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Weltbild-Insolvenz: Mehr Zeit für den Insolvenzverwalter?

Weltbild-Insolvenz

Mehr Zeit für den Insolvenzverwalter?

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    Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz ist Ende vergangener Woche ein Coup gelungen. Die Verhandlungen über die Zukunft der gemeinsam betriebenen Weltbild- und Hugendubel-Filialen hatten bis dahin seit langem gestockt.

    Mit der Entscheidung, die Weltbild-Filialen aus dem Verbund mit Hugendubel herauszulösen, gibt es nun endlich Gewissheit über die Buchläden. Damit fällt es dem Insolvenzverwalter leichter, in Verhandlungen mit Investoren für die insolvente Verlagsgruppe zu treten. Das Ringen um die Zukunft des Unternehmens nähert sich damit seiner entscheidenden Phase.

    Weltbild: Bekommt Insolvenzverwalter Geiwitz mehr Zeit?

    Unterdessen bemühen sich Politik, Betriebsrat und Gewerkschaften offenbar weiterhin, dem Insolvenzverwalter mehr Zeit für die Investorensuche zu geben, falls dies nötig werden sollte.

    Der Niedergang von Weltbild

    Mit Pornoliteratur fing vor knapp zweieinhalb Jahren der Niedergang des Weltbild-Verlages an.

    Dass ausgerechnet ein von der katholischen Kirche getragenes Medienunternehmen Geld mit Erotikangeboten oder Esoterikbüchern macht, sorgte für Schlagzeilen und stürzte die Augsburger Verlagsgruppe in die Krise.

    Seitdem hat sich Weltbild nicht mehr erholt. Der Insolvenzantrag ist der vorläufige traurige Höhepunkt der Entwicklung bei dem Konzern mit mehr als 6000 Beschäftigten und etwa eineinhalb Milliarden Euro Umsatz.

    Als im Oktober 2011 das Erotikangebot bei Weltbild bekannt wurde, trat zunächst der von der Kirche entsandte Aufsichtsratsvorsitzende zurück. Dann preschte der Kölner Kardinal Joachim Meisner vor und verlangte eine Trennung von Weltbild.

    Seitdem wurde breit darüber diskutiert, wie sich die Diözesen von Weltbild trennen können. Eine Stiftung war im Gespräch, eine Lösung gab es nicht. Die Beschäftigten appellierten dabei immer wieder an die soziale Verantwortung der Bischöfe.

    Doch nicht nur der Wirbel um Buchtitel wie "Zur Sünde verführt" oder "Das neue Kamasutra" setzte dem Unternehmen zu. Im Wettbewerb mit Online-Gigant Amazon hatten es die Augsburger zunehmend schwer mit ihrem eher klassischen Katalog-Versandhandel.

    Seinen stationären Buchhandel hatte Weltbild im Jahr 2007 mit der Familie Hugendubel zusammengelegt. Das damals gegründete Gemeinschaftsunternehmen betreibt seitdem die Filialen unter etlichen Markennamen wie "Hugendubel", "Weltbild plus", "Jokers" sowie die Karstadt-Buchabteilungen.

    Dass die angeschlagene Verlagsgruppe zuletzt ihre zweiköpfige Geschäftsführung extra um den Sanierungsexperten Josef Schultheis erweiterte, konnte Weltbild nicht mehr retten. Er sollte den Umbau des Hauses in Richtung digitalem Handel beschleunigen.

    Möglicherweise kam dieser Schritt zu spät: Obwohl Weltbild im Weihnachtsgeschäft sogar etwas über dem Plan lag, musste das Unternehmen im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres (30. Juni) Einbußen bei Umsatz und Ergebnis verbuchen.

    "Das auch für die nächsten drei Jahre erwartete geringere Umsatzniveau verdoppelt den Finanzierungsbedarf bis zur Sanierung", begründete das Unternehmen den Insolvenzantrag.

    Die Gewerkschaft Verdi warf der Kirche umgehend vor, sich aus der Verantwortung zu stehlen.

    Erst im Oktober wurde bekannt, dass Weltbild in Augsburg ihren Kundendienst auslagern will - 140 Mitarbeiter sind davon betroffen. Doch weitere konkrete Zahlen und detaillierte Planungen zur Sanierung waren seit jeher von Weltbild kaum zu erfahren. Denn was Transparenz anging, operierte das Unternehmen ähnlich verschwiegen wie der große Konkurrent Amazon.

    Am Freitag dieser Woche findet im Ministerium von CSU-Arbeitsministerin Emilia Müller in München ein Treffen mit Vertretern des Ministeriums, des Betriebsrats und der Gewerkschaft Verdi statt. Dies bestätigten Gewerkschaft und Ministerium unserer Zeitung. Auf einem Spitzentreffen im Januar in Augsburg hatten Müller und CSU-Wirtschaftsministerin Ilse Aigner Hilfe zugesichert.

    Weltbild: Es kommen massive Einschnitte

    Für die Weltbild-Interessenten steht indes ein sogenannter „Datenraum“ offen, damit sie Einblick in die Zahlen der Firma nehmen können. Enthalten sein soll darin ein Erwerberkonzept, das mit Unterstützung der Unternehmensberatung Roland Berger erstellt wird, wie es aus Unternehmenskreisen heißt. Die Details sind nicht öffentlich. Als sicher gilt, dass auf Weltbild massive Einschnitte zukommen. mke

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