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Kommentar: Die Deutsche Bank braucht eine Kultur-Revolution

Kommentar

Die Deutsche Bank braucht eine Kultur-Revolution

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    Die Politik der Deutschen Bank steht auch bei den eigenen Aktionären stark in der Kritik.
    Die Politik der Deutschen Bank steht auch bei den eigenen Aktionären stark in der Kritik. Foto: Christoph Schmidt (dpa)

    Gegen die Krise der Deutschen Bank mutet der Machtkampf um Volkswagen nur wie Peanuts an. Mit solchen Erdnüssen begann 1994 der stetige Abstieg des einst stolzen Finanzhauses, das sich früher honoriger Bankiers an der Spitze wie Hermann Josef Abs und Alfred Herrhausen rühmen konnte. Doch 1994 war Schluss mit der goldenen Ära, fügte doch Unternehmens-Chef Hilmar Kopper mit einem Wort der Bank einen bis heute andauernden Imageschaden zu. Im Zuge der Pleite des Immobilien-Unternehmers Jürgen Schneider nannte der Banker die offenen Handwerkerrechnungen von rund 50 Millionen D-Mark „Peanuts“. Vom Chef der Deutschen Bank darf man mehr Sensibilität und (auch wenn das in Finanzkapitalisten-Kreisen naiv klingen mag) moralische Haltung verlangen.

    Eigene Überheblichkeit fügt Deutscher Bank großen Schaden zu

    Kopper und seinen nicht minder ungeschickten Nachfolgern Rolf Breuer, Josef Ackermann sowie Anshu Jain haftet bis heute dieser Makel der Überheblichkeit an. Dass viele Menschen solchen Bankern nicht mehr vertrauen, geht auf den Kopper’schen Erdnuss-Sündenfall zurück. Und Breuers unseliges Interview, in dem er dem Medien-Unternehmer Leo Kirch die Kreditwürdigkeit absprach, setzte den Ungeist fort. Der Fehlgriff wurde durch das linkische Siegeszeichen Ackermanns im Mannesmann-Prozess überboten. Die Geste wird heute noch als Symbolbild für die Arroganz der Macht herangezogen. Die Aktionäre der Deutschen Bank haben eben kein Glück in der Auswahl ihres Spitzenpersonals.

    Konzern muss mit scharfer Kritik der Aktionäre rechnen

    Und so müssen sich auch heute bei dem Aktionärstreffen des Konzerns die Bosse Jürgen Fitschen und vor allem Anshu Jain massiver Kritik erwehren. Anteilseigner werden ihnen derart zusetzen, wie wohl noch nie Deutsche-Bank-Chefs auf einer Hauptversammlung attackiert wurden. Das liegt nicht nur an der Ertragsschwäche und dem mauen Aktienkurs der Bank. Investoren zweifeln an der Strategie und der moralischen Kompetenz der Manager.

    Für Deutschland insgesamt ist es beschämend, dass der Konzern immer wieder zu neuen Strafen verurteilt wird. Die Verfehlungen stammen überwiegend aus dem Bereich des Investmentbankers, also Risiko-Kapitalisten Jain. Zuletzt wurde die Deutsche Bank zu einer Strafe von rund 2,5 Milliarden Dollar verdonnert, weil sich Mitarbeiter des Hauses an der Manipulation weltweit wichtiger Zinssätze beteiligt haben.

    Jain stammt aus dem Dunstkreis des Turbo-Kapitalismus, der die Finanzwelt 2008 an den Abgrund geführt hat. Anstatt sich für all die unglaublichen Verfehlungen der Deutschen Bank zu entschuldigen, setzt Jain weiter auf das Investmentbanking, also das große Geschäft mit Unternehmen.

    Im Gegenzug will er die Postbank abstoßen. Deren Kunden müssen sich wie im falschen Film vorkommen, war doch Jains Vorgänger Ackermann in das profitable Geldhaus eingestiegen, um mit dem soliden Privatkundengeschäft den Konzern auf kräftigere Beine zu stellen. Doch Strategien (und in diesem Fall richtige) haben bei der Deutschen Bank kein langes Haltbarkeitsdatum. Jain hofft wieder auf das große Geld. Alles andere ist Peanuts für ihn. Mit diesem Kurs kann er aber leicht scheitern.

    Deutsche Bank braucht wieder Seriosität

    Renditestreben allein macht einen nicht zum guten Unternehmensführer. Die Deutsche-Bank-Legende Abs hat es mal so gesagt: „Gewinn ist notwendig wie die Luft zum Atmen, aber es wäre schlimm, wenn wir nur wirtschaften würden, um Gewinn zu machen.“ Für diese vernünftige Abs-Philosophie braucht die Deutsche Bank aber wieder Bankiers und eine Kulturrevolution, wie sie Koppers Vorgänger Herrhausen dem Unternehmen empfohlen hatte. Die Werte einer solchen Revolte müssen Seriosität, Solidität und Kontinuität sein.

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