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Diesel-Importverbot aus Russland: Was bedeuten die EU-Sanktionen?

Energie

Kein Diesel mehr aus Russland – was bedeuten die EU-Sanktionen?

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    Ab dem 5. Februar 2023 will die Europäische Union keine Erdölprodukte wie Diesel, Benzin oder Schmierstoffe mehr aus Russland abnehmen.
    Ab dem 5. Februar 2023 will die Europäische Union keine Erdölprodukte wie Diesel, Benzin oder Schmierstoffe mehr aus Russland abnehmen. Foto: Axel Heimken, dpa

    Dass beim Volltanken dreistellige Beträge fällig werden können, daran haben sich Verbraucher gewöhnen müssen. Das Preisniveau für Benzin und Diesel bleibt trotz Tagesschwankungen hoch. Die durch den Überfall Russlands auf die Ukraine ausgelöste Energiekrise leert die Sprit-Kasse deutscher Haushalte nach wie vor zügig. Zwar liegen die durchschnittlichen Preise derzeit weit unter der 2-Euro-Grenze pro Liter – auch wenn so viel in Einzelfällen zu ungünstiger Uhrzeit immer noch aufgerufen werden kann. Möglich indes, dass es künftig wieder teurer wird, denn die Europäische Union weitet ihre Sanktionen gegen Russland aus. Ab diesem Sonntag dürfen keine russischen Mineralölprodukte mehr in die EU importiert werden. Was bisher nur für Rohöl galt, gilt dann auch für Raffinerie-Erzeugnisse wie Diesel, Benzin oder Schmierstoffe.

    Was bedeutet das für die Preise? Der ADAC erwartet derzeit keine dramatischen Auswirkungen des Embargos. Wie ADAC-Sprecher Andreas Hölzel auf Anfrage mitteilt, seien in den vergangenen Tagen die Kraftstoffpreise bundesweit gesunken. Dieser Effekt sei bei Diesel stärker als bei Benzin. Ob in der kommenden Woche der Sprit teurer werde, sei "schwer vorherzusehen". Hölzel sagt: "Wir gehen davon aus, dass sich die Mineralölkonzerne auf die Situation vorbereitet haben und eine weitgehend preisstabile Versorgung gewährleistet ist." Andererseits weist er darauf hin, dass Diesel allerdings an den Tankstellen im Vergleich zu Benzin ohnehin noch immer sehr teuer sei. Denn: Die Steuerlast je Liter Diesel ist um über 20 Cent niedriger als bei Benzin. 

    Bundeswirtschaftsministerium beruhigt: Trotz Embargo keine Engpässe bei Diesel erkennbar

    Der Wirtschaftsverband Fuels und Energie (en2x) erklärt, dass sich durch die Ausweitung des EU-Embargos für die Mineralölbranche "zusätzliche logistische Herausforderungen" ergäben. Dessen Hauptgeschäftsführer Christian Küchen sagt, dass in Deutschland rund vier Millionen Tonnen Diesel pro Jahr zu ersetzen seien, die bislang aus Russland eingeführt wurden: "Das entspricht rund einem Achtel des Bedarfs.“ Wo Mineralölprodukte fehlten, müssten sie durch zusätzliche Importe, zum Beispiel aus den USA oder dem arabischen Raum, ersetzt werden. Andererseits seien laut en2x bundesweit Rohöl und Fertigprodukte wie Diesel für den Verbrauch von rund drei Monaten eingelagert. Zudem lägen die Preise in Bayern – wegen hoher Raffinerieproduktion bei gleichzeitig moderater Kraftstoffnachfrage – "weit unter dem Bundesdurchschnitt". Für Diesel wurden in Augsburg zum Monatsanfang 0,5 Cent je Liter weniger als im Bundesdurchschnitt verlangt, bei Benzin laut en2x mit 1,718 Euro sogar mehr als 5 Cent (1,771 Euro je Liter im Bund). – Wenig ist aber auch das nicht. 

    Zieht Chinas Nach-Corona-Aufschwung die Öl-Preise wieder hoch?

    Um Preissteigerungen zu verhindern, waren G7 und EU zuletzt so vorgegangen: Westliche Reedereien dürfen russisches Rohöl nur transportieren und Versicherungsunternehmen diese Ladungen nur absichern, wenn eine festgelegte Preisobergrenze nicht überschritten wird. Ähnlich soll nun auch bei Mineralölprodukten verfahren werden. Das Ziel: Russland Einnahmen so gering wie möglich und den Preis stabil halten.

    Klaus-Jürgen Gern, Konjunkturexperte vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel (IfW), gibt zu bedenken, dass in den letzten Monaten sogar wieder verstärkt Ölprodukte importiert wurden, um vor Einsetzen des Embargos die Lager aufzufüllen. Die Folge: "Diesel war zuletzt wieder reichlicher am Markt verfügbar und der Preisaufschlag gegenüber Benzin verringerte sich spürbar. Dies könnte sich in den nächsten Wochen ändern, wenn die Importe aus Russland wegfallen und Ersatzlieferungen unzureichend und teurer ausfallen sollten." Hinzu kommt: Der chinesische Nach-Corona-Aufschwung wird in den nächsten Monaten die Nachfrage in Fernost erhöhen. Gern erwartet daher, dass das "die Ölpreise und letztlich auch die Preise an den deutschen Tankstellen nach oben ziehen dürfte". 

    Das Bundeswirtschaftsministerium teilt auf Anfrage mit, dass Engpässe für Mineralölprodukte nicht erkennbar wären.

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