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Finanzen: Der Goldpreis ist in der Corona-Krise so hoch wie nie

Finanzen

Der Goldpreis ist in der Corona-Krise so hoch wie nie

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    Der Goldpreis steigt und steigt während der Corona-Pandemie.
    Der Goldpreis steigt und steigt während der Corona-Pandemie. Foto: dpa

    Ein Barren Gold, die in Deutschland zum Beispiel zu Tausenden in Tresoren der Bundesbank lagern, wiegt rund 12,5 Kilo. Es ist ein Besitz von einigem Gewicht, der derzeit allerdings noch etwas schwerer wiegt – wenn man glaubt, dass Gold eine gute Anlageform in Krisenzeiten ist.

    Das tun immer mehr. Denn der Goldpreis ist Anfang der Woche mit 1944,71 US-Dollar auf den höchsten Stand der Geschichte gestiegen und könnte Analysten-Angaben zufolge bald die „magische Marke“ von 2000 Dollar pro Feinunze (31,1 Gramm) erreichen. Das Krisenmetall ist zurück. Die Frage ist: Was steckt hinter der Rallye?

    Analyst: Anleger steuern Gold in der Krise als sicheren Hafen an

    Gabor Vogel, Analyst bei der DZ-Bank, geht auch davon aus, dass Gold die 2000-Dollar-Marke zum Jahresende knacken könnte. Das bisherige Allzeithoch am Höhepunkt der Euro-Schuldenkrise 2011 (1921 Dollar) ist schon Geschichte. Am Mittwoch fiel der Preis zunächst zwar wieder, aber perspektivisch geht es aufwärts.

    Warum? Vogel sagt: „Die Corona-Krise hat die Finanzwelt abrupt auf den Kopf gestellt und einmal kräftig durchgeschüttelt. Zwar haben sich die Kapitalmarktwogen wieder geglättet, jedoch bleiben die politischen und ökonomischen Unsicherheiten weiterhin sehr hoch.“ Die Zentralbanken haben die Märkte mit Geld geflutet, flankiert von umfassenden fiskalpolitischen Maßnahmen. Historische Hilfs-und Rettungspakete sind aufgelegt. Aber: Eine zweite Corona-Welle droht. Und: „Diese Maßnahmen sind langfristig nicht gänzlich ohne Risiko. Anleger steuern Gold als sichern Hafen an.“

    Die Nachfrage nach Gold ist höher als das Angebot

    Schon in den vergangenen Jahren ist der Preis des Edelmetalls allmählich wieder gestiegen. Aber allein im laufenden Jahr haben Anleger von börsengehandelten Indexfonds (ETFs) ihre Nachfrage nach Gold um 733 Tonnen (2019: 648 Tonnen) gesteigert.

    Und diese Investmentnachfrage hat die begrenzte Nachfrage von Juwelieren und Zentralbanken mehr als ausgeglichen. So erläutert es der Rohstoff-Experte. Er rechnet damit, dass die globale Nachfrage dieses Jahr auf rund 4800 Tonnen katapultiert wird. Das Angebot dagegen könne allerdings nur auf rund 4621 Tonnen taxiert werden. Hinzu kommt, dass in einigen Minen, die vom Lockdown betroffen waren, die Produktion teilweise stillstand.

    Gold gilt in unsicheren Zeiten als "Absicherungsvehikel"

    Gold ist also begehrt. Das liegt an der wirtschaftspolitischen Unsicherheit, die laut Vogel „sehr hoch“ bleibt. Zugleich aber sorgt auch das seit Jahren niedrige Zinsniveau für die Attraktivität des „Krisenmetalls“. Vogel bilanziert: „Die Maßnahmen der Zentralbanken weltweit und die riesigen Fiskalpakete der einzelnen Regierungen sind der wichtigste Treibstoff der stattfindenden Aktienmarkt-Rallye. Da diese Maßnahmen nicht gänzlich ohne Risiken sind, wählen einige Anleger Gold aktuell als Absicherungsvehikel.“

    Auch Christian Brenner, Geschäftsführer von philoro Edelmetalle, ist überzeugt: „Gold als wertbeständigste und krisensichere Anlageform erlebt eine ungebrochen starke Dynamik. Die zu erwartende Rezession und Inflation werden weiterhin als Preistreiber für Gold wirken.“ Und perspektivisch sagt er: „Nach dem letzten Rekordhoch 2011 ging der Preis erst mal auf Talfahrt. Vieles spricht dafür, dass sich diese Entwicklung nicht wiederholt, sondern dass das neue Hoch erst der Auftakt einer anhaltenden Rallye ist. Im Handel verzeichnen wir einen deutlichen Kaufanstieg seitens privater Anleger. Angesichts der für die nächsten Monate zu erwartenden wirtschaftlichen Turbulenzen ist klar, dass die Hausse für Gold noch längere Zeit wirksam sein wird.“

    Aber: Gold ist eigentlich keine besonders gute Geldanlage

    Dabei ist Gold eigentlich keine besonders gute Geldanlage. Schaut man sich an, wie stark sein Preis im Zeitverlauf schwankt, kann man ins Grübeln kommen, warum oft von „wertstabilem“ Gold die Rede ist. Das Argument wiegt umso schwerer, als die Goldanlage nur von Wertsteigerungen profitiert. Regelmäßige Erträge wie Zinsen oder Dividenden gibt es nicht. Aber Gold hat einen Vorteil: Es ist selten. Das Edelmetall gilt vielen als Krisen- und Inflationsschutz, weil es nicht beliebig vermehrt werden kann.

    Dass Gold gegenwärtig wieder so stark gefragt ist, hat aber noch weitere Gründe. Kritische Stimmen sagen, die Verschuldung führender Industriestaaten wachse in derart gigantischem Ausmaß, dass sie sich auf herkömmlichem Wege, etwa durch starkes Wirtschaftswachstum, nicht tilgen lasse. Der Ausweg aus der Schuldenproblematik laute deshalb: Zinsen niedrig halten, Inflation ignorieren. Diesem Risiko einer schleichenden Geldentwertung wollen sich viele Anleger entziehen, indem sie Sach- anstatt Geldwerte halten. Grundstücke etwa – oder eben Gold. Zinslosen Anlagen wie Gold gibt der Wegfall der Zinsen Auftrieb. Denn dadurch fällt ein normalerweise schwerwiegender Nachteil – das Fehlen regelmäßiger Erträge – kaum mehr ins Gewicht.

    Am Mittwoch kostete die Feinunze 1956 Dollar

    Aber ist Gold als Anlageform am Ende nicht völlig überschätzt, weil große Bestände bei den Notenbanken lagern und das Edelmetall somit künstlich verknappt wird? Analyst Vogel entgegnet: „Gold ist nicht nur ein Rohstoff, sondern eine Währungsalternative, die großes Vertrauen in sich trägt. Ein Beispiel: Rund 50 Tonnen davon sind allein im vergangenen Monat als Nettoimporte in die Schweiz eingeführt worden. Ein Teil davon wird in privaten Tresoren gelagert.“

    Die Feinunze Gold wurde am Mittwochnachmittag in London mit einem Preis von 1956 Dollar gehandelt. Am Dienstag war der vorerst nächste Rekord von 1980 Dollar erreicht worden. (mit dpa)

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