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Volkswagen
10.04.2024

VW-Chef Oliver Blume: "Anderen Kulturen mit Respekt begegnen"

Oliver Blume ist zugleich Chef von Porsche und des VW-Konzerns.
Foto: Porsche

Oliver Blume ist Chef des VW-Konzerns und von Porsche. Er hat sich an einer Demonstration gegen Rechtsextremismus und die AfD beteiligt. Warum sich der Manager engagiert.

Herr Blume, Volkswagen spart in allen Sparten. Allein die Marke VW soll die Kosten bis 2026 um zehn Milliarden Euro senken. Andererseits investieren der Konzern und seine Töchter massiv in den Sport. Am 13. April beginnt der Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart und Porsche steckt langfristig nach dem Einstieg beim VfB Stuttgart über 100 Millionen Euro in den Verein. Dann engagiert sich Audi auch noch in der Formel 1. Wie passt das alles zusammen?

Oliver Blume: Das passt sehr gut. Im Volkswagen-Konzern und bei Porsche engagieren wir uns seit vielen Jahren im Sport. In der Breite und in der Spitze – nachhaltig, als bewährter Partner. Wir übernehmen damit gesellschaftliche Verantwortung. Wir vermitteln Werte wie Teamgeist, Fairness, Respekt und Leidenschaft. Auf und abseits des Platzes. Sport führt Menschen und Kulturen zusammen. Es ist die schönste Nebensache der Welt. Gerade der Porsche Tennis Grand Prix hat sich toll entwickelt. Regelmäßig sind fast alle führenden Spielerinnen der Welt dabei. Aktuell werden alle vier Grand-Slam-Siegerinnen bei uns aufschlagen. Und wir versprechen uns auch viel vom Formel-1-Engagement von Audi. Die Motorenentwicklung in Neuburg läuft sehr gut. Wir alle freuen uns auf den Tag, wenn wir 2026 mit Audi erstmals in der Formel 1 starten. 

Der Gründer des Stuttgarter Tennis-Turniers, Dieter Fischer, ist im Februar gestorben. Er stand für Werte wie Zusammenhalt und Vielfalt, war sozusagen ein personifiziertes Anti-AfD-Programm, der über Ländergrenzen und Hautfarben hinweg den Menschen in den Mittelpunkt gestellt hat. 

Blume: Porsche steht seit jeher für Werte, die auch Dieter Fischer gelebt hat. Unser Beileid ist bei seinen Angehörigen. Es ist heute aktueller denn je, Menschen aus allen Weltreligionen, Kulturen und mit unterschiedlichen Hautfarben zusammenzubringen. Im Volkswagen Konzern arbeiten mehr als 680.000 Menschen, verteilt auf der ganzen Welt. Vielfalt ist unsere Stärke. Volkswagen und Porsche sind global aufgestellt. Mit unserem Team, mit den Menschen, ihrer Leidenschaft und Diversität, können wir gemeinsam sehr viel bewegen. 

So haben Sie in Wolfsburg, dem Sitz des VW-Konzerns, auf einer Demonstration gegen Rechtsextremismus und damit einer Veranstaltung gegen die AfD gesprochen. 

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Blume: Ja, das stimmt. Ich stehe mit dem Herzen hinter den Zielen der Veranstaltung. Als Bürger, Familienvater und Unternehmenslenker. Ich stehe für unsere demokratischen und freiheitlichen Grundwerte. Vor allem geht es mir um den Zusammenhalt in unserer gesamten Gesellschaft. Demokratie und Freiheit, Vielfalt und Zusammenhalt sind keine Selbstverständlichkeiten. Für diese Werte müssen wir uns aktiv einsetzen. Und neben unserer gesellschaftlichen Verantwortung sind wir auch als Exportnation auf andere Länder angewiesen. Darauf beruht unser Wohlstand. Auch diesen müssen wir uns immer wieder aufs Neue erarbeiten. 

Volkswagen- und Porsche-Chef Oliver Blume (rechts), spricht auf einer Demonstration gegen Rechtsextremismus auf dem Rathausplatz in der Innenstadt von Wolfsburg.
Foto: Michael Matthey, dpa

Was heißt das konkret für Menschen, die als Migranten und Zuwanderer zu uns kommen? 

