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Interview
08.05.2024

Arbeitsforscher: „Deutschland ist nicht faul geworden“

„Wenn eine Sanktion ausgesprochen wird, wird eher ein Job angenommen als ohne Sanktion“, sagt Bernd Fitzenberger, Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung.
Foto: Oliver Hanser

Bernd Fitzenberger erklärt, warum in Vier-Tage-Wochen oft sogar mehr gearbeitet wird, steuerfreie Überstunden nicht sinnvoll sind – und ob Sanktionen für Bürgergeldempfänger etwas bringen.

Herr Fitzenberger, seit der Coronakrise fragt sich jeder: Wo sind all die Arbeitskräfte hin? Wissen Sie es?

Bernd Fitzenberger: Die Arbeitnehmer sind nicht weg. Sie sind weiter da. Es werden aber einfach immer mehr gebraucht. Wir sind zu einer Dienstleistungsgesellschaft geworden, in der sehr viele arbeitsintensive Tätigkeiten anfallen. Dies betrifft insbesondere Bereiche wie Pflege, Gesundheit und Erziehung. Hier steigen Bedarfe der Gesellschaft stärker als das Arbeitskräfteangebot. Gleichzeitig arbeiten viele Beschäftigte in Teilzeit und es handelt sich um Jobs, die schlecht automatisiert werden können. Produktivitätsfortschritte sind daher schwierig. So wird alles knapp.

Der Arbeitskräftemangel in der Gastronomie wird vom Bürger stark wahrgenommen. Warum ist das so?

Fitzenberger: Die Gastronomie hat traditionell in großem Umfang auf Saisonarbeitskräfte, Neben-, Aushilfs- und Minijobber gesetzt. Es gibt hier eine relativ geringe Bindung zu den Arbeitgebern und einen hohen Umschlag an Arbeitskräften. In der Coronakrise wurden nicht viele Beschäftigte direkt gekündigt, jedoch hat die Branche nach der Krise festgestellt, dass ihr Rekrutierungsmodell nicht mehr funktioniert. Die minijobbende Kellnerin arbeitet jetzt in der Industrie oder beim Discounter an der Kasse zu besseren Arbeitsbedingungen und oft einem deutlich attraktiveren Lohn. In der Gastronomie sehen wir wie in einem Brennglas, was uns auch in anderen Branchen bevorsteht, wenn das Angebot an Arbeitskräften in den kommenden Jahren aufgrund der Alterung der Erwerbsbevölkerung branchenübergreifend sinkt.

Hat die Gastro-Branche nicht einfach die Quittung dafür bekommen, dass sie oft auf Billiglöhne gesetzt hat?

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Fitzenberger: Man kann es sicher nicht über einen Kamm scheren, aber der Teil der Gastronomie, der auf langfristige und reguläre Beschäftigungsverhältnisse gesetzt hat, hat es jetzt sicher leichter. Die Betriebe, die kurzfristig rekrutieren müssen und bei denen die Mitarbeiterbindung geringer ist, tun sich sehr viel schwerer und können Stellen oft nicht besetzen. 

Rund 1030 Stunden arbeiten die Deutschen statistisch pro Jahr. In der Schweiz sind es deutlich mehr. Sind die Deutschen faul geworden?

Fitzenberger: Diese These stimmt so nicht. Wir haben in den vergangenen 25 Jahren in Deutschland in zwei Gruppen erhebliche Beschäftigungszuwächse gesehen, bei Frauen und bei Älteren. In beiden Gruppen sind die Beschäftigungsquoten deutlich gestiegen und liegen in Deutschland mittlerweile im Vergleich aller Industrieländer weit oben. Das ist eine tolle Entwicklung, die in der Statistik aber auch dazu führt, dass die durchschnittliche Arbeitszeit pro Beschäftigtem sinkt.

Erklären Sie uns das einmal bitte …

Fitzenberger: Frauen und Ältere arbeiten überdurchschnittlich viel in Teilzeit, was ja auch völlig verständlich ist. Während die Frauen oft neben der Erwerbsarbeit noch Erziehungs- oder Pflegearbeit in der Familie übernehmen, sind Ältere oft an einem gleitenden Übergang in den Ruhestand interessiert und können sich einen geringeren Verdienst leisten. Die stark gestiegene Beschäftigung in beiden Gruppen führt also zu dem Effekt, dass pro Kopf gerechnet durchschnittlich kürzer gearbeitet wird. Insgesamt werden jedoch in Deutschland mehr Stunden denn je gearbeitet. 

Aber unter Vollzeitbeschäftigten sinken die Wochenarbeitszeiten tendenziell …

Fitzenberger: Das stimmt, aber dieser Effekt ist bisher geringer, als dies die medial breite Diskussion über die 4-Tage-Woche nahelegt. Übrigens kann eine 4-Tage-Woche in Einzelfällen sogar dazu führen, dass mehr beziehungsweise effektiver gearbeitet wird. Dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn Eltern kleiner Kinder vollzeitnah erwerbstätig bleiben und sich die Kinderbetreuung teilen. In Summe arbeitet der Haushalt dann langfristig deutlich mehr beziehungsweise effektiver als dies ohne Arbeitszeitverkürzung möglich wäre. Also kurz: Deutschland ist nicht faul geworden.

