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Hintergrund: Elektroauto könnte für Werkstätten zum Problem werden

Hintergrund

Elektroauto könnte für Werkstätten zum Problem werden

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    Die Auftragslage in bayerischen Kfz-Betrieben ist nach wie vor gut. Nur wie lange noch?
    Die Auftragslage in bayerischen Kfz-Betrieben ist nach wie vor gut. Nur wie lange noch? Foto: Adobe Stock (Symbolbild)

    Während die Autoindustrie spürbar in eine Krise schlittert, ist die wirtschaftliche Lage im Kfz-Gewerbe, also in Autohäusern und Werkstätten, noch immer gut. „Momentan läuft es bei uns in Bayern und Schwaben sehr ordentlich. Wir haben sozusagen Vollauslastung in fast allen Betrieben“, sagt Alois Huber, Obermeister der Kraftfahrzeug-Innung Schwaben, unserer Redaktion vor dem Verbandstag an diesem Wochenende in Augsburg. Aber natürlich nehme man auch die Eintrübungen des Geschäfts bei Autoherstellern und Zulieferbetrieben wahr.

    Huber warnt im Zusammenhang mit der Diskussion um den Klimaschutz davor, die Verbrennungsmotoren „leichtfertig zu verteufeln“. Viele seien sich der Folgen nicht bewusst, denn statt neuer, moderner, spritsparender und sauberer Autos würden dann möglicherweise immer ältere Fahrzeuge unterwegs sein. Denn: „Die Käufer sind verunsichert. Das merke ich in vielen Kundengesprächen“, erklärt Huber. Viele würden den Kauf eines Neuwagens aufschieben. Er könne sich darum durchaus vorstellen, dass am Ende des Jahres auch hierzulande die Zulassungszahlen zurückgehen.

    Er selbst argumentiert gegenüber seinen Kunden, dass ein neuer Diesel Euro-6-Motor doch „schon sehr sauber läuft“. Dieser stoße kaum mehr Stickoxide aus und auch wenig Kohlendioxid. Wenn man bei den batteriegetriebenen Elektroautos die Ökobilanz im Vergleich ansehe, sei die aufgrund der Herstellung und der späteren Entsorgung der Akkus „auch nicht so toll“, argumentiert Huber. Wasserstoffantriebe, wie sie etwa Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger propagiert, hält Schwabens Innungsobermeister zumindest für einen „interessanten technischen Ansatz. „Das könnte eine zielführende Lösung sein.“ Zumindest vorerst seien Verbrennungsmotoren dennoch unverzichtbar.

    Trotz der Verunsicherung vieler potenzieller Interessenten wegen der Dieselkrise und der Klimadebatte kaufen die Bayern bislang noch immer unverdrossen Autos. Rund 710.000 Neuzulassungen, davon in Schwaben rund 80.000, wurden im Freistaat im vergangenen Jahr registriert. Die Betriebe setzten dabei rund 37 Milliarden Euro (inklusive Mehrwertsteuer) um. Das liegt in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. „Das Neuwagengeschäft konnte das schwierige Gebrauchtwagengeschäft weitgehend ausgleichen, auch der Umsatz im Service ist solide“, berichtet Huber, der im Übrigen nichts davon hält, sich gegen alternative Antriebskonzepte zu sperren.

    E-Autos sind weniger wartungsintensiv

    Wenn sich die Elektromobilität langfristig durchsetzt und die Reichweiten- und Kapazitätsprobleme gelöst seien, würden aber gerade die Werkstätten möglicherweise Probleme bekommen, sagt der Fachmann. Denn E-Autos seien wesentlich weniger wartungsintensiv als Autos mit Verbrennungsmotoren. Ölwechsel und Bremsscheibenwechsel gehörten dann der Vergangenheit an. „Die Sache wird immer ernster. Dem müssen wir uns stellen“, stellt er klar. Bislang habe die Branche aber noch jede Krise überstanden.

    Klagen von Kunden, dass sie lange auf Elektro-Neuwagen warten müssen, bestätigt Huber übrigens nicht pauschal: Bei manchen Herstellern seien es drei bis vier Monate, bei anderen wie Tesla könne die Wartezeit tatsächlich länger als ein Jahr betragen. Dass die Branche aufgrund des technischen Wandels wirtschaftlich in Nöte kommt, befürchtet Huber kurzfristig nicht. „Wir haben ja derzeit ein durchschnittliches Fahrzeugalter von neun Jahren.“ Darum habe das Kfz-Gewerbe alleine mit dem heutigen Bestand an Autos in den kommenden 10 bis 15 Jahren noch genügend zu tun.

    Welchen Wirtschaftsfaktor die Branche darstellt, machen diese Zahlen deutlich: Das mittelständisch geprägte und überwiegend inhabergeführte Kfz-Gewerbe ist mit 125.000 Beschäftigten ein wichtiger Arbeitgeber in Bayern. Über 15.000 junge Frauen und Männer, davon rund 2000 in Schwaben, werden derzeit ausgebildet.

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