Etwas mehr als gar nichts, mehr hat Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus den Gläubigern der insolventen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof am Dienstag in Essen nicht anbieten können. Die Gläubigerversammlung stimmte dem Verkauf des Konzerns an ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC und der Beteiligungsfirma BB Kapital SA des Unternehmers Bernd Beetz aus Mangel an Alternativen dennoch zu. Im gleichen Zug verzichteten die rund 4600 Gläubiger auf einen Großteil der angemeldeten Forderungen in Höhe von 886,1 Millionen Euro.
Denkhaus konnte den Gläubigern nur Hoffnung auf Rückzahlungen in Höhe von voraussichtlich bis zu 22,5 Millionen Euro machen - 2,5 bis 3 Prozent des Fehlbetrags. Der Betrag könnte sich noch erhöhen, wenn es gelingt, Zahlungen aus den Ansprüchen gegen den bisherigen Eigentümer, die Signa-Gruppe des Unternehmers René Benko, einzutreiben. Doch die verschachtelten Besitzverhältnisse und die finanziellen Schwierigkeiten im Reich des tief gefallenen Österreichers, versehen diese Hoffnung mit einigen Fragezeichen. Weil Signa zugesagte Hilfen zuletzt nicht mehr leistete, rutschte Galeria zu Jahresbeginn erneut in die Insolvenz.
Dritte Insolvenz kostet den Steuerzahler hunderte Millionen Euro
Die dritte Insolvenz des Warenhauskonzerns binnen weniger Jahre hat auch den Steuerzahler viele Millionen Euro gekostet. Über den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) hatte Galeria 2021 und 2022 Unterstützung von insgesamt rund 680 Millionen Euro erhalten. Ein Großteil der Ansprüche des Geldes war bereits nach dem 2023 abgeschlossenen Insolvenzverfahren verloren.
Hoffnung auf Rückzahlung gab es noch bei einem sogenannten Nachrangdarlehen in Höhe von 88 Millionen Euro. Weil dafür besondere Sicherheiten vereinbart wurden, wird der WSF nun vorrangig aus der Insolvenzmasse bedient. Im Zuge der neuen Insolvenz seien keine weiteren Ausfälle zu erwarten, teilte der WSF zuletzt mit.
Der Beschluss der Gläubigerversammlung muss nun noch einmal vom Insolvenzgericht bestätigt werden. Ende Juli könnte der Insolvenzverwalter die Kontrolle über das Unternehmen abgeben. Dann soll Beetz als Aufsichtsratsvorsitzender zusammen mit dem bestehenden Management um Galeria-Chef Olivier Van den Bossche die operative Führung übernehmen.
100 Millionen Euro sollen in Modernisierung bestehender Filialen investiert werden
Die neuen Eigentümer haben ihre Pläne bereits grob umrissen. Demnach sollen in den nächsten zwei bis drei Jahren bis zu 100 Millionen Euro in die Modernisierung der bestehenbleibenden Filialen investiert werden. 16 von derzeit noch 92 Häusern müssen wohl bereits Ende August schließen. Etwa 80 Millionen Euro Mietkosten heißt es, sollen so jedes Jahr eingespart werden. 1400 Menschen verlieren ihren Arbeitsplatz.
Symbolträchtig ist die Aufgabe des Unternehmenssitz in Essen. Eine deutlich abgespeckte Verwaltung soll im kommenden Jahr in eine Filiale in Düsseldorf umziehen. Ebenfalls verschwinden sollen die traditionsreichen Marken Kaufhof und Karstadt, die Kette heißt künftig schlicht Galeria.
Wirtschaftsminister Aiwanger gibt Gutachten zu Bayerns Galeria-Filialen in Auftrag
In Bayern gab es zuletzt weiter Hoffnung, dass die beiden Filialen Würzburg und Augsburg, die auch auf der Schließungsliste stehen, doch noch gerettet werden können. Knackpunkt erneuter Verhandlungen mit den Immobilienbesitzern waren die Mieten. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) sah es zuletzt als gutes Zeichen, dass es weitere Gespräche gab. Unserer Redaktion sagte er am Dienstag: „Die Verhandlungen verliefen vertrauensvoll. Wir sind verhalten optimistisch, für die Filialen Augsburg und Würzburg eine Lösung zu finden. Mit einer finalen Entscheidung rechnen wir Anfang Juni.“
Für den Fall, dass es bei den Schließungsplänen bleibt, müssten die Kommunen in Verhandlungen mit den Eigentümern gemeinsam Lösungsansätze für Neu- und Umnutzungen finden, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium.
Hilfe leisten soll den betroffenen Städten dabei auch ein Gutachten, dass Aiwangers Haus zu den bayerischen Galeria-Standorten in Auftrag gegeben hat. Dieses Gutachten sei bald fertiggestellt und gebe den Kommunen auch Hinweise, welche Nachnutzungen im Einzelfall möglich sind, erklärte eine Sprecherin auf Anfrage. Zudem könne eine Datenbank mit zahlreichen konkreten Fallbeispielen aus ganz Deutschland Impulse für neue Nutzungen leerstehender Warenhausimmobilien geben. Umnutzungen kosteten Zeit und Geld, brächten oftmals aber auch neues Leben und frische Impulse in die Innenstädte, so die Sprecherin weiter.
Sich mit neuen Konzepten für die Innenstadt zu beschäftigen, empfiehlt sich für die Kommunen in jedem Fall. Denn Handelsexperten sind skeptisch, ob das Konzept der neuen Eigentümer tatsächlich tragen wird.