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Rocketeer Festival: Wie wird man ein Rocketeer? Die 5 Lehren des Festivals

Rocketeer Festival

Wie wird man ein Rocketeer? Die 5 Lehren des Festivals

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    Frank Thelen war gewissermaßen der Stargast des Rocketeer Festivals.
    Frank Thelen war gewissermaßen der Stargast des Rocketeer Festivals. Foto: Ulrich Wagner

    Was genau bringt die Zukunft? Und wie muss man selbst sein, um mitzuhalten, mitzugestalten? Das sind Fragen, die vermutlich heute noch niemand beantworten kann. Aber es gibt Menschen, die wissen schon ein bisschen mehr. Und diese Menschen haben sich am Dienstag im Kongresszentrum in Augsburg getroffen. Zum ersten Mal hat in der Region das Rocketeer Festival stattgefunden, eine Konferenz, die Macher vernetzen möchte, für Menschen mit Zukunftsideen. Auf der Gästeliste standen Start-up-Unternehmer genauso wie bekannte Investoren – Frank Thelen –, aber auch alteingesessene Unternehmen wie der Autozulieferer Faurecia oder der Stromversorger LEW. Ein guter Ort also, um die Frage zu stellen: Wie wird man eigentlich zum Rocketeer – also zum Durchstarter?

    1. Hab eine überzeugende Idee

    Die erste Erkenntnis liefert Michael Brecht. Vier Unternehmen hat er in seinem Leben gegründet, sagt er. Darunter seine aktuelle Firma, die Innovation Factory in Augsburg, die sich mit der Mobilität der Zukunft befasst. Um ein Rocketeer zu werden, sagt Brecht, braucht man zuerst eine Idee. Eine Idee, die etwas verändert, die sich aber auch auf der ganzen Welt durchsetzen kann. Ähnlich sehen das Augsburgs bekannteste Start-up-Unternehmer, Denis und Daniel Gibisch. Vor fünf Jahren haben die beiden Brüder das Suppenunternehmen Little Lunch gegründet. Heute sagen sie: „Wer eine Idee hat, muss zu 100 Prozent hinter ihr stehen.“ Dann lässt sich die Idee auch verkaufen.

    2. Sei mutig

    Die Deutschen, sagt Brecht, sind gut darin, Dinge zu verbessern. Sie Schritt für Schritt zu optimieren. Aber so funktioniert Innovation nicht. Innovation ist radikal. Der Augsburger nennt ein Beispiel: Um Lebensmittel zu kühlen, wurde früher – also vor wirklich sehr langer Zeit – Eis geerntet. Die riesigen Klötze wurden aus zugefrorenen Seen gehackt und per Kutsche in wohlhabende Haushalte transportiert. Nur dann hatte jemand die Idee, einen Kühlschrank zu bauen. „Und was glauben Sie, wie viele der Menschen, die früher Eis geerntet haben, waren später in der Kühlschrankbranche beschäftigt? Null“, sagt Brecht. Das ist die radikale Veränderung, die er meint. Und die dürfen die Deutschen nicht verpassen. Und deshalb fordert Brecht: „Wir brauchen den Mut, radikal neu zu denken. Den Mut zur Innovation und nicht nur zur Verbesserung.“ Das ist also die zweite Lektion: Mutig sein.

    3. Lerne durchzuhalten

    Die dritte Erkenntnis liefert Daniel Zoll. Wer gründen will, sagt er, der muss durchhalten können. Aber viele Menschen sind zu faul. Und das meint er nicht mal böse. „Mir geht es auch manchmal so.“ Zoll weiß, wovon er redet, denn er ist auch selbstständig und berät Firmen bei ihrer Tätigkeit in Sozialen Medien. Ein wichtiger Schritt ist seiner Meinung nach, sich auch einzugestehen, dass man manchmal faul ist. Denn dann kann man an seinem Durchhaltevermögen arbeiten. „Ich hatte am Anfang auch Angst, ob ich das wirklich schaffe, dranzubleiben.“ Also hat er sich kleine Aufgaben gestellt – Challenges, wie er sagt. „Das kann alles sein. 60 Tage lang jeden Tag 30 Liegestütze machen. Oder jeden Tag eine Tasse Tee trinken.“ Irgendwann komme ein Tag, an dem fühlt man sich nicht so gut. An dem hat man keine Lust, die selbstgestellte Aufgabe umzusetzen. „Und dann muss man dranbleiben“, sagt er. „Wenn man das schafft, schafft man alles.“

    4. Mach es!

    Und der Marketingberater hat auch die vierte Botschaft parat: Einfach machen. „Wenn ich einen Marathon laufen will, lese ich auch nicht hundert Bücher. Ich fange an zu laufen.“ Und dann geht es nur noch darum, fleißig zu sein. Und eben durchzuhalten.

    Doch das alles bringt nichts, wenn man keine Mitarbeiter hat. Da sind sich die Augsburger Gründer Daniel und Denis Gibisch einig mit ihrem Investor Frank Thelen. Der sagt an junge Gründer gerichtet: „Bau dir ein Team zusammen, das mit dir an deiner Vision arbeitet.“ Und die Little-Lunch-Brüder sagen: „Wenn wir eine Sache von Anfang an richtig gemacht haben, dann, dass wir unsere Mitarbeiter wertschätzen.“

    5. Vertraue auf ein Netzwerk

    Und fünftens? Wer gründen möchte, braucht ein Netzwerk. Kontakt zu Investoren, zu Menschen, die in einer ähnlichen Situation stecken oder die den Schritt schon gegangen sind. So ein Netzwerk ist in den vergangenen zwei bis drei Jahren in Augsburg entstanden, sagt Michael Faat vom Augsburger Start-up Conntac. Das Unternehmen arbeitet sozusagen daran, die Warteschleife abzuschaffen. Die Augsburger haben eine App entwickelt, die Kunden helfen soll, wenn das Internet plötzlich ausfällt. „Im besten Fall diagnostiziert die App das Problem und sagt dem Kunden, wie er es beheben kann“, erklärt sein Kollege Benjamin Wöhrl. Wenn das nicht klappt, stellt das Computerprogramm Kontakt zum Telefonanbieter her. „Und der Kundenservice weiß dann schon, wo das Problem genau liegt.“ Die Gründer stellen fest: Die Start-up-Szene in Augsburg hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt, sei sehr viel lebhafter geworden. Und davon können alle profitieren.

    Also sind wir auf dem richtigen Weg in Deutschland? Na ja, sagt Gründerbotschafter Thelen. „Wir brauchen dringend einen deutschen Elon Musk. Einen Menschen mit Visionen.“ Aber die Chance ist noch nicht vertan, sagt jedenfalls Klaus Spindler. Er kümmert sich für den Autozulieferer Faurecia um das Thema Künstliche Intelligenz. „Wir müssen keine Angst vor Google und Co. haben“, sagt er. Das Rennen um künstliche Intelligenz stehe erst ganz am Anfang. „Und wir können noch gewinnen.“

    In unserem News-Blog können Sie den Tag des Rocketeer Festivals nachlesen: Frank Thelen, Little Lunch & Co.: Das Rocketeer Festival im Blog

    Am Rande des Rocketeer Festivals sprachen wir mit Boxbote-Gründer Raimund Seibold über die holprigen Anfänge seines Startups, die Kässpätzle-Idee und das Problem mit Verpackungsmüll:

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