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Telekom: Fall der Telekom-Aktie: Ron Sommer sagt immer noch nicht "Sorry"

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Fall der Telekom-Aktie: Ron Sommer sagt immer noch nicht "Sorry"

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    Ron Sommer, der damalige Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom, warb stark für den Börsengang des Unternehmens.
    Ron Sommer, der damalige Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom, warb stark für den Börsengang des Unternehmens. Foto: Stephanie Pilick, dpa (Archiv)

    Grau ist sein Haar geworden. Das Gesicht wirkt immer noch schmal. Ron Sommer bevorzugt nach wie vor großflächige, randlose Brillen, wie sie in den 90er Jahren modern waren. Das Lächeln verleiht dem einstigen Telekom-Chef unverändert etwas Vertrauenerweckendes. Wer aktuelle Fotos des Managers sieht, könnte ihn für einen Schauspieler einer Vorabendserie halten. Landarzt Dr. Sommer oder so. Promoviert hat er ja nach einem Mathestudium mit nur 21. Ihm flog lange alles zu.

    Sommer verstand es, sich gut zu verkaufen. Die Karriere schien über Sony und die Telekom immer weiter Richtung Sonne zu gehen. Doch dem Sonnyboy kam die Sonne abhanden. Denn 2002 verbuchte die Telekom mit 24,6 Milliarden Euro einen Giga-Verlust. Die Aktie – und das wurde „Mister Telekom“ zum Verhängnis – stürzte unter zehn Euro, dabei wurde der Wert einst Anlegern als Witwen- und Waisenpapier ans Herz gelegt. Sommer sagte einen Satz, an den er sich heute nicht mehr gerne erinnert: „Die T-Aktie wird so sicher wie eine vererbbare Zusatzrente sein.“ Das mögen alle, die beim zweiten und dann noch dritten Börsengang für 39,50 und schließlich 66,50 Euro zugegriffen haben, als Hohn empfinden.

    Ron Sommer: 2002 folgte der tiefe Fall des Popstars

    Sommer sollte für die nicht eingehaltenen Versprechen bitter büßen, auch wenn er sich große Verdienste beim Umbau der Telekom von einer Behörde zu einem Unternehmen erworben hat. Ort der Abrechnung mit dem Manager war die damalige Kölnarena. Wer dabei war, wird die Hauptversammlung am 28. Mai 2002 nie vergessen, ging es dort doch auf den Rängen zu wie bei einem Fußballspiel. Kleinaktionäre rechneten mit ihrem einstigen Idol ab. Sie riefen: „Pfui“, „Verbrecher“, „Gauner“. Manche schrien: „Aufhören, aufhören!“ Es war der tiefe Fall eines Popstars zu beobachten.

    Ron Sommer in einer Aufnahme aus dem Jahr 2014.
    Ron Sommer in einer Aufnahme aus dem Jahr 2014. Foto: Rolf Vennenbernd, dpa (Archiv)

    „Schmerzhaft sei das für ihn gewesen“, erinnert sich Sommer heute. Seine beiden Söhne hat er damals gefragt, ob es sich lohne, weiterzukämpfen. Einer meinte, er solle in die USA auswandern, der andere forderte ihn zur Standhaftigkeit auf. Sommer warf hin, wurde von seiner Frau wieder in den Alltag integriert („Sie führte mich zur U-Bahn“) und machte dann den Pilotenschein. Der Manager soll sogar Karikaturen in seinem Düsseldorfer Haus über seine Telekom-Zeit aufgehängt haben.

    Ron Sommer könnte sich Worte der Entschuldigung leisten

    Ist der gefallene Sonnenkönig nun zu seinem heutigen 70. Geburtstag altersmilde geworden, lässt er Selbstkritik zu, ja ringt er sich zu einer Entschuldigung durch? Nein, in einem Interview zum Jubeltag fehlt das Wort „Sorry“. Sommer inszeniert sich lieber als Opfer. Mit eigenen Telekom-Aktien habe er selbst die Folgen des Kurseinbruchs zu spüren bekommen und all das durchlitten, was auch andere Aktionäre durchlitten hätten. Bis heute halte er Telekom-Papiere. Wie war das einst mit „Pfui“ und „Aufhören“? Auf alle Fälle hat der Manager nach seiner Telekom-Zeit als Mitglied mehrerer Aufsichtsräte gut verdient. Er könnte sich Worte der Entschuldigung leisten.

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