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Internet: Wie viel Gigabyte braucht der Mensch?

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Wie viel Gigabyte braucht der Mensch?

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    Auch die Telekom hat mit der Idee geliebäugelt, Intensivnutzer des Internets stärker zur Kasse zu bitten.
    Auch die Telekom hat mit der Idee geliebäugelt, Intensivnutzer des Internets stärker zur Kasse zu bitten. Foto: Alphaspirit / Fotolia.com

    Ein ganz normaler Haushalt im Jahre 2013. Im Bad läuft das Internet-Radio, ein Gute-Laune-Sender aus Mallorca. Zwei Fernseher werden über das Funknetz WLAN mit Inhalten gefüttert, aktuelle Blockbuster und Fußball. Telefoniert wird ebenfalls ausgiebig und ebenfalls über das Internet. Ach ja, die zwei iPads, zwei iPhones, das Galaxy Tab und der gute alte Laptop sind sowieso permanent online. Einzig der Kaffee-Vollautomat verfügt nicht über eine Internetverbindung. Noch nicht.

    Netzanbieter leiden unter "Internet-Junkies"

    Von solchen vernetzten Haushalten gibt es in Deutschland immer mehr. Die WLANs leisten Tag und Nacht Schwerstarbeit. Dementsprechend glühen die Leitungen. Im Vergleich zu heute soll sich der Internet-Datenverkehr bis 2016 verdoppelt haben.

    Ein gutes Geschäft für die Netzanbieter? Nicht immer. Denn die meisten Kunden surfen inzwischen mit einer Flatrate, zahlen also nur einmal im Monat für nahezu unbegrenzten Zugang. Während die Preise gesunken sind – eine Doppel-Flat für Internet und Telefonie darf heute eigentlich nicht mehr als 20 Euro kosten – ist die Nutzung rasant gestiegen.

    Das Dilemma der Netzbetreiber wurde zuletzt bei der Telekom offensichtlich. Sie kündigte an, die Geschwindigkeit für die schlimmsten Internet-Junkies ab einer bestimmten Grenze zu drosseln. Konkret: Kunden, die einen 16-Mbit-Anschluss gebucht haben, stoßen nach 75 Gigabyte ans Tempolimit.

    Durchschnittsnutzer müssen sich nicht vor Drosselung fürchten

    So weit entfernt die Grenze liegen mag – unerreichbar ist sie nicht, wie Hochrechnungen des Fachmagazins Chip ergaben (siehe Infokasten). Gerade mit TV-Diensten und Online-Spielen – zwei boomende Bereiche – ist das Inklusivvolumen mitunter schnell ausgeschöpft.

    Typische Nutzer und ihr Datenverbrauch

    Bei einem Studenten gehen in der Regel 13 Gigabyte (GB) für Online-Spiele drauf. Fünf Filme in hochauflösender Qualität verursachen satte 50 GB.

    Weitere 12 GB fallen bei einem Studenten durch Webradio, Musik- und Videostreaming (vier Stunden Youtube monatlich) an. Macht zusammen 75 GB – die Grenze, ab der die Telekom drosseln will.

    Ein Familienvater: Er verbraucht 6 GB für Mediatheken, zum Beispiel, um den verpassten Tatort zu sehen. 5 bis 10 GB werden benötigt, um Bilder und Videos in Datenwolken zu speichern und zu konservieren.

    Apples Musik- und Filmladen iTunes saugt einem Familienvater gut 15 GB ab. Updates der wichtigsten systemprogramme schlagen mit bis zu 5 GB zu Buche. Schließlich fließen durch etwa 100 Minuten Videotelefonie (die Tochter studiert im Ausland) etwa 0,7 GB ab. Macht unter dem Strich 30 bis 37 GB.

    Bei Kindern ist Videostreaming – etwa 8 Stunden Youtube monatlich – mit 18 GB der größte Posten. Webradio und Musikstreaming machen weitere 6 GB aus. Für 13 GB machen die Kinder Online-Spiele.

    Facebook und Co kommen dazu. Insgesamt satte 37 GB, und das pro Kind. Zählt man den Vater von oben dazu, stößt die gesamte Familie an die 75-GB-Grenze.

    Durchschnittsnutzer müssen sich dagegen (noch) keine Sorgen machen. Wer zum Beispiel jeden Tag die digitale Ausgabe dieser Zeitung herunterlädt, verbraucht im Monat gerade einmal knapp 700 Megabyte, also 0,7 Gigabyte. Auch wenn hier noch typische Downloads, etwa von Apps oder durch Software-Aktualisierungen, dazukommen, sollte genügend Luft bleiben.

    Telekom nicht der einzige "Drossel"-Netzanbieter

    Trotzdem war der Aufschrei groß, so groß, wie er eigentlich immer ist, wenn die Telekom etwas kommuniziert. Die Datenbremse wurde daraufhin wieder deutlich gelöst. An einem anderen Punkt entzündet sich weiterhin Kritik: Die Telekom will ihr eigenes Fernsehangebot Entertain von der Drosselung ausnehmen. Dies könnte andere Videodienste benachteiligen. Experten sprechen von der Verletzung der „Netzneutralität“, die besagt, dass alle Anbieter alle Inhalte gleich schnell zum Kunden transportieren dürfen. Wirtschaftsminister Philipp Röslerg (FDP) kündigte gestern an, genau das mit einer neuen Verordnung gewährleisten zu wollen.

    Bei aller Aufregung ist die „Drosselkom“ keineswegs der einzige Anbieter, der das Surfvergnügen limitiert. 1&1 zum Beispiel schaltet nach 100 Gigabyte um auf Schneckentempo. Kabel Deutschland behält sich einen solchen Schritt für bestimmte Dienste vor, ebenso O2, das in bestimmten Regionen ab 50 Gigabyte die Geschwindigkeit reduziert. Vodafone verfügt derzeit nicht über eine Drosselung.

    Gute Nachricht für Smartphone-Nutzer: Zahl der WLAN-Hotspots steigt

    Das ist LTE

    LTE steht für Long Term Evolution. Es ist die vierte Mobilfunkgeneration, wird deswegen auch als 4G bezeichnet.

    LTE ermöglicht Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 100 Megabit pro Sekunde.

    Bislang war UMTS die gängige Technik, um mobil im Internet zu surfen. Mit der zunehmenden Zahl an internetfähigen Handys kam der Standard an seine Grenzen.

    Neben dem entsprechenden Tarif benötigen die Nutzer auch ein LTE-fähiges Telefon.

    Darüber hinaus können auch Laptops mithilfe eines LTE-Sticks in diesem Netz surfen. Der Standard kann damit auch als DSL-Ersatz genutzt werden.

    Die benutzten Frequenzbereiche unterscheiden sich regional und variieren von ca. 800 - 2600 MHz.

    In Deutschland haben Vodafone, o2 und die Telekom 2010 die entsprechenden Lizenzen ersteigert.

    Gravierender als im stationären stellt sich das Problem im mobilen Internet dar. Hier sind die Wachstumsraten noch höher. Jeder Zweite geht inzwischen mit Smartphone oder Tablet unterwegs ins Web. Neue Übertragungstechnologien wie LTE, das auch in unserer Region ausgebaut worden ist, ermöglichen hier ebenfalls eine hohe Leistung, die mit herkömmlicher DSL-Power durchaus mithalten kann.

    Allerdings sehen die meisten Datenflat-Tarife in der Regel deutlich geringere Inklusivvolumen vor als im Festnetz. Häufig ist bereits nach wenigen hundert Megabyte Schluss, das Monatsbudget rasch verprasst.

    Ein Tipp für Vielnutzer: Wann immer es möglich ist, sollten Downloads nicht über das Mobilfunknetz, sondern über ein WLAN vollzogen werden. Solche Funknetze gibt es übrigens nicht nur zu Hause, sondern an immer mehr öffentlichen Plätzen, oft sogar gratis.

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