Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Fischereistreit: Frankreich und Großbritannien streiten um Fischereilizenzen

Fischereistreit

Frankreich und Großbritannien streiten um Fischereilizenzen

    • |
    Der Streit zwischen Frankreich und Großbritannien um Fischereirechte droht zu eskalieren.
    Der Streit zwischen Frankreich und Großbritannien um Fischereirechte droht zu eskalieren. Foto: Gareth Fuller, dpa

    Die Wogen schlagen hoch zwischen Frankreich und Großbritannien im Streit um Fischereilizenzen – und das nicht nur wetterbedingt weit draußen auf dem Ärmelkanal. „Es ist kein Krieg, aber ein Gefecht“, sagte die französische Ministerin für Meeresangelegenheiten, Annick Girardin. Der britische Umweltminister George Eustice drohte damit, dass man „den Spieß auch umdrehen“ könnte und forderte von Frankreich, die „inakzeptablen“ und „aufwieglerischen“ Drohungen zu unterlassen.

    Ausgangspunkt des Streits ist eines der umstrittensten Kapitel im Brexit-Vertrag. Es geht um Lizenzen, die es französischen Fischern erlauben sollen, weiterhin vor der Küste der britischen Kanalinsel Jersey fischen zu dürfen. Bedingung: Sie müssen mithilfe von GPS-Daten nachweisen, dass sie dies bereits seit 2012 getan haben. Viele Fischer haben jedoch alte Boote und so fällt es ihnen schwer, den Nachweis zu erbringen. In Jersey wurden daher einigen französischen Booten keine neuen Lizenzen für die Zeit ab dem 31. Oktober ausgestellt. Zum Ärger der Franzosen. Diese fordern nun, dass die verbliebenen Genehmigungen, rund 50 an der Zahl, so schnell wie möglich erteilt werden. Dazu setzten die Franzosen eine Frist bis nächsten Dienstag.

    Keine Lizenz: Ein schottisches Schiff wurde bereits von Frankreich aufgegriffen

    Sollte man sich bis dahin nicht einigen, wird Paris bis auf Weiteres keine britischen Fischerboote mehr in französische Häfen lassen und Warenlieferungen aus dem Königreich genauer kontrollieren. Für Fischer von der Insel wäre dies eine harte Sanktion, da Frankreich der wichtigste Absatzmarkt für sie ist. Bereits am Donnerstag wurde ein schottisches Schiff, welches angeblich ohne Lizenz mit zwei Tonnen Jakobsmuscheln vor der französischen Küste anlegte, aufgegriffen. Aufnahmen zeigen, wie die Besatzung im Hafen von Le Havre von der Gendarmerie abgeführt wurde. Dem Kapitän drohen nun bis zu 75.000 Euro Geldstrafe. „Wir sind der Meinung, dass wir mit einer gültigen Lizenz fischen“, sagte ein Sprecher des Unternehmens „Macduff Shellfish“. Die Besatzung sei zu einer Art Pfand geworden – im Streit zwischen zwei Nationen.

    Schwierige Beziehung: Boris Johnson und Emmanuel Macron.
    Schwierige Beziehung: Boris Johnson und Emmanuel Macron. Foto: Stefan Rousseau, dpa

    Experten betonen, dass der Streit um die Fischerei unverhältnismäßig sei. Denn die erwirtschafteten Einnahmen machen jeweils nur einen Bruchteil des Bruttoinlandsprodukts aus. Doch die Entwicklung bedeute einen weiteren Schritt zum nächsten Tiefpunkt eines seit langem angespannten Verhältnisses. Die zähen Brexit-Verhandlungen haben die Beziehung beider Nationen, die als „historische Rivalen“ gelten, nachhaltig gestört. Der französische Autor José-Alain Fralon bezeichnete die Briten beispielsweise einst als „unsere liebsten Feinde“.

    Lord David Frost, Boris Johnsons Minister für die Beziehungen zur EU, bezeichnete die Drohungen aus Paris als „sehr enttäuschend“. Die französische Botschafterin solle die „unverhältnismäßigen Drohungen gegen Großbritannien und die Kanalinseln“ erklären, teilte die britische Außenministerin Liz Truss mit. Der britische Umweltminister George Eustice äußerte Hoffnungen, dass Boris Johnson und der französische Premierminister Emmanuel Macron womöglich schon am Sonntag den Streit belegen könnten. Denn dann treffen die beiden Staatschefs im Rahmen der Weltklimakonferenz im schottischen Glasgow aufeinander.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden