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Umwelt: Unternehmen unter der Lupe: Alles nur grün gefärbt?

Umwelt

Unternehmen unter der Lupe: Alles nur grün gefärbt?

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    Zwei Studien nehmen die Unternehmen und ihr Klimaschutz-Engagement kritisch ins Visier.
    Zwei Studien nehmen die Unternehmen und ihr Klimaschutz-Engagement kritisch ins Visier. Foto: Foto: Jessie Wardarski, AP, dpa

    Plötzlich wollen alle Konzernchefs grün sein. Und nicht erst, seit sich die Weltgemeinschaft beim Klimagipfel in Glasgow anschickt, den Planeten zu retten. In der Werbung versprechen die Unternehmen, dass Klimaschutz und Nachhaltigkeit die Fixsterne ihrer Arbeit seien und nicht das Erzielen von Profiten. Doch stimmt das auch?

    Zwei Untersuchungen sagen: Nein. Die eine stammt von der Entwicklungshilfeorganisation Oxfam und dem unabhängigen Verein Finanzwende. Sie haben sich die im Dax versammelte Elite der deutschen Unternehmen zwischen 2009 und 2020 angeschaut. Im obersten Börsensegment waren in diesem Zeitraum 30 statt wie seit kurzem 40 Aktiengesellschaften vertreten. In der Periode legten die Dividenden mit 85 Prozent fast doppelt so stark zu wie die Gewinne, die um 48 Prozent stiegen.

    Auch Heidelberg Cement wurde von den Autoren der Studie untersucht.
    Auch Heidelberg Cement wurde von den Autoren der Studie untersucht. Foto:  Uwe Anspach/Archiv (dpa)

    Wenn mehr Geld an die Aktionäre ausgeschüttet wird, so die Logik der Studie, fehle es auf der anderen Seite für Investitionen. „Die Unternehmen könnten andere Prioritäten setzen, wenn sie wollten. Doch die Politik lässt es zu, dass sie sich aus der Verantwortung stehlen“, sagte Barbara Sennholz-Weinhardt von Oxfam Deutschland.

    Forderung: Erst Klimaziele anstreben, dann Aktionäre bedienen

    Einen genaueren Blick hat die Analyse auf die Sektoren Mobilität mit den Unternehmen BMW, Daimler, VW und Lufthansa, den Sektor Energie mit Eon und RWE, den Immobilienbereich mit Vonovia sowie die Zementherstellung mit Heidelberg Cement geworfen. Laut der Studie haben alle acht Unternehmen in den Jahren 2009 bis 2020 zu wenig in den Klimaschutz investiert, um ihren Ausstoß an Treibhausgasen so zu reduzieren, dass der Klimawandel wie international vereinbart gebremst werden kann. Bei BMW, Daimler, VW und Lufthansa seien dafür gemeinsam Investitionen von 13,8 Milliarden pro Jahr nötig gewesen und damit die Hälfte der Gewinne. Die Dax-Konzerne hätten also dennoch Geld an die Aktionäre ausschütten können.

    Finanzwende und Oxfam fordern, dass die Unternehmen in Deutschland dazu verpflichtet werden, konkrete Strategien für Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu entwickeln - und diese dann auch zu veröffentlichen. Die Höhe der Ausschüttungen sollte davon abhängen, ob genügend Geld für die Erreichung der Ziele investiert wurde.

    Nur sechs Prozent bewegen sich glaubwürdig auf das 1,5-Grad-Ziel zu

    Die zweite Analyse zur grünen Investitionslücke stammt von der Schweizer Privatbank Lombard Odier. Sie hat sich den weltweiten Indexfonds MSCI World angeschaut, der insgesamt 1600 Firmen umfasst. Darunter sind auch viele Dax-Konzerne aus Deutschland. Laut den Schweizern ist derzeit nur ein Viertel der Unternehmen im MSCI World Index darauf ausgerichtet, die Erwärmung unter der Marke von zwei Grad zu halten. Nur sechs Prozent bewegen sich bereits glaubwürdig in Richtung der Zielmarke von 1,5 Grad. Derzeit sind der Bank zufolge die Anstrengungen der Firmen zu gering, um die Erwärmung der Erde auf ein für die Menschheit erträgliches Maß zu begrenzen.

    Wenn sie nicht vergrößert würden, werde die Temperatur um 2,9 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit steigen. Und weite Teile der Welt würden damit unbewohnbar.

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