Blume: Wir müssen gegenüber anderen Kulturen aufgeschlossen bleiben und ihnen mit Respekt begegnen. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag Deutschland buchstäblich am Boden. Die Menschen haben die Ärmel hochgekrempelt, um unser Land wieder aufzubauen. Und viele andere Nationen haben Deutschland dabei geholfen – wirtschaftlich und gesellschaftlich. Wenn heute Menschen aus Krisenregionen wie der Ukraine oder aus Syrien zu uns kommen, sollten wir uns immer wieder daran erinnern, wie es den Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg ergangen ist. Wir sollten helfen und umgekehrt können wir Hilfe beim Fachkräftemangel erhalten. Wichtig ist, dass wir Fachkräfte aus dem Ausland gut in Deutschland integrieren und umgekehrt auch sie sich gut einbringen. 

Volkswagen setzt sich auch für Inklusion ein, also dafür, dass etwa behinderte und nicht behinderte Menschen gemeinsam in eine Schulklasse gehen. Dem thüringischen AfD-Landeschef Björn Höcke ist das ein Graus. Er will die Inklusion abschaffen. 

Blume: Als Gesellschaft sind wir stark, wenn wir zusammenhalten. Deshalb setzt sich unsere Ferry-Porsche-Stiftung gerade für Menschen ein, die es nicht leicht im Leben haben. In diesem Rahmen fördern wir auch Inklusion im Sport. Gerade Sport bringt Menschen zusammen. Hier unterstützen wir finanziell Sportvereine, in denen behinderte und nicht behinderte Menschen etwa in einer Mannschaft spielen. Jeder Mensch hat seine Stärken. Und solche Inklusionsprojekte bereichern uns auch im Volkswagen Konzern. 

Volkswagen hat klar Position gegen Rechtsextremismus bezogen, auch wenn sicher so mancher AfD-Wähler Autos der Konzern-Marken fährt. 

Blume: Der Volkswagen-Konzern zeigt Haltung – weit über die eigenen Werkstore hinaus. In unserem Konzern arbeiten Menschen aus über 120 Nationen. Wir haben gemeinsame Werte, weltweit. Ich habe in Phasen viel gelernt, als ich in Südafrika, in Mexiko und über fünf Jahre in Spanien gearbeitet und gelebt habe. Diese Zeiten im Ausland haben mich bereichert, auch unzählige Reisen nach China oder Nordamerika. Ich setze mich ein für eine Kultur des gegenseitigen Respekts und der gegenseitigen Wertschätzung. Auf der Kundgebung gegen Rechtsextremismus habe ich klar Position bezogen. Wir bei Volkswagen wollen dazu beitragen, ein gemeinsames Miteinander zu fördern. 

Wie fielen die Reaktionen auf Ihre Rede aus? Manch Prominenter musste nach ähnlichen Aktionen gegen rechts einen Shitstorm über sich ergehen lassen. 

Blume: Zunächst waren wir extrem beeindruckt, welche Online-Reichweite wir bei der Demo erreicht haben. Sie lag bei über 30 Millionen Aufrufen vornehmlich in Deutschland – was weit über dem liegt, wenn wir digital über neue Produkte informieren. Mich haben sehr viele positive Reaktionen von Menschen erreicht, denen ich wohl aus dem Herzen gesprochen habe. Und natürlich gab es vereinzelt Kritik. 

Fiel die Kritik heftig aus? 

Blume: Die Kritik hielt sich sehr in Grenzen. Einige fragten, ob jetzt auch noch ein Unternehmensvertreter wie ich bei so einer Demo auftreten müsse. Doch genau das muss ein Unternehmensvertreter wie ich tun. Wir sind Teil der Gesellschaft. Uns ist es wichtig, dass die Grundwerte unserer Gesellschaft wie Demokratie, Freiheit und Vielfalt weiter Bestand haben. Vom Fortbestand dieser Werte hängen Arbeitsplätze, Wohlstand und das soziale Miteinander in Deutschland ab. Natürlich gibt es heute Menschen, die verunsichert sind. Ihnen fehlen Orientierung und Perspektiven. Deshalb ist es so wichtig, dass wir Menschen erreichen und ihnen ins Gedächtnis rufen, welche Bedeutung unsere demokratischen Grundwerte haben. Auch der Sport kann auf diesem Weg helfen. 

Damit wäre Sport, also das gemeinsame Erleben von Siegen und Niederlagen über Nationalitäten und Hautfarben hinweg, ein Mittel, um den Rechtsextremismus einzudämmen. Sie haben selbst Fußball gespielt, erst als Stürmer, später als Libero. Was kann sich ein Manager aus der Welt des Sports abschauen?

