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Augsburg: Autowäsche per App: Washtec will Anlagen digitaler machen

Augsburg

Autowäsche per App: Washtec will Anlagen digitaler machen

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    Washtec will Kunden die Steuerung der Waschanlagen per App ermöglichen.
    Washtec will Kunden die Steuerung der Waschanlagen per App ermöglichen. Foto: Annette Zoepf (Archiv)

    Vorne rein, hinten sauber wieder raus: so würden wohl die meisten Laien das Prinzip einer Autowaschanlage beschreiben. Dass zwischen „rein“ und „raus“ aber jede Menge Technologie und Know How steckt, ist vielen dabei nicht bewusst. Immerhin hat sich das Prinzip der automatisierten Autowäsche augenscheinlich seit vielen Jahren nicht verändert. Wasser, Bürsten und Reinigungsmittel sorgen dafür, dass die Wäsche gelingt.

    So einfach ist es aber nun doch nicht, das weiß kaum einer besser, als die Mitarbeiter des Augsburger Waschanlagenherstellers Washtec. Sie haben in den letzten Jahren nicht nur neue, lackschonende und besser reinigende Fasern für die Bürsten entwickelt oder umweltfreundliche Reinigungsmittel erforscht, sondern auch an der Technik der Anlagen gefeilt, um beispielsweise die Durchfahrt zu beschleunigen oder mit buntem Schaum attraktiver zu machen.

    Washtec will die Autowäsche digitalisieren

    Jetzt soll es noch einen Schritt weiter gehen und die Autowäsche digitalisiert werden. Wer sich eine App auf sein Smartphone lädt, kann künftig schon von zu Hause aus das Waschprogramm für sein Auto wählen und sich verschiedene Bezahlmodelle aussuchen: Sie reichen von der Flatrate für eine bestimmte Anlage bis hin zur Einmalzahlung bei jedem neuen Besuch der Waschstraße. Fährt man mit dem Auto vor, scannt das System das Autokennzeichen und gleicht es mit seinen Daten ab.

    Ist der passende Kunde mit gebuchtem Programm gefunden, kann eingefahren werden und die Wäsche beginnt. Abgerechnet wird online. Kein Aussteigen mehr um zu bezahlen, kein Mitarbeiter an der Anlage, kein Einwerfen von Münzen. Einfach vorne rein hinten sauber wieder raus – wie wir es seit jeher eben von der Waschanlage kennen.

    Die App „Easy Car wash“ ist bereits seit eingen Monaten mit eingeschränkter Funktionsweise auf dem Markt und wird getestet. In Augsburg kann man sie bislang an einer Anlage in der Neusässer Straße anwenden. „Für junge Leute ist es heute nicht mehr neuester Stand der Technik, an der Waschanlage auszusteigen um zu bezahlen oder sich noch eine Münze zu holen“, erklärt Washtec-Vorstand Stephan Weber die digitale Ausrichtung. Zudem müsse man sich an Trends und Gewohnheiten anderer Länder orientieren, wenn man hier weitere Marktanteile gewinnen will. Im skandinavischen Raum oder auch in China sei das bezahlen mit Karte oder digitalen Anwendungen schon weit fortgeschrittener als in Deutschland. Die unbemannte Waschanlage sei zudem in Ländern mit großer Fläche oder wenigen Einwohnern eine gute Alternative.

    Washtec wächst schneller als die Konkurrenz

    Dass Washtec mit seinen Ideen und Entwicklungen in den letzten Jahren erfolgreich war, zeigt ein Blick auf die Entwicklung des Unternehmens. So stieg der Umsatz des börsennotierten Hauses binnen vier Jahren um rund 132 Millionen Euro auf 435,4 Millionen in 2018. Der EBIT, also der Gewinn vor Steuern und Zinsen, kletterte im gleichen Zeitraum von 18,4 Millionen in 2014 auf 51,5 Millionen im abgelaufenen Geschäftsjahr 2018. „Wir wachsen schneller als der Markt. In absoluten Zahlen haben wir deutlich an Marktanteilen gewonnen“, erklärt Vorstand Stephan Weber.

    Deshalb trübt auch das Geschäftsjahr 2018, das nicht so erfolgreich gelaufen ist wie zunächst erwartet, die Stimmung nicht. 2018 stieg zwar der Umsatz erneut um rund 10 Millionen Euro, doch der EBIT sank von 52,2 auf 51,5 Millionen Euro ab. „Es war ein Jahr der Konsolidierung, aber wir sind weiter auf einem Wachstumspfad“, beschreibt Finanzvorstand Axel Jaeger die Lage. Vor allem die Geschäfte in Asien und Nordamerika hätten sich nicht entwickelt, wie erwartet. In Nordamerika sei unter andere ein Großkunde weggebrochen. Die Trennung vom bisherigen Vorstandsvorsitzenden Volker Zimmermann zum 28. Februar habe damit aber nichts zu tun. „Das hatte strategische Gründe“, so Jaeger knapp.

    Washtec hat die Unternehmensführung umgebaut

    Für 2019 richtet sich Washtec deshalb neu aus. Auf Zimmermann folgt Ralf Koeppe als Technikvorstand. Für alle Märkte wird zudem eine teils deutliche Steigerung bei Umsatz und Gewinn erwartet. Während im stärksten Washtec-Markt Europa vor allem der Osten weiteres Potenzial bietet, sollen in Asien und Nordamerika neue Prozesse installiert werden, um das Geschäft weiter zu entwickeln. Dazu kommt die steigende Zahl an Fahrzeugen.

    Bis 2050 sollen es laut einer Studie der Shell Group Research mit zwei Milliarden sein etwa doppelt so viele sein wie noch 2015. Auch die Entwicklung hin zu mehr Leihfahrzeugen – Stichwort Carsharing – spielt eine Rolle: „Bei einem Leihfahrzeug erwartet jeder neue Nutzer ein sauberes Auto. Entsprechend werden diese Fahrzeuge regelmäßig gewaschen“, erklärt Jaeger.

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