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Elektroautos: Fachleute warnen: Hohe Stromkosten bremsen E-Auto-Nachfrage

Elektroautos

Fachleute warnen: Hohe Stromkosten bremsen E-Auto-Nachfrage

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    Hohe Stromkosten bremsen die Nachfrage nach E-Autos.
    Hohe Stromkosten bremsen die Nachfrage nach E-Autos. Foto: Silvio Wyszengrad

    Nach dem Wegfall der E-Auto-Prämien drohen nun auch die hohen Stromkosten den erhofften Umstieg auf mehr Elektromobilität zu bremsen. Trotz sinkender Börsenstrompreise haben nach Recherchen unserer Redaktion die wenigsten Anbieter von Ladetarifen und öffentlichen Ladesäulen Kostensenkungen an ihre Kundschaft weitergeben. Nach massiven Preiserhöhungen auf dem Höhepunkt der Energiekrise Anfang vergangenen Jahres ist öffentliches Laden mit im Schnitt knapp 60 Cent pro Kilowattstunde für viele E-Autos teurer als die Spritkosten vergleichbarer moderner Benzin- und Dieselfahrzeuge.

    Nur Tesla senkt die Preise auf teils unter 40 Cent

    Eine der wenigen Ausnahmen ist der US-Autobauer Tesla: Nachdem Ende 2022 die Preise an den Schnellladesäulen auf über 70 Cent pro Kilowattstunde anstiegen, senkte Tesla seine Preise für eigene Kunden und Monatsverträge für Fremdmarken mehrmals, sodass sie im Februar außerhalb der teureren Spitzenzeiten je nach Standort zwischen 36 und 44 Cent lagen. Zahlreiche Stadtwerke und Anbieter von überregionalen Ladekarten und Schnellladesäulen behielten dagegen ihre hohen Preise auch 2024 bei. Ein Spitzenreiter ist der Anbieter Ionity mit 69 Cent für Laden ohne spezielle Monats- oder Jahresverträge in Autobahnnähe

    Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung bestätigt die Entwicklung: „Natürlich drängt sich der Verdacht auf, dass zumindest einige Anbieter die Strompreiskrise 2022 für dauerhafte Preiserhöhungen genutzt haben“, sagte der DIW-Verkehrsexperte Wolf-Peter Schill unserer Redaktion. „Allerdings ist unklar, ob die Ladetarife vor der Krise immer kostendeckend waren und ob die Preise gegenüber den Gesamtkosten der Bereitstellung von Strom an öffentlichen Ladesäulen derzeit tatsächlich überhöht sind“, betont Schill. Dennoch drohe die Entwicklung dem politisch gewünschten Umstieg auf mehr E-Autos zu schaden, warnt der Experte. „Hohe Kosten und unübersichtliche Tarife helfen der Elektromobilität sicher nicht.“ 

    Gefährden hohe Strompreis den Umstieg auf die Elektromobilität?

    Auch der Automobilbranchen-Forscher Stefan Bratzel sieht vor allem in den Städten die Ziele durch die Preisentwicklung gefährdet. „Für den Hochlauf der Elektromobilität sind Qualität, Verfügbarkeit und Verlässlichkeit des Ladens entscheidend, aber natürlich auch die Kosten“, sagte der Leiter des Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach unserer Redaktion. „Wenn man die Menschen in Mehrfamilienhäusern insbesondere in den Städten erreichen will, braucht es eine gute Ladeinfrastruktur zu attraktiven Preisen“, betont Bratzel. 

    „Für regelmäßiges Laden an öffentlichen Säulen in den Städten muss man hier, gemessen an den heutigen Preisen, auf unter 40 Cent pro Kilowattstunde kommen, alles andere ist kaum zu vermitteln“, mahnt der Experte. „Die Ladepreise üben eine Signalwirkung auf potenzielle E-Auto-Käufer aus“, betont Bratzel. „Langstrecken-Fahrten sind für die meisten Menschen die Ausnahme, aber auch hier sind Preise von fast 80 Cent pro Kilowattstunde im Vergleich zu Verbrenner-Kraftstoffkosten aus Autofahrersicht fragwürdig, auch wenn Betreiber von Schnellladesäulen ihre Investitionen wieder reinverdienen wollen.“ 

    ADAC hofft auf mehr Wettbewerb bei Ladekosten durch EU-Vorgaben

    Auch der ADAC fordert mehr Transparenz bei Ladekosten. „Verbraucher wollen und sollen vor dem Laden wissen, was sie bezahlen müssen“, sagte ein Sprecher des Automobilklubs. „So können sie selbst die Entscheidung treffen, welchen Anbieter sie zum Laden ihres E-Autos nutzen und ihre Mobilitätskosten durch die Wahl eines günstigen Anbieters zu senken.“ Der ADAC hofft, dass hier EU-Gesetze für mehr Preistransparenz spätestens 2026 auch in Deutschland zu mehr Wettbewerb und niedrigeren Preisen führen. 

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