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Verkleidung oder Traditionsbewusstsein?: "Dirndl-Unsitte": Trachten sorgen für Ärger

Verkleidung oder Traditionsbewusstsein?

"Dirndl-Unsitte": Trachten sorgen für Ärger

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    Drei Frauen tragen im Bauernhofmuseum Frensdorf bei Bamberg (Oberfranken) historische, sowie moderne, erneuerte fränkische Trachten. Präsentiert werden die erneuerten Trachten für das Coburger Land (links und rechts), während mittig einen originalen historischen Miederrock mit Seidenschürze (ca. 1860) zu sehen ist. Der Fränkische Bund beklagt eine «Dirndl-Unsitte» auf der am Montag zu Ende gegangenen Erlanger Bergkirchweih.
    Drei Frauen tragen im Bauernhofmuseum Frensdorf bei Bamberg (Oberfranken) historische, sowie moderne, erneuerte fränkische Trachten. Präsentiert werden die erneuerten Trachten für das Coburger Land (links und rechts), während mittig einen originalen historischen Miederrock mit Seidenschürze (ca. 1860) zu sehen ist. Der Fränkische Bund beklagt eine «Dirndl-Unsitte» auf der am Montag zu Ende gegangenen Erlanger Bergkirchweih. Foto: dpa

    Der Fränkische Bund hat sich geärgert, wie manche Besucher auf der Erlanger Bergkirchweih gekleidet waren. Von einer "Dirndl-Unsitte" wurde da gepoltert. "Die dort immer häufiger getragene 'Seppl-Chiemsee-Norma'-Landhausmode hat mit der Tradition der Bergkirchweih nicht das geringste zu tun", kritisierte das Vorstandsmitglied des Fränkischen Bundes, Joachim Kalb. Vor allem am Samstagabend hatten Dirndl-Trägerinnen die Bergkirchweih dominiert. Auch junge Männer besuchen das Fest immer häufiger mit Trachtenlederhosen.

    "Dirndl und Sepplhosen auf fränkischen Festen nichts verloren"

    "Wer auf dem fränkischen Fest mit Dirndl und Seppl-Hose rumläuft, zeigt, dass er von der Tradition der Bergkirchweih und der Geschichte Frankens keine Ahnung hat", gibt Kalb zu bedenken. Bayerische Dirndl und Sepplhosen mögen noch auf dem Oktoberfest passen, auf fränkischen Festen hätten sie nichts verloren. Meist seien es auch Besucher aus anderen Regionen, die anscheinend glaubten, mit Sepplhosen wirkten sie besonders traditionell. Tatsächlich entstammten Sepplhosen aber dem altbayerischen Kulturkreis.

    Helmut Gier vom Historischen Verein für Schwaben in Augsburg und Leiter der Staats- und Stadtbibliothek kann den Unmut der Franken über die "Trachten-Unart" durchaus nachvollziehen. Als Bibliothekar hatte Gier selbst einmal in Erlangen gearbeitet. Er sei selbst überrascht gewesen, dass so viele Menschen in bayerischer Tracht auf der Erlanger Bergweih erschienen waren - angesichts der bekannten Aversion gegen Altbayern, die in Franken herrsche. "Auf diejenigen, die ein großes Geschichtsbewusstsein haben, wirkt das sicherlich befremdlich", so Helmut Gier. Für ihn scheint der "Siegeszug der bajuwarischen Verkleidung", wie er sagt, nicht aufhaltbar zu sein. Eine Entwicklung, die der Leiter der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg auch auf dem Plärrer-Volksfest beobachtet.

    Verkleidung statt Traditionsbewusstsein

    Seit 15 Jahren seien auf dem Augsburger Plärrer immer mehr Besucher in Tracht gekleidet, hat Gier beobachtet. "Ich sag immer boshaft: Der Fasching verliert immer mehr an Bedeutung und man benutzt nun andere Gelegenheiten, um sich zu verkleiden." Mit Traditionsbewusstsein habe das vermehrte Tragen von Trachten und Landhausmode Helmut Giers Meinung nach nicht so viel zu tun. Vielmehr sei das für ihn Ausdruck des bayerischen Erfolgsslogans "Laptop in Lederhosn". Helmut Gier glaubt, dass durch den weltweiten Export-Schlager "Münchner Oktoberfest" auch die Tracht exportiert wurde.

    Traditionsbewusstein ist auch das Stichwort für den Fränkischen Bund, der sich bei der Erlanger Bergweih über manche Kleidung von Besuchern echauffiert hat. Wer beim Bergkirchweih-Besuch wirklich auf Tradition Wert lege und dies nach außen auch zeigen wolle, sollte sich eine fränkische Tracht zulegen, findet Joachim Kalb vom Fränkischen Bund. Mit der mittelfränkischen dunkellilafarbenen Frauentracht sähen Festbesucherinnen nicht nur gut aus, sondern zeigten damit zugleich, dass sie über die Tradition ihrer Heimatregion Bescheid wüssten. Traditionsbewussten männlichen Bergkirchweihbesuchern empfiehlt Kalb den traditionellen Dreizack als Kopfbedeckung. Ganz und gar nicht gingen Hornknöpfe. "Mittelfränkische Trachtenjacken haben Metallknöpfe", gibt der engagierte Franken-Streiter zu bedenken. ina/dpa

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