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Globalisierung: Maschinenbauer wechseln ins Lager der China-Kritiker

Globalisierung

Maschinenbauer wechseln ins Lager der China-Kritiker

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    Der chinesische Hafen von Qingdao.
    Der chinesische Hafen von Qingdao. Foto: Yu Fangping/SIPA Asia via ZUMA Wire, dpa

    Der Geduldsfaden ist gerissen. Vertreter der deutschen Industrie haben lange gehofft, die Chinesen würden zur Vernunft kommen und sich irgendwann durchringen, deutschen Firmen in dem Riesenreich ähnlich freizügige Spielbedingungen einzuräumen, wie sie Unternehmen des Landes auch hierzulande genießen. Der englische Fachausdruck für das fromme Wunschdenken lautet „level playing field“. Doch solch einheitliche Wettbewerbsbedingungen scheinen weiter weg denn je zu sein.

    VDMA-Präsident Welcker wechselt in das Lager der China-Kritiker

    So wechselt jetzt mit Carl Martin Welcker einer der einflussreichsten deutschen Wirtschaftsvertreter in das Lager der China-Kritiker über – und das, obwohl der Präsident des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) lange zu dem Land gehalten hat, ist es doch ein überragender Absatzmarkt für deutsche Produkte. In Erinnerung blieben gelassene Worte Welckers, wie dieser Satz noch aus dem September 2018: „Wir brauchen nicht mehr Schutz vor China.“

    Doch wie schon zuvor der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) rückt nun auch der VDMA und damit Welcker vom Optimismus ab, die Chinesen würden sich als Wettbewerber an internationale Regeln halten, wie sie etwa von der Welthandelsorganisation (WTO) vorgegeben werden. Der Hauptvorwurf des VDMA an die Verantwortlichen in Peking lautet: „Subventionen für Staatsunternehmen und private Firmen in China verzerren die Produktionskosten und erzeugen dadurch Nachteile für andere Marktteilnehmer.“

    Der Satz lässt eine klare Deutung zu: Die Mächtigen in China schanzen Firmen mit strategischer Bedeutung massiv billiges Geld zu, mit dem sie international Preise bei Ausschreibungen um Bauprojekte unterbieten oder andere Unternehmen bei der Übernahme von Firmen ausstechen können. Hier bleibt aus bayerischer Sicht natürlich der Kauf des Roboter- und Anlagenbauers Kuka im Gedächtnis. Bekanntlich hat der chinesische Midea-Konzern den enorm hohen Preis von 115 Euro je Aktie und damit insgesamt rund stolze 4,5 Milliarden Euro für die Firma auf den Tisch gelegt.

    VDMA stört sich am staatlichen Subventionssegen in China

    Den Fall Kuka sieht VDMA-Präsident Welcker zwar immer noch entspannt, schließlich zeigten sich die Midea-Eigentümer als faire Geschäftsleute. Mehr stört ihn, dass in China dank des staatlichen Subventionssegens in vielen Branchen Überkapazitäten aufgebaut würden, die dann zu Dumpingpreisen in die internationalen Märkte gedrückt werden. Der Effekt war deutlich in der Solarindustrie zu beobachten, was in Deutschland zu einer Insolvenzwelle in der Branche geführt hat. So beklagt der VDMA, dass sich die Chinesen mit der Methode auf dem Wirtschaftszweig eine „Quasi-Monopolstellung“ herbeisubventioniert hätten.

    Deutsche Industrie-Vertreter verschärfen also den Ton gegenüber den Strategen in China. Dabei wiegt die Stimme des VDMA besonders schwer, stehen die Verbandsfirmen doch für gut eine Millionen Erwerbstätige in Deutschland. Die Maschinenbauer verdienen das meiste Geld im Export und leiden derzeit unter der mauen Konjunktur. Daher ist die Produktion im vergangenen Jahr um zwei Prozent zurückgegangen. Eine ähnliche Entwicklung wird für 2020 erwartet. Demnach sind die Nerven vieler – gerade mittelständischer – Firmeninhaber angespannt. Mit zunehmendem Unwillen beobachten sie deshalb das preisaggressive Auftreten chinesischer Konkurrenten.

    Den Unwillen haben sie nach Informationen dieser Redaktion innerhalb des VDMA immer stärker zum Ausdruck gebracht und damit Verbandschef Welcker zu chinakritischeren Tönen bewegt. Nun übt der Verband Druck auf Kanzlerin Angela Merkel aus, während des im September in Leipzig anstehenden EU-China-Gipfels einen Durchbruch bei den zwischen den Wirtschaftsblöcken seit 2013 verhandelten Investitionsabkommen zu erzielen. Die Europäer setzen also schon sehr lange auf die Kraft der Argumente, während US-Präsident Donald Trump die Chinesen mit Zöllen und Drohungen – zuletzt sogar erfolgreich – zu erziehen versucht.

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