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Doppelmord von Krailling: Der grausame Todeskampf von Chiara und Sharon

Doppelmord von Krailling

Der grausame Todeskampf von Chiara und Sharon

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    Die Särge der beiden Mädchen.
    Die Särge der beiden Mädchen.

    Im Prozess um den Doppelmord an den beiden Schwestern Chiara und Sharon aus Krailling schweigt der angeklagte Onkel immer noch. Rechtsmediziner schilderten vor dem Landgericht München II den grausamen Todeskampf der beiden Schwestern. Demnach müssen Chiara und Sharon in der Nacht zum 24. März 2011 verzweifelt um ihr Leben gekämpft haben. Ihre Verletzungen lassen auch Schlüsse auf den grausamen Hergang der Tat zu.

    Krailling: Kinder wehrten sich gegen Mörder

    Wie die Rechtsmediziner berichteten, wehrten sich die Kinder mindestens minutenlang gegen ihren Mörder. Der eigene Onkel soll die acht und elf Jahre alten Mädchen in der Nacht zum 24. März 2011 mit einer Hantelstange, einem Strick und einem Messer blutig ermordet haben, um an ein Erbe zu kommen. Ohne sichtliche Regung folgte der 51 Jahre angeklagte Familienvater den Ausführungen der Rechtsmediziner.

    Trümmerbruch des Schädeldaches

    Beide Kinder erlitten den Gutachten zufolge zahlreiche schwere Stichverletzungen und schwere Schläge. Prof. Wolfgang Keil vom Institut für Rechtsmedizin der Münchner Uni, der Chiara obduziert hatte, sprach von sechs "intensiven Verletzungen" am Kopf; die Achtjährige erlitt demnach zwei Schädelbasisbrüche und einen Trümmerbruch des Schädeldaches - Verletzungen, die nicht von der bloßen Hand stammen könnten. Die Hantelstange komme als Waffe infrage. Zudem stellte der Mediziner rund ein Dutzend Stichverletzungen fest. Als erstes habe der Täter Chiara aber gewürgt und gedrosselt und ihr Mund und wahrscheinlich auch die Nase zugehalten.

    Kraillinger Doppelmord: Rückblick auf die Ermittlungen

    Über Monate hinweg versuchten Ermittler die Hintergründe des Mordes von zwei Mädchen aus dem Münchner Vorort Krailling zu klären. Ein Rückblick:

    23. März 2011: In der Nacht werden die Schwestern Chiara (8) und Sharon (11) getötet. Die Mutter arbeitet zu der Zeit in der nahen Musikkneipe ihres Lebensgefährten. Die Wohnungstür ist unverschlossen.

    24. März: Am frühen Morgen kommen die Mutter und ihr Freund nach Hause. Sie finden die beiden Leichen.

    25. März: Das vorläufige Obduktionsergebnis wird veröffentlicht. Demnach wurden die Kinder erstochen und erschlagen. Das Landeskriminalamt hat eine Belohnung in Höhe von 5000 Euro für Hinweise zur Aufklärung des Doppelmordes ausgesetzt.

    28. März: Die Belohnung hat sich erhöht. Zwei Privatleute geben zusammen noch einmal 10 500 Euro hinzu.

    29. März: Mehr als 500 Menschen kommen zu einem Gedenkgottesdienst.

    1. April: Mit einer privaten Trauerfeier nehmen die Eltern der ermordeten Mädchen Abschied. Kurze Zeit später wird der angeheiratete Onkel der Kinder als Tatverdächtiger festgenommen. Er hatte freiwillig eine Speichelprobe abgegeben, sein genetischer Fingerabdruck stimmt mit DNA-Spuren vom Tatort überein.

    2. April: Gegen ihn wird Haftbefehl wegen Verdachts auf zweifachen Mord erlassen. Als Motiv wird ein Erbschaftsstreit vermutet.

    7. April: Der Mann bestreitet die Tat, wie sein Verteidiger mitteilt.

    14. April: Ein Teilgutachten bestätigt den dringenden Tatverdacht.

    18. April: Die Polizei teilt mit, dass an den beiden Kindern und den mutmaßlichen Tatwerkzeugen DNA-Spuren des vierfachen Familienvaters gefunden wurden. Der mutmaßliche Täter schweigt zu den Vorwürfen.

    15. Juni: Die Ehefrau des Onkels hält ihren Mann für schuldig, wie sie in einem Interview sagt.

    2. September: Die Staatsanwaltschaft München II erhebt Anklage gegen den Onkel. Sie geht davon aus, dass er die Kinder «heimtückisch und aus Habgier» getötet hat. Außerdem soll er vorgehabt haben, die Mutter der Kinder - seine Schwägerin - umzubringen, um an Geld aus dem Nachlass zu kommen. Der Postbote und Vater von vier Kindern soll in finanziellen Schwierigkeiten stecken.

    17. Januar 2012: Der Prozess beginnt.

    Die konkrete Todesursache konnte Keil nicht einmal benennen: "Jeder Verletzungskomplex war geeignet, den Tod herbeizuführen." Er sprach von einem "mehrphasigen und länger andauernden Tatgeschehen mit Bewegungswechseln". Den Ermittlungen zufolge flüchtete die schon schwer verletzte Chiara ins Kinderzimmer und versuchte die Türe zuzuhalten, während der Täter Sharon tötete.

    Sharon ist verblutet

    Die Elfjährige hatte laut Anklage das Kommen des Onkels bemerkt, der daraufhin von Chiara abgelassen habe. Auch Sharon leistete den gerichtsmedizinischen Erkenntnissen zufolge längeren Widerstand. "Die Zeitdauer war nicht kurz", sagte der Chef des Rechtsmedizinischen Instituts der Uni München, Matthias Graw, der Sharon obduziert hatte. "Das Kind hat sich gewehrt." Sharon erlitt vier Messerstiche und zahlreiche Schnittverletzungen. Sie sei verblutet. Bis zum Eintritt des Todes habe es Minuten gedauert, es könne aber auch länger gewesen sein, sagte Graw.

    Der 51-jährige Onkel der Kinder muss sich seit dem 17. Januar wegen Mordes vor Gericht verantworten. Der Anklage zufolge wollte der verschuldete Familienvater auch die Mutter der Kinder - seine Schwägerin - umbringen, dann sollte seine eigene Frau erben. Doch die Mutter der Kinder kam erst am frühen Morgen nach Hause - deshalb habe der Angeklagte von seinem Plan Abstand genommen, glaubt die Staatsanwaltschaft. dpa/AZ

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