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Bürgerwerkstatt: Augsburger reden über ihre Museen

Bürgerwerkstatt

Augsburger reden über ihre Museen

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    Die andere Art von Dokumentation: die Augsburger Illustratorin Lisa Frühbeis hat die Diskussion des Workshops in Zeichnungen festgehalten.
    Die andere Art von Dokumentation: die Augsburger Illustratorin Lisa Frühbeis hat die Diskussion des Workshops in Zeichnungen festgehalten.

    Sommer im Oktober – ein grandioses Wochenende, nur nicht für die Organisatoren des Museumsentwicklungskonzepts. Hinter dem sperrigen Wort verbirgt sich der städtische Versuch, gemeinsam mit den Bürgern Ideen für die Augsburger Museen zu entwickeln. Und die Ergebnisse dieses Prozesses sollen am Ende zu konkreten Ergebnissen führen, wie Kulturreferent Thomas Weitzel sagt. Das Mitsprache-Format soll keine Alibi-Veranstaltung sein. Wenn allerdings an einem Oktober-Sommer-Samstag zu einem sechsstündigen Workshop geladen wird, häufen sich die Absagen. Alles sein lassen? Geht nicht.

    Gut 20 Augsburger sind zur Bürgerwerkstatt „Heute in Öl, morgen in Pixel. Die Zukunft der Museumslandschaft Augsburg“ in den Augustana-Saal gekommen. Daneben ist das Kulturreferat der Stadt Augsburg stark vertreten, Christof Trepesch, der Direktor der Kunstsammlungen ist zu Beginn da, Thomas Elsen, der Leiter des H2, den ganze Werkstatt-Tag über.

    Kein Querschnitt der Augsburger Bevölkerung

    Von den Teilnehmern der Bürgerwerkstatt hat die übewiegende Mehrheit irgendetwas mit Kultur, mit Kunst oder mit der Stadtpolitik zu tun, ob nun im Kulturbeirat, im Kunstverein, in den Museen, an der Universität, im Behinderten-Beirat oder im Stadtrat. Was das bedeutet? Dass hier kein Querschnitt der Augsburger Bevölkerung über seine Museen spricht, sondern dass diejenigen gekommen sind, die sich auf die eine oder andere Weise besonders für die Museen und Kulturpolitik interessieren: ein nicht-repräsentativer Kreis von Personen, der noch dazu so klein ist, dass Einzelmeinungen und -interessen viel stärker ins Gewicht fallen.

    Vier Themenfelder stehen zur Diskussion. Der Aufreger darunter ist die Zukunft des Römischen Museums, daneben werden die Kommunikation der Museen, die Erlebnisse, die Museen schaffen sollen, und die Öffnung der Museen besprochen. Zu Wort kommen in den Runden nicht nur die Bürger, sondern auch die Stadt, in Form des Kulturreferenten, seiner Mitarbeiter und der externen Entwicklungskonzept-Organisatoren Matthias Henkel, Inhaber der Berliner Agentur Embassy of Culture, und Jochen Ramming, Geschäftsführer von Frankonzept in Würzburg.

    Welcher Standort für das Römische Museum?

    Kulturreferent Thomas Weitzel stellt in der Runde, in der es um das Römische Museum geht, ausführlich den aktuellen Stand dar: Dass es keine Möglichkeiten gibt, ein Museum im Domviertel zu planen, dass das Gelände am Pfannenstiel aus konservatorischer Sicht ungeeignet sei, dass es um den Standort an der Dominikanerkirche gehe. Dass dort die Turnhalle baufällig sei und gerade geprüft werde, ob ein anderer Standort für das Berufsschulzentrum für soziale Berufe gefunden werden könne. Dass es dort also eine große Lösung geben könne.

    Im Anschluss sind die Bürger dran. Die einzige „normale“ Augsburgerin der Zehner-Runde schlägt vor, den Neubau mit Wohnungen zu kombinieren, weil Wohnungsknappheit herrsche. Von anderer Seite wird befürchtet, dass aus dem Römischen Museum ein stadtgeschichtliches Museum werden könne – und die Römerzeit nur noch ein Kapitel von mehreren, wo es doch aus der Antike so wichtige Funde gebe. Und soll die Dominikanerkirche die so dringend benötigte neue Sonderausstellungsfläche werden oder soll diese Fläche in einen Neubau integriert werden? Weitzel sagt, dass die Dominikanerkirche eine wunderbare Eingangshalle abgebe.

    Die Museen fallen kaum auf

    Danach wird eine knappe halbe Stunde darüber gesprochen, wie Besuchserlebnisse geschaffen werden können: durch Führungen in kleinen Gruppen – für Menschen, die sonst nicht ins Museum gehen. Die „normale“ Augsburgerin merkt an, dass die Museen in der Stadt kaum auffallen. „Es gibt Menschen, die 300 Mal am Schaezlerpalais vorbeigehen, ohne zu wissen, dass das ein Museum ist.“ Wie also über Museumserlebnisse sprechen, wenn man viel weiter unten anfangen müsste?

    Es entsteht die Idee eines besseren städtischen Museumsleitsystems. Dann geht es zurück zu den Erlebnissen. Die Museen könnten mehr inklusive Angebote schaffen, zum Beispiel Bilder neben den Originalen, die ertastet werden können. Als es um die Kommunikation geht, schlägt ein ehemaliger Museumspädagoge vor, die hausinterne Kommunikation der Museen zu verbessern – einen Dialog etwa mit den Mitarbeitern, die die Führungen im Haus anbieten.

    Und wie schaut es mit der Teilhabe aus?

    Die Öffnung der Museen wird von den beiden Arbeitsgruppen von unterschiedlicher Seite diskutiert. An dem einen Tisch geht es um Öffnungszeiten, Erreichbarkeit, günstigere Eintrittspreise. Der andere Tisch spricht über partizipative Projekte, über Teilhabe am Museum, eigene Räume dafür und eine faire Bezahlung der Kooperationspartner. Wobei im abschließenden Plenum nicht klar wird, wer als Partner der Museen gemeint sein könnte.

    Als Teilnehmer der Bürgerwerkstatt ist man hinterher nicht schlauer als vorher. Man fragt sich, welche Argumente, Vorschläge und Wünsche aus dieser Wundertüte ins Protokoll aufgenommen werden und welche nicht. Eine breite Wunschliste ist an diesem Tag entstanden, mit der man im Grund alles machen kann: die Museen länger öffnen oder nicht länger öffnen, ein Museumsleitsystem schaffen, mehr Pädagogen einstellen, die Häuser für Partizipation öffnen.

    An der ersten Ideenwerkstatt im April nahmen rund 80 Augsburger teil. Bei der zweiten jetzt noch 20. Am Ende, schließt Kulturreferent Thomas Weitzel, soll dieser Beteiligungsprozess nicht in einer Schublade verschwinden, sondern dem Stadtrat vorgelegt werden, der dann zu konkreten Handlungsvorgaben kommen soll.

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