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Jubiläum: Das Lechfeld war immer ein heißer Platz

Jubiläum

Das Lechfeld war immer ein heißer Platz

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    Das Lechfeld war immer ein heißer Platz
    Das Lechfeld war immer ein heißer Platz

    Von Werner Reif Lechfeld. Was hat sie im Laufe der zurückliegenden 2000 Jahre nicht alles schon gesehen, diese Schotterebene zwischen Lech und Wertach: römische Kohorten mit Kurzschwert ebenso wie die Apokalypse heraufbeschwörende atomare Waffen vom Typ "Pershing 2".

    Die im Jahre 955 n. Chr. hier besiegt abziehenden ungarischen Reiterhorden ("Schlacht auf dem Lechfeld") wie erste fauchende Raketenflugzeuge 1942; königlich-bayerische Cheveaulegers (leichte Reiterei) wie unzählige Flugzeugtypen, gelegentlich auch abstürzende Jets; zu Tode geschundene KZ-Insassen, Kriegsgefangene aus halb Europa wie gekrönte Majestäten, Präsidenten und Kanzler.

    Der Tornado ECR ist das Paradestück des Standorts

    Unter den Hunderttausenden, die in Lager Lechfeld stationiert waren, befand sich auch ein damals völlig unbekannter Infanterist: "Hitler Adolf, 2. Inf. Regt.". Hier, auf dem Lechfeld, lebte er 1919 erstmals seine das deutsche Verhängnis heraufbeschwörenden demagogischen Fähigkeiten aus. (Siehe Bericht unten.)

    Diese historische bayerische Großgarnison südlich Augsburgs, ein Traditions-Waffenplatz für Generationen von Soldaten samt jeglicher denkbarer Marketendereien, feiert am Freitag (intern) und am Samstag (öffentlich) seine bewegte Geschichte: "150 Jahre Militärgeschichte Lechfeld". Zugleich wird dessen aktuelles Paradestück, das hier stationierte Jagdbombergeschwader 32 mit seinem auch im Nato-Maßstab unvergleichlichen "Tornado ECR", 50 Jahre alt.

    Diese Jubiläen werden gefeiert mit einem Fest auf dem Fliegerhorst. Alles ohne großes Hurra: ein "großes Familienfest für Geschwaderangehörige, deren Familien, Freunde und Ehemalige" - eine Party in Weiß-Blau.

    Am Anfang der 150 Jahre Militärhistorie auf der Lechfelder Heide steht - wie bei heutigen Megaprojekten - ein jahrzehntelanger "Investitionsstau": Bereits 1835 hatte ein bayerischer Offizier das Kriegsministerium in München darauf hingewiesen, dass sich das "landwirtschaftlich ohnehin kaum brauchbare Gebiet" vorzüglich als Übungsgelände für Infanterie und Kavallerie eigne. Von dieser Idee an dauerte es immerhin 24 Jahre, bis das erste Manöver stattfinden konnte - der 11. Juli 1859 markiert den Beginn der eineinhalb Jahrhunderte andauernden soldatischen Präsenz, wie sich in einem hochinformativen Buch zu den Jubiläen nachlesen lässt: "50 Jahre Jagdbombergeschwader 32/150 Jahre Militärgeschichte Lechfeld". Verfasst haben es der Bobinger Werner Bischler und Klaus Hager (Neusäß-Westheim). Zudem hat ihr "Verein Militärgeschichtliche Sammlung" vor Ort ein Museum eingerichtet.

    Schon im sogenannten Deutschen Krieg 1866 sammelten sich an der Nahtstelle zwischen Schwaben und Oberbayern Truppen für den Krieg an der Seite Österreichs gegen Preußen. 1870/1871 diente Lager Lechfeld als riesiges Lager für französische Kriegsgefangene; ebenso im Ersten Weltkrieg.

    Nach 1945 nahm hier der französische General Charles de Gaulle eine Parade der Alliierten ab. Zu den "Promis", die gleichfalls hier waren, gehörten der nachmalige Deutsche Kaiser Friedrich III. und Bayerns König Ludwig III., die Bundespräsidenten Lübke, Scheel, von Weizsäcker und die Kanzler Adenauer, Schmidt und Kohl.

    Mit dem Lechfeld sind auch 90 Jahre deutsche Luftfahrtgeschichte verbunden. So flog die Testpilotin Hanna Reitsch 1942 das legendäre "Raketenflugzeug Me 163". 1944 wollten die Nazis in Igling (bei Kaufering) eine halb unterirdische Flugzeugfabrik entstehen lassen. In der Literatur ist die Rede davon, dass damals 15 000 KZ-Gefangene dabei ihr Leben ließen.

    Im Kalten Krieg waren Atombomben stationiert

    Den Neuanfang machte 1956 die Bundeswehr mit fünf Mann. Das am 21. Juli 1958 in Dienst gestellte Jagdbombergeschwader 32 ist der älteste fliegende Kampfverband der Luftwaffe. Im Kalten Krieg war das Lechfeld ein heißer Platz: Hier waren "Pershing 2"-Atomsprengköpfe und Atombomben für das JaboG 32 stationiert - bis 1990.

    1995 wurde der vielfach ausgezeichnete Verband in den ersten militärischen Einsatz einer deutschen Einheit nach 1945 eingebunden - in den Balkan-Konflikt. Dabei leisteten die "Tornados ECR" im Aufspüren und Bekämpfen gegnerischer Radaranlagen große Hilfe.

    Beinahe wäre der Großstandort mit seinen 2300 Angehörigen 2004 auch noch Zivilflughafen geworden. Die Betreiber konnten letztlich aber bei der Bundeswehr nicht landen.

    Das Buch "50 Jahre Jagdbombergeschwader 32/150 Jahre Militärgeschichte Lechfeld" (ISBN 3-938330-05-8) hat 385 Seiten und kostet 25,50 ¤

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