durch Nord Stream 1 von großer Bedeutung ist. Hersteller Siemens Energy hatte die Turbine in Kanada einer Wartung unterzogen und zurück nach Deutschland geliefert. Dort lag sie lange Zeit in Mülheim an der Ruhr in Nordrhein-Westfalen, da Russland offenbar die Annahme verweigerte. Doch um die Turbine ist es ruhig geworden:

    Der Energieriese Gazprom kündigte unlängst an, die Stilllegung der Erdgaspipeline NS 1 auf unbestimmte Zeit fortzusetzen. Auslöser waren die Pläne der G7 für eine Preisobergrenze für russisches Öl. Ex-Kreml-Chef Dmitri Medwedew begründete den russischen Gaslieferstopp mit „unfreundlichem Verhalten“ der Bundesregierung.

    Wie viel Gas floss zuletzt durch Nord Stream 1?

    In den letzten Tagen vor dem Gas-Stopp waren rund 20 Prozent der maximal möglichen Gasmenge durch Nord Stream 1 geflossen. In den letzten Wochen und Monaten waren die Gaslieferungen von Russland immer weiter gedrosselt worden. Im Juli wurde die Gaslieferung durch Nord Stream 1 bereits für mehrere Tage eingestellt. Damals waren allerdings jährliche Wartungsarbeiten der Grund, welche die Nord Stream AG zuvor angekündigt hatte.

    Was bedeutet der Lieferstopp bei Nord Stream 1 für Deutschland und Europa?

    In Deutschland geht die Angst um, dass nicht genug Gas für den anstehenden Winter vorhanden sein wird. Zwar füllten sich die Gasspeicher zuletzt schneller als erwartet (siehe Video), doch der komplette Lieferstopp rund um Nord Stream 1 könnte Folgen haben. Deutschland ist weiterhin abhängig vom russischen Gas. Seitdem Russland die Lieferungen über Nord Stream 1 eingestellt hat, fließt nur noch wenig russisches Gas über die Ukraine sowie die Türkei nach Europa. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte Anfang September, russisches Gas mache nur mehr neun Prozent der Gaseinfuhren in die EU aus.

    Sollte Russland beschließen, endgültig kein Gas mehr durch die Pipeline in Richtung Deutschland zu schicken, könnten sich die Gasspeicher womöglich nicht ausreichend für den Winter füllen. Das könnte für die Wirtschaft und private Haushalte weitreichende Folgen haben. Die Bundesregierung wirft Russland daher auch vor, die Gasversorgung als Kriegswaffe zu missbrauchen.

    Und was ist mit Nord Stream 2?

    Auch die neu gebaute und dann umgehend stillgelegte Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 bleibt hinsichtlich möglicher Energielieferungen eine mögliche Alternative. Inmitten des Gas-Streits mit Europa bekräftigte Wladimir Putin die Möglichkeit einer Inbetriebnahme. "Wir bauen nichts umsonst", erklärte Russlands Präsident bei einem Wirtschaftsforum. "Bei Bedarf, bitteschön, werden wir Nord Stream 2 einschalten." Den Vorwurf, Russland setze Gas als Waffe im Konflikt mit der Ukraine und dem Westen ein, bezeichnete Putin als "Unsinn und Wahn".

    Ende September kommt es jedoch zu einer Wende, die eine Inbetriebnahme von Nord Stream 1 für Gas aus Sibirien jedoch zunächst vereitelt:

    Nord Stream 1 und 2 mit Pipeline-Lecks: Was ist die Ursache?

    Denn das (Geo-)Politikum hat eine neue Eskalationsstufe erreicht: Die Ostsee-Pipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 wurden höchstwahrscheinlich Ziel einer Sabotage-Attacke. An drei Strängen der Erdgasröhren gibt es vier Lecks, die vermutlich aufgrund von Explosionen herbeigeführt wurden. Terrorexperte Peter Neumann erklärte gegenüber der ARD, dass er von einem Staat als Urheber ausgehe und nicht etwa von einer Terrororganisation: "Es ist eine Operation, die viel Sachverstand, Expertise und Vorbereitung gehabt hat." Infrage scheinen hier lediglich zwei Großmächte zu kommen, für welche Nord Stream 1 seit vielen Jahren ein Zankapfel mit politischer Sprengkraft ist: Russland sowie die USA, die Länder mit den größten Erdgasvorkommen der Welt. Oder steckt womöglich etwas anderes dahinter?

    Das Nord Stream 1-Gasleck in der Ostsee, fotografiert aus einem Flugzeug der schwedischen Küstenwache.
    Das Nord Stream 1-Gasleck in der Ostsee, fotografiert aus einem Flugzeug der schwedischen Küstenwache. Foto: Swedish Coast Guard, dpa

    Zukunft von Nord Stream 1? Das sagt der Betreiber

    Man könne keine Prognose für den zukünftigen Betrieb der Ostsee-Pipeline abgeben, ohne die Schäden einzuschätzen, ließ ein Sprecher wissen. Eine solche Bewertung sei erst möglich, wenn das Unternehmen das Gebiet erreicht habe. Der Tagesspiegel berichtet unter Verweis auf Regierungskreise, deutsche Sicherheitsbehörden würden davon ausgehen, dass die Röhren der Pipelines "für immer unbrauchbar" sein werden, wenn sie nicht schnell repariert werden.

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