Die FDP schlägt vor Überstunden steuerfrei zu stellen. Eine gute Idee?

Fitzenberger: Dem Vorschlag liegt ein richtiger Gedanke zugrunde, aber ich halte ihn nicht für sinnvoll.

Warum?

Fitzenberger: Erstens ist der Vorschlag nicht praktikabel, da es eine hohe Zahl von unbezahlten Überstunden gibt. Zweitens könnte der Vorschlag dazu führen, dass Arbeitgeber ihre offiziellen Arbeitszeiten nach unten anpassen, um die Differenz zum früheren Stundenniveau als Überstunden zu deklarieren. Um solche Effekte zu minimieren, wäre wiederum ein hoher Kontrollaufwand notwendig. Gleichzeitig entgingen dem Staat umfangreiche Steuereinnahmen. Denkbar wäre aus meiner Sicht eine steuerliche Freistellung von expliziten Überstundenzuschlägen, aber auch dies wäre mit hohem bürokratischem Aufwand verbunden. Um Extra-Anreize fürs Arbeiten zu schaffen, scheint mir zielführender, Arbeit attraktiver zu machen, beispielsweise durch bessere Möglichkeiten zur Kinderbetreuung und zur Nutzung von Homeoffice.

Die Bürgergeldreform steht in der Kritik, dass sie Arbeit eher verhindert, als zu fördern. Bestehen zu wenige Sanktionsmöglichkeiten für Jobverweigerer?

Fitzenberger: Richtig ist, dass die Bürgergeldreform verstärkt auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit der Jobcenter mit den Leistungsbeziehenden setzt. Sanktionen werden inzwischen seltener ausgesprochen als noch vor der Coronakrise. De facto gibt es seit 2019 einen starken Rückgang der Sanktionierung, ausgelöst durch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das schlicht die Verhältnismäßigkeit für harsche Sanktionen infrage stellte. Allerdings können im Bürgergeld Sanktionen nach Ende des Sanktionsmoratoriums im Jahr 2022 wieder ausgesprochen werden und die Sanktionsmöglichkeit bei mehrfacher Ablehnung von Jobangeboten wurde jüngst verschärft.

Wie bewerten Sie die geringere Sanktionierung bei Bürgergeldempfängern im Vergleich zur Situation bis 2019?

Fitzenberger: Wenn eine Sanktion ausgesprochen wird, wird eher ein Job angenommen als ohne Sanktion. Insofern wirken Sanktionen. Allerdings nehmen die Betroffenen dann oft Jobs auf, die nicht für sie passen. Als Folge sind viele dieser Jobs nicht nachhaltig, sondern werden schnell wieder beendet. Meist entstehen durch Sanktionsdruck keine stabilen Beschäftigungsverhältnisse. Der Knackpunkt im Vermittlungsprozess liegt vor der Sanktion. Den Jobcentern muss es erst einmal gelingen, einen direkten Draht zu den Leistungsempfängern aufzunehmen. Ein nicht unbedeutender Teil der Termine in Jobcentern werden gar nicht eingehalten. Das heißt, die Jobcenter kommen zum Teil gar nicht an die Leistungsempfänger ran. Die Sanktionsandrohung und damit Sanktionen als letztes Mittel sind zwar wichtig, aber meist ist das Kind schon in den Brunnen gefallen, wenn sie ausgesprochen werden.

Ein Jobturbo soll Bürgergeldempfänger schneller in den Arbeitsmarkt integrieren. Wird das klappen?

Fitzenberger: Der Jobturbo setzt die richtigen Akzente. Er hat zum Inhalt, dass Geflüchtete schon nach einem ersten Integrationskurs Arbeit aufnehmen sollen, auch wenn sie die deutsche Sprache noch nicht so gut beherrschen. Der Schritt ist sicher richtig. Es kommt jetzt allerdings darauf an, dass die Unternehmen, Jobs für solche Menschen auch bereitstellen– und der Spracherwerb und die Weiterqualifizierung nach Joberwerb weiter unterstützt wird.

Zur Person: Bernd Fitzenberger, 60, ist seit 2019 Direktor des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung und damit so etwas wie Deutschlands oberster, staatlich bestellter Arbeitsmarktforscher. 

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08.05.2024

Deutschland ist nicht fauler geworden, es besitzt jedoch weder genügend technologisch anspruchsvolle bzw. wertschöpfende Arbeitsplätze von denen ein Sozialstaat finanziert werden kann noch die qualifizierten Arbeitsplätze dazu.
Die Steuereinnahmen und Arbeitsplätze in der Dienstleistung (Essen, Saufen, Kaufen) reichen dazu volkswirtschaftlich nicht aus. Die Fehler der Vergangenheit werden uns einholen, wenn die letzte finanzielle Reserve aus dem Speck der Vergangenheit aufgebraucht ist.