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Plärrer 2017: Maß nach dem Anstoßen absetzen: Woher kommen die Bierzelt-Rituale?

Plärrer 2017

Maß nach dem Anstoßen absetzen: Woher kommen die Bierzelt-Rituale?

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    Tracht und Anstoßen mit dem Maßkrug gehören zum Bierzelt dazu.
    Tracht und Anstoßen mit dem Maßkrug gehören zum Bierzelt dazu. Foto: Ralf Lienert (Symbol)

    Am 25. August startet der Augsburger Herbstplärrer 2017. In den Bierzelten von Schwabens größtem Volksfest werden dann wieder allerhand Rituale zu sehen sein. Doch was hat es mit diesen eigentlich auf sich? Woher kommt die bayerische Tracht und warum stoßen wir mit dem Bier an? Hier Antworten zu drei häufigen Bräuchen:

    Rituale im Bierzelt: Die Tracht stammt nicht aus dem bäuerlichen Umfeld

    Tracht: Wer in einem Bierzelt nicht negativ auffallen will, zieht sich eine traditionelle bayerische Tracht an. Ohne Lederhose und Dirndl geht es kaum noch - selbst unter jungen Leuten. Doch welchen Ursprung hat die bayerische Tracht? Entgegen mancher Meinung ist diese relativ jung. 1810 ließ Max I. zum ersten Oktoberfest Kinder in Trachten kommen. Durch sie wollte er die verschiedenen Landschaften deutlich machen, die zu Bayern gehören.

    In diesem Zusammenhang spielt die Wittelsbacher Adelsfamilie eine wichtige Rolle. Sie wollten in ihrem Königreich eine unverwechselbare Tracht und damit ein bayerisches Nationalgefühl schaffen. Lederhose und Dirndl sind also nicht historisch gewachsen. "Die Tracht ist Mode einer bestