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Augsburg Raptors: Dinosaurier verlieren ihren Anführer

Augsburg Raptors

Dinosaurier verlieren ihren Anführer

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    Der Saisonbeginn hätte für die Raptors besser laufen können. Erst wurde ihr Trainer entlassen, dann verloren sie ihr Auftaktspiel. Am Wochenende geht es gegen Passau.
    Der Saisonbeginn hätte für die Raptors besser laufen können. Erst wurde ihr Trainer entlassen, dann verloren sie ihr Auftaktspiel. Am Wochenende geht es gegen Passau. Foto: Thorsten Jordan (Archiv)

    Das Flutlicht leuchtet, 35 Männer stehen auf dem Sportplatz der TSG Augsburg im Kreis, packen sich an den Händen. Die Blicke sind entschlossen, die Hosen kurz, die Oberkörper trainiert. In ihrer Mitte steht Philip Johnson. „Glückwunsch, dass ihr die Vorbereitung überstanden habt“, ruft er in die Runde. Wenig später lässt der Amerikaner seine Jungs im Kreis joggen.

    Seine Jungs, das sind die Augsburg Raptors. Die Football-Mannschaft spielt in dieser Saison zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte in der Bayernliga. Johnson, 38, ist ihr Erfolgstrainer. Ein Mann klarer Ziele und Worte. Es gehe nicht darum zu gewinnen, erklärt er wenige Minuten, bevor das Training beginnt. Es gehe darum, in jedem Spieler den Spieler zu sehen, der dieser sein könne. Es gehe um Mannschaftsgeist, Disziplin und Willen. „Always compete“, sagt Johnson, „immer bereit sein“.

    Seit Monaten trainieren die Raptors

    Seiner Mannschaft verlangt der Trainer einiges ab. „Wir sind die vielleicht am härtesten arbeitende Mannschaft Deutschlands“, erklärt er: Die Raptors betreiben Videoanalyse, trainieren viermal wöchentlich. Ihre Vorbereitung haben sie im September begonnen – Monate vor anderen Teams. Johnsons Mannschaft, so wirkt es bei dem Training am Dienstag der vergangenen Woche, geht diesen Weg jedoch mit. Immer wieder spornen sich die Footballer gegenseitig an. Wer pausiert, übt Werfen oder bespricht Spielzüge. „All in“, nennt Johnson diese Einstellung: voll dabei sein oder gar nicht.

    Drei Tage nach dem Training ist Johnson allerdings selbst nicht mehr dabei. Auf Facebook verkünden die Raptors, dass sie sich mit sofortiger Wirkung von ihrem Trainer getrennt haben – nur zwei Tage vor dem ersten Saisonspiel. Verfasst hat den Facebook-Eintrag Daniel Metzler.

    Raptors-Chef: Sportlich passte es, menschlich jedoch nicht mehr

    Metzler ist der erste Vorsitzende der Footballer. Sportlich sei er mit dem Trainer absolut zufrieden gewesen, erklärt er auf Nachfrage. Menschlich aber habe es seit Monaten nicht mehr gepasst: „Die Kommunikation mit dem Präsidium ging gegen null.“ Metzler sagt, Vorfälle, bei denen das Verhalten von Johnson nicht tragbar gewesen sei, hätten sich gehäuft. Der Trainer habe Verhandlungen im Namen des Vorstands geführt, diesen über Vorgänge nicht informiert. Ein Vorwurf, den Johnson entschieden zurückweist. Es sei vereinbart gewesen, dass er sich um den Bereich Marketing und Sponsoring kümmere, sagt er. Johnson beteuert, niemals einen Vertrag unterzeichnet zu haben. Metzler sei über die interne Facebook-Gruppe stets im Bilde gewesen.

    Dass er in den vergangenen Wochen den Kontakt zum Vorsitzenden nicht mehr suchte, räumt Johnson ein. Er sagt, er habe ihm über Monate hinweg Mails geschrieben. Antworten seien ausgeblieben. „Beide Seiten müssen in dieselbe Richtung gehen“, sagt er. Die Beziehung von Johnson und Metzler jedoch war offenbar schon länger nicht mehr intakt. Beide sagen unabhängig voneinander, dass klar war, dass einer würde gehen müssen. Johnson betont, er hätte die Saison nur wegen seiner „Jungs“ durchgezogen. Metzler sagt, spätestens am Saisonende hätte es einen Trainerwechsel gegeben.

    Warum der Zeitpunkt der Entlassung den Ex-Trainer ärgert

    Dass dieser nun kurzfristig kam, sorgt bei Johnson für Unmut. Wäre er früher gekündigt worden, hätte er sich mit Spielern, die ihm folgen wollen, einen anderen Verein suchen können. Dafür sei es nun zu spät. „Erpressung“ nennt Johnson das.

    Metzler hingegen betont, ein früherer Trainerwechsel sei nicht möglich gewesen, da er erst die Planungen für einen Nachfolger habe abschließen müssen. Dessen Namen verrät Metzler noch nicht. Er sagt aber: Dadurch, dass die Entlassung vor dem ersten Saisonspiel am Sonntag erfolgte (6:15 gegen Feldkirchen), habe er zuvor noch ein Teamtreffen veranstalten können.

    Dass einige Spieler „emotional“ auf die Entscheidung des Vorstands reagiert hätten, räumt Metzler ein. Wenn die Spieler die Trennung aber nüchtern betrachten würden, würden sie ihm zustimmen. Johnson wiederum berichtet von Anrufen und Mails, die er erhalte. „Warum sollten 35 Jungs ins Training kommen, wenn sie den Coach nicht mögen?“, fragt er.

    Rückblick: Am Ende des Trainings am Dienstag stehen die Raptors erneut im Kreis. Es ist kalt, aber die Gesichter sind schweißnass. „I love you guys“, ruft Johnson. Ob er das irgendwann noch einmal als Trainer der Raptors sagen wird? Johnson sagt, er würde es sich wünschen.

    Information: Das erste Heimspiel der Augsburg Raptors gegen Passau Pirates findet am Samstag (15 Uhr/Platz der TSG Augsburg, Schillstraße) statt.

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