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Daimler: Beifall und Kritik zum Abschied von Zetsche

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Beifall und Kritik zum Abschied von Zetsche

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    Dieter Zetsche tritt als Daimler-Chef ab. Auf der Hauptversammlung gab es mehrfach Applaus für den 66-Jährigen. Dafür bedankte er sich mit Verbeugungen. Doch längst nicht alle Aktionäre waren zufrieden.
    Dieter Zetsche tritt als Daimler-Chef ab. Auf der Hauptversammlung gab es mehrfach Applaus für den 66-Jährigen. Dafür bedankte er sich mit Verbeugungen. Doch längst nicht alle Aktionäre waren zufrieden. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Zum Ende einer Ära bei Daimler hat sich selbst BMW nicht zwei Mal bitten lassen. Ein kurzes, im Internet verbreitetes Video zeigt Daimler-Chef Dieter Zetsche an seinem letzten Arbeitstag, wie er sich von den Mitarbeitern verabschiedet und die Konzernzentrale in Stuttgart verlässt. Zu Hause angekommen, winkt er seinem Fahrer nach. Dann öffnet er das Garagentor und braust in einem neuen BMW-Sportwagen davon. „Endlich frei“ wird eingeblendet und Sekunden danach ein Dank für den „inspirierenden Wettbewerb“. Natürlich hat der Münchner Rivale einen Zetsche-Doppelgänger engagiert, doch das Video offenbart, wie sehr man sich in beiden Chefetagen schätzt.

    Zum Abschied verbeugt sich Zetsche vor den Daimler-Aktionären

    Viel Wertschätzung erfährt Dr. Z, wie der Manager in Amerika vermarktet wurde, auch in Wirklichkeit an seinem letzten Arbeitstag. Mehrfach spenden die 5000 versammelten Aktionäre bei der Hauptversammlung in Berlin Applaus für sein Lebenswerk von über 40 Jahren bei Daimler, 13 davon an der Spitze der Industrieikone. Der 66-Jährige mit dem markanten weißen Walross-Schnauzer bedankt sich mit Verbeugungen, lächelt gelöst.

    Doch neben der Anerkennung bekommt Zetsche von den Anlegern deutliche Kritik. Die Vorwürfe der Abgasmanipulation beim Diesel und der jahrelangen Kartellabsprachen, Fahrverbote in deutschen Städten und der hohe Kohlendioxidausstoß der Flotte stehen auf der Negativseite. Was den Börsenprofis aber besonders sauer aufstößt, ist die Kursentwicklung der Daimler-Aktie. Seit der Übernahme des Chefpostens 2006 hat sich das Papier schlechter entwickelt als die Titel von Volkswagen und BMW. Zetsche ist es nicht gelungen, „aus Premiumpreisen Premiummargen zu machen“, wie es ein unzufriedener Anteilseigner ausdrückte.

    Daimler zahlt in diesem Jahr weniger Dividende

    Vergangenes Jahr büßte die Daimler-Aktie ein Drittel ihres Wertes ein und der Start 2019 missglückte mit einem schwachen ersten Quartal. Schmerzlich für die Anteilseigner ist auch die geplante Senkung der Dividende von 3,65 Euro auf 3,25 Euro. „Man soll bekanntlich gehen, wenn es am schönsten ist. Das ist Ihnen nicht gelungen. Wir hätten Ihnen einen schöneren und glücklicheren Abgang gewünscht“, resümierte der Aktionärsschützer Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.

    Zetsche und sein scheidender Finanzvorstand Bodo Uebber versuchten auf den letzten Metern, die Wende mit einem Konzernumbau unter dem Motto „Projekt Zukunft“ einzuleiten. Drei selbstständige Einheiten – Pkw, Lkw und Finanzdienstleistungen – sollen unter dem Dach einer Holding mehr Beinfreiheit bekommen, um den rasanten Wandel in der Auto-Welt zu meistern. Zunächst wird der Umbau viel Geld kosten. Der Vorstand veranschlagt 700 Millionen Euro. 6000 Mitarbeiter sollen die Sektoren zusammenhalten. „1500 hätten gereicht“, ätzte Tüngler.

    2021 will Zetsche Aufsichtsratschef von Daimler werden

    Um die aufgelaufenen Probleme muss sich DZ, wie er in der Zentrale genannt wird, nicht mehr scheren. Mit dem Ende des Aktionärstreffens wird der Schwede Ola Källenius das Zepter bei Daimler schwingen. Der beinahe Zwei-Meter-Mann ist wie sein Vorgänger ein Eigengewächs und muss nicht nur die schweren Brocken aus der Vergangenheit aus dem Weg räumen, sondern auch auf die gewaltigen Veränderungen durch die Mobilität von morgen die richtigen Antworten geben – der Elektroantrieb und das selbstfahrende Auto werden Milliarden an Entwicklungskosten verschlingen. Die Ausgaben dafür sind ohne Alternative, aber sie werden die Gewinne schmälern und damit die Ausschüttungen an die Aktionäre. Sie hätten gerne gewusst, wie der Neue die Aufgaben anpacken will. Doch Källenius blieb stumm, weil auf der Hauptversammlung nur Zetsche, Uebber und Aufsichtsratschef Manfred Bischoff sprachen.

    So blieb es an Zetsche, seinem Nachfolger viel Mut für das Kommende zu wünschen. Doch er hat nicht genug von Daimler. 2021 will er Aufsichtsratschef werden.

    Hier lesen Sie unseren Kommentar: Daimler muss profitabler werden.

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