Blume: Sport trägt dazu bei, unsere Gesellschaft stärker zusammenzubringen. Menschen können darüber lernen, wie wichtig Vielfalt ist. Deshalb legen wir als Konzern sehr großen Wert darauf, vor allem den Jugendbereich im Sport zu fördern. Wir wollen jungen Menschen Werte wie Fairness, Toleranz und Leistungsbereitschaft nahebringen. Ob beim VfL Wolfsburg, bei Bayern München, dem FC Ingolstadt, dem VfB Stuttgart oder den Stuttgarter Kickers. Ebenso wichtig ist die Breite an Standorten – auch Vereine in Braunschweig, Emden, Zwickau oder Aue gehören dazu. 

Sie führen ein Unternehmen wie ein Sportteam. 

Blume: Ja, und das mit Leidenschaft. Im Sport wie in einem Unternehmen kommt es auf Performance und Leistung an. Zusätzlich ist der Teamgeist wichtig, also das Gefühl, gemeinsam etwas zu erreichen. Ich schöpfe heute nach wie vor viele Erkenntnisse aus dem Fußball und dem Sport insgesamt und bin damit immer gut gefahren. 

Sie sehen sich als Spielertrainer des Volkswagen-Konzerns und von Porsche. Wie trainieren Sie die Mannschaften? 

Blume: Im Fußball wie im Management kommt es darauf an, die richtige Person auf die richtige Position zu stellen. Dabei ist es nicht entscheidend, allein Spitzentechniker zu haben. Es sind zusätzlich Menschen notwendig, die die Handarbeit machen. Die Mischung macht es. Erfolg ist immer eine Teamleistung. Jeder muss bereit sein, für den anderen einen Meter mehr zu gehen, sich gegenseitig zu helfen. Dann kann man gemeinsam Berge versetzen. Exzellente Einzelspieler allein machen noch nicht den Erfolg, es geht um das Zusammenspiel und die richtige Einstellung. 

Stars allein erringen also keine Siege. 

Blume: Genau so ist es. Ich mag keine Selbstdarsteller. Jeder muss sich in den Dienst der Mannschaft stellen und dafür einstehen, was insgesamt für unsere Unternehmen gut ist. 

Was in der Praxis nicht immer einfach ist. 

Blume: Es kommt immer auf die richtige Führung an. Ich gebe jüngeren Menschen zum Beispiel mit, sich immer auf den Job zu konzentrieren, den sie gerade ausüben. Und das mit Herz und Seele. Alles Weitere kommt von allein. Als Spielertrainer kommt es im Management für mich darauf an, Feedback von den Beschäftigten aufzunehmen, sich immer wieder selbst zu hinterfragen und besser zu werden. Ich lerne viel von anderen Menschen. So habe ich es immer in meiner Karriere gehalten. Von den vielen guten Chefs, Kolleginnen und Kollegen konnte und kann ich mir einiges abschauen und mit meiner eigenen Persönlichkeit verknüpfen. 

Nehmen Sie auch Anleihen bei erfolgreichen Fußballtrainern wie dem VfB-Coach Sebastian Hoeneß oder Xabi Alonso von Bayer Leverkusen? 

Blume: Xabi Alonso und Sebastian Hoeneß leisten hervorragende Arbeit. Und für beide gilt: Sie waren in ihrem Trainer-Job nie besser als zurzeit. Beide Entwicklungen sind großartig und solche Geschichten schreibt der Sport. Oder nehmen wir Liverpool-Coach Jürgen Klopp, der für mich in Sachen Führung ein Vorbild ist. Klopp ist ein großer Motivator. Mit großer Leidenschaft hat er sehr viel erreicht und ist dabei immer er selbst geblieben. Alle drei Trainer liefern mit Können, sind klar in der Ansprache und erreichen Menschen. Unseren Führungskräften versuche ich immer wieder zu vermitteln, dass jeder von uns ein Vorbild ist. Nur was man selbst vorlebt, kann man auch von anderen erwarten. So halte ich es auch. 

Verzichten Sie deswegen in Sparzeiten zumindest auf fünf Prozent Ihres Millionengehalts? 

Blume: Wir haben uns im Konzernvorstand darauf geeinigt, auf einen Teil unserer Fixgehälter zu verzichten. Auch im Managementbereich geht es oftmals um mögliche Erhöhungen von Gehältern. Wir haben bewusst gesagt: Wir ziehen jetzt einmal etwas von unserem Gehalt ab. 

Den Einschnitt können Sie und Ihre Kollegen locker verschmerzen. 

Blume: Natürlich ist das nur ein kleines Symbol. Neben solchen Signalen an die Beschäftigten ist es am wichtigsten, fair mit Mitarbeitenden umzugehen. Ich entwickle im Team eine klare Strategie, stehe am Spielfeldrand und dirigiere die Mannschaft. Wenn es aber darauf ankommt, stehe ich auch auf dem Platz. Beim Elfmeterschießen ducke ich mich nicht weg. Ich trete an und haue das Ding rein. Deshalb sehe ich mich als Spielertrainer zweier erfolgreicher Teams von Volkswagen und Porsche. 

Bei der Vorlage der Volkswagen-Konzern-Bilanz für 2023 sind Sie eher defensiv aufgetreten. Immer wieder fielen die Worte „solide“ und „robust“. Wann spielt VW wieder groß auf? 

Blume: Es war kontrollierte Offensive. Ich habe unsere wirtschaftlichen Ergebnisse bewusst nicht übertrieben dargestellt, obwohl wir in beiden Unternehmen Rekordergebnisse abgeliefert haben. Wir stecken mitten in einer Transformation, also dem Wandel vom Verbrenner- zum Elektroauto. Der Volkswagen-Konzern hat erfolgreich Spiele gewonnen, aber noch nicht die Meisterschaft. Wir müssen die Spannung im Spiel halten und uns auf das nächste Spiel konzentrieren. Der Volkswagen-Konzern gewinnt an Form, weil wir hart gearbeitet haben. Beim Umsatz, dem operativen Ergebnis und auch beim Ergebnis nach Steuern sind wir jeweils zweistellig gewachsen. Daraus können wir viel Selbstbewusstsein schöpfen. Trotzdem liegt noch ein großes Stück Arbeit vor uns. 

Volkswagen hat aber noch ordentlich Luft nach oben, auch beim Aktienkurs. 

Blume: Es gibt immer Luft nach oben. Porsche als eigenständiges Unternehmen zum Beispiel gehört schon jetzt zu den wertvollsten Automarken der Welt. Hier ist Volkswagen der Hauptaktionär. Wir haben bei Porsche wie auch bei Volkswagen gezeigt, dass wir unter erschwerten Bedingungen liefern können. In den vergangenen Jahren wurde bei Volkswagen der Eindruck vermittelt, der Volkswagen-Konzern sei auf dem absteigenden Ast. Das haben wir erfolgreich widerlegt als einer der wenigen Automobilkonzerne, die das Ergebnis 2023 noch einmal steigern konnten. Der Volkswagen-Konzern hat sich in eine Poleposition für die Transformation der Automobilindustrie gebracht. Gleiches gilt für Porsche. 

Doch es wird kräftig gespart und umgebaut. 

Blume: Das vergangene Jahr haben wir genutzt, um den Volkswagen-Konzern von Grund auf neu auszurichten. Alle wesentlichen Entscheidungen wurden getroffen. Wir sind schneller vorangekommen als geplant. Wir sind noch nicht am Ziel. Unser Plan ist es, ab 2026 wieder in der Champions League zu spielen. Im Volkswagen-Konzern steckt riesiges Potenzial. Unsere Strategie ist daher nicht kurzfristig ausgelegt. Mir geht es nicht darum, den Börsenkurs mit singulären Impulsen oder Nachrichten zu stimulieren. Wir wollen Volkswagen mittel- und langfristig positiv entwickeln. Dabei setzen wir bei unseren Marken auf unsere automobile Erfahrung und das Können unserer Mannschaft. Auch Ikonen wie der Golf spielen in unserer Produktstrategie eine Rolle. 

Mit dem Golf I schafft der VW-Konzern eine neue Fahrzeugklasse und überwindet eine Krise.
Foto: Volkswagen AG/Volkswagen AG, dpa

Der Golf sollte ursprünglich keine Zukunft als Elektroauto haben. Wie kam der Sinneswandel zustande?

Blume: Die Pläne für die elektrische Transformation des Golf gab es nicht. Eine meiner ersten Entscheidungen als Volkswagen-Konzern-Chef war es, diese Überlegung anzuschieben. Der Golf hat Millionen Fans weltweit und einer ganzen Generation ihren Namen gegeben. Für mich wäre es ein Fehler gewesen, den Golf auslaufen zu lassen. Das wäre genauso, als wenn wir bei Porsche unsere Ikone, den 911er, einstellen würden. Das wird nie passieren. 

Sie haben schon seit Kindheitstagen ein inniges Verhältnis zum Golf. 

Blume (lacht): Mein Vater fuhr einen Golf GTI der ersten Generation. Wir haben den Golf am Samstag zusammen regelmäßig gewaschen und dabei im Radio die Fußball-Konferenzschaltung gehört. Und wir haben das Auto mit silbernen Seitenstreifen versehen. Mit dem Golf sind wir über den Brenner nach Italien in den Urlaub gefahren. So ist meine Liebe zum Golf entstanden. Jetzt erhält der Golf einen anderen Antrieb, bleibt aber ein Golf. Die Entwürfe für den neuen Elektro-Golf begeistern mich total. 

Mit der aktualisierten Version geht die Golf-Geschichte auch im 50. Jubiläumsjahr weiter.
Foto: Volkswagen AG/Volkswagen AG, dpa

Dabei ist die Nachfrage nach E-Autos in Deutschland eingebrochen, vor allem weil die Bundesregierung die staatliche Förderung für die Stromer auslaufen ließ. Hat sich der VW-Konzern mit der konsequent auf Elektrofahrzeuge setzenden Strategie verkalkuliert?

Blume: Nein. Wir halten an unserer Elektroauto-Strategie fest und ebenso an unseren ambitionierten Zielen. Als Gesellschaft und als Volkswagen-Konzern haben wir die Verantwortung, unsere Beiträge für Nachhaltigkeit zu leisten. Die Europäische Union hat sich darauf verständigt, ab 2035 allein E-Autos neu zuzulassen. Die Autoindustrie ist von langfristigen Produktzyklen geprägt. Wir sind auf verlässliche und verbindliche Ziele angewiesen. Im Volkswagen-Konzern und bei Porsche haben wir die Weichen für E-Mobilität gestellt. Im Volkswagen-Konzern fließen zwei Drittel unserer Investitionen in die Elektromobilität und in die Digitalisierung.

Was fordern Sie von der Bundesregierung und von der EU? 

Blume: Es geht mir nicht ums Fordern. Im Sinne der Dekarbonierung hat die EU Ziele und Gesetze verabschiedet. Wir haben uns darauf eingestellt. Es geht um die Verbindlichkeit politischer Entscheidungen. Diese sollten wir nicht grundlegend vor jeder neuen Wahl infrage stellen. Es ist aber wichtig, regelmäßig den Fortschritt zu überprüfen und die Rahmenbedingungen für die Zielerreichung zu schaffen. In diesem Fall ist es eine Gemeinschaftsaufgabe von der Politik und der Industrie. 

Wie sollte die Politik die E-Mobilität finanziell fördern?

Blume: Es muss nicht immer Geld ins Handschuhfach gelegt werden, es könnten sich auch intelligente steuerliche Vergünstigungen für E-Auto-Einstiegsmodelle anbieten. Wichtig sind attraktive Energiepreise, mehr grüner Strom und ein schnellerer Ausbau leistungsfähiger Ladeinfrastruktur. Alles muss zusammenspielen – alle leisten einen Beitrag, aber das ist zu koordinieren. In der ersten Phase der Elektromobilität haben wir insbesondere Menschen begeistert, sich ein E-Auto zu kaufen, die aufgeschlossen gegenüber neuen Technologien sind. Auch viele Menschen, die die Möglichkeit haben, ihre Fahrzeuge zu Hause zu laden. Jetzt müssen wir zusätzlich Menschen erreichen, die nicht zu Hause laden können und eher auf preiswertere Elektroautos setzen. 

VW gewährt für Elektroautos wie den ID.3 Rabatte.
Foto: VW

Was passiert, wenn nach der Europawahl rechtspopulistische Parteien besonders gut abschneiden und erfolgreich Druck für eine Aufweichung des Verbrenner-Ausstiegs im Jahr 2035 machen? 

Blume: Das ist eine theoretische Frage. Grundsätzlich gesagt: Viele unserer Partner, gerade aus dem Mittelstand, haben ebenso wie wir die Weichen für Elektromobilität gestellt. Der Volkswagen-Konzern wäre auf das Jahr 2035 und ein mögliches Aus von neu zugelassenen Verbrennern in Europa vorbereitet. Gleichzeitig sind wir absolut flexibel aufgestellt, bieten also weiter Verbrenner an, viele mit Hybridantrieb. Auch weil wir die ganze Welt bedienen wollen und sich Regionen unterschiedlich schnell transformieren. Die Elektromobilität ist aber die Technologie der Zukunft. 

Haben Sie einen Plan B oder besser gesagt Plan V, eben einen Plan für Verbrenner, in der Hinterhand, wenn die EU nach der Europawahl das Verbrenner-Aus für das Jahr 2035 aufweicht? 

Blume: Eine Strategie ist immer nur so gut, wie sie auch flexibel ist. 

Sie haben also einen Plan V. Noch einmal: Ist VW mit der klaren Elektrostrategie „ein zu hohes Risiko eingegangen“, wie die FAZ schrieb? 

Blume: Natürlich sind solche richtungsändernden Entscheidungen immer mit einem gewissen Risiko verbunden. Am Ende entscheidet der Kunde. Doch noch einmal: Wir stehen auch als Autoindustrie in der Verantwortung für die kommenden Generationen. Ich werde mich hier als Spielertrainer des Volkswagen-Konzerns und von Porsche weiter aktiv einbringen. Die größte Verantwortung unserer Generation ist es, die Welt zu dekarbonisieren. Wir sollten also nicht gleich die Flinte ins Korn werfen, wenn es etwas Gegenwind gibt. 

Die Marke Volkswagen gewährt derweil erhebliche Rabatte, um die schleppende Nachfrage nach E-Autos anzukurbeln. Wie lange können Sie das durchhalten? 

Blume: Diese Rabatte können wir nicht auf Dauer gewähren. Uns ist es aber wichtig, Verantwortung für unsere Kunden zu übernehmen, die beispielsweise bereits Fahrzeuge bestellt haben und nicht mehr in den Genuss der Prämie kommen. Viele Kunden wurden überrascht und hatten sich auf die weitere Gewährung der staatlichen Prämie verlassen. Deshalb haben wir die Prämie selbst übernommen. 

Werden E-Autos günstiger? 

Blume: Wir werden weiterhin stark an den Kosten der E-Autos arbeiten, um sie in Zukunft günstiger anbieten zu können. Auf längere Sicht werden Elektroautos preiswerter. Schon allein, weil die Stückzahlen steigen und damit die Skaleneffekte. Insbesondere bei den Batterien müssen wir die Kosten senken. Sie machen einen Schwerpunkt der Materialkosten aus. Deshalb haben wir im Volkswagen-Konzern eine Einheitszelle konzipiert. Diese differenzieren wir über unterschiedliche Chemien, profitieren kostenseitig aber gleichzeitig von der Standardisierung des Formats. Auch dadurch werden wir ab 2026 attraktive E-Modelle von VW, Skoda und Cupra anbieten, die um die 25.000 Euro kosten werden.

Oliver Blume, 55, ist Chef des Volkswagen-Konzerns und in Personalunion Porsche-Vorstandsvorsitzender. Der Manager stammt aus Braunschweig. Er ist promovierter Maschinenbau-Ingenieur und gehört dem Volkswagen-Konzern seit 1994 an. Blume studierte ab 1988 Maschinenbau an der Technischen Universität Braunschweig und schloss das Studium 1994 als Diplom-Ingenieur ab. Seine Promotion zum „Doctor of Engineering in Vehicle Engineering“ folgte im Jahr 2001 am Institut für Fahrzeugtechnik an der Tongji Universität Shanghai. 

Blumes berufliche Laufbahn begann 1994 mit dem internationalen Traineeprogramm bei Audi. Nach Tätigkeiten als Planer für Karosseriebau und Logistik folgten bis 2006 verschiedene Funktionen. Unter anderem trug Blume Verantwortung für den Karosseriebau des A3 und das Seat-Vorseriencenter in Barcelona. Der Autoexperte wechselte 2009 als „Leiter Produktionsplanung“ zur Marke Volkswagen nach Wolfsburg, übernahm jedoch 2013 das Vorstandsressort „Produktion und Logistik“ der Porsche AG. Zwei Jahre später wurde er zum Vorsitzenden des Porsche-Vorstands ernannt.

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