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Kommentar: Brauchen wir die Deutsche Bank noch?

Kommentar

Brauchen wir die Deutsche Bank noch?

Stefan Stahl
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    Dunkle Wolken sind über der Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt am Main aufgezogen.
    Dunkle Wolken sind über der Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt am Main aufgezogen. Foto: Arne Dedert, dpa (Symbolbild)

    Der frühere Deutsche-Bank-Vorstand Ulrich Cartellieri irrte sich nur in der Zeit, sonst war seine Diagnose, die Banken seien die Stahlindustrie der 90er Jahre, richtig. Denn die Finanzbranche wird seit der Jahrtausendwende immer heftiger durchgerüttelt: Filialen verschwinden, Arbeitsplätze fallen weg, Fusionen sind unausweichlich und Pleiten wie die der US-Investmentbank Lehman Brothers lassen sich irgendwann nicht mehr verhindern. Die Stahlbranche wurde ähnlich massiv, wenn auch früher erschüttert.

    Die Deutsche Bank kommt mit diesem Prozess – also einem auch technologisch durch die Digitalisierung forcierten Strukturwandel – besonders schlecht zurecht. Der wirtschaftliche Absturz und damit einhergehende Bedeutungsverlust des Konzerns sind erschreckend.

    Ein Blick auf die wieder verheerenden Geschäftszahlen und den Aktienkurs von nur noch mickrigen gut elf Euro zeigt die Misere der Finanzadresse. Dabei war sie einst unter wirklichen Bankiers wie Hermann Josef Abs und Alfred Herrhausen ein stolzes und international angesehenes Geldhaus.

    So ist das Ersparte im Notfall abgesichert

    In Deutschland muss wie in allen Ländern der EU ein Sparguthaben in Höhe von 100.000 Euro pro Bank und Sparer abgesichert sein. Darüber hinaus haben zum Beispiel Sparkassen und Volksbanken weitergehende Sicherungssysteme.

    Private Kreditinstitute wie zum Beispiel die Commerzbank oder die Deutsche Bank sichern das Sparguthaben ihrer Kunden über ein zweistufiges Einlagensicherungssystem ab.

    Für die gesetzliche Einlagensicherung bis zu 100.000 Euro pro Kunde gibt es die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken. Darüber hinaus sind zahlreiche private Banken Mitglied im Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher Banken, der einen höheren Schutzumfang bietet.

    Ob die eigene Bank dabei ist, kann über die Internetseite einlagensicherungsfonds.de abgerufen werden.

    Auch Sparkassen schützen das Sparguthaben in gesetzlicher Höhe. Darüber hinaus haben sie eine sogenannte "Institutssicherung" eingerichtet.

    Das bedeutet, dass die Sparkassen gegenseitig füreinander einstehen, wenn eine Bank in Schieflage zu geraten droht. Damit wären auch höhere Sparguthaben sicher.

    Auch die Genossenschaftsbanken bieten eine Kombination aus amtlich vorgeschriebenem und freiwilligem Schutz über eine Institutssicherung.

    Die Genossenschaftsbanken berichten, dass es in ihren Reihen noch nie einen Entschädigungsfall gegeben habe.

    So begann der Niedergang der Deutschen Bank

    Am Anfang des Niedergangs der Bank stand der Vorstandssprecher Hilmar Kopper. Mit seiner Arroganz fügte er 1994 dem Unternehmen einen irreparablen Imageschaden zu. Denn der Manager (von Bankier konnte keine Rede mehr sein) bezeichnete offene Handwerkerrechnungen von damals etwa 50 Millionen D-Mark im Zuge der Pleite des Immobilien-Unternehmers Jürgen Schneider als „Peanuts“. Die Verharmlosung stieß nicht nur Handwerkern sauer auf.

    Sein Nachfolger Rolf-Ernst Breuer spielte während des Niedergangs von Medien-Unternehmer Leo Kirch eine unglückliche Rolle, weil er wie Kopper nicht an sich halten konnte und, anders als es einem Bankier ziemt, gegen die Gesetze der Diskretion verstieß. Derart rufschädigend ging es weiter: Auf Breuer folgte der Investmentbanker Josef Ackermann und brachte viele gegen sich auf, als er den Abbau von tausenden Stellen verkündete, aber gleichzeitig bekannt gab, 25 Prozent Rendite anzustreben. Diese Kette des Grauens setzte sich mit einem weiteren Investmentbanker (Anshu Jain) und Milliadenstrafen für gravierende Rechtsverstöße fort. Bis heute ist es auch dem Briten John Cryan nicht gelungen, das Haus zu sanieren. Deshalb steht er vor dem Aus.

    Ist die Deutsche Bank ein rettungsloser Fall?

    Ist die Deutsche Bank ein rettungsloser Fall, ein Finanzinstitut, das sich überlebt hat? Kann auch ein neuer Chef das Ruder nicht mehr rumreißen? So schnell sollte man die Deutsche Bank nicht abschreiben. Es lohnt, um eine bessere Zukunft für das Haus zu kämpfen und den aktuellen Werbespruch „Neue Zeit braucht neues Banking“ umzusetzen. Denn die deutsche Wirtschaft braucht einen Finanzratgeber, der Firmen weltweit begleitet. Insofern ist es beschämend für die Bank, dass sie trotz des weltweiten Erfolgs heimischer Unternehmen derart desaströs abschneidet.

    Vielleicht muss das Institut auch einen Partner finden, um das Privat- und Firmenkundengeschäft als stabilen Faktor auf eine breitere Basis zu stellen. Hier würde sich eine Fusion mit der Commerzbank anbieten. Doch so ein Prozess ist enorm heikel und muss deshalb klug gemanagt werden. Auf den Neuen an der Spitze der Deutschen Bank wartet eine Herkules-Aufgabe. Zunächst muss er die „Chaos-Tage“, wie das Handelsblatt treffend schreibt, beenden. Äußerungen wie von der IT-Vorstandsfrau Kim Hammonds, die Bank sei die unfähigste Firma, für die sie je gearbeitet habe, mögen zwar berechtigt sein, haben aber in der Öffentlichkeit nichts zu suchen.

    Wer mit Geld umgeht, handelt mit einer der sensibelsten Waren der Welt. Da ist Schweigen Gold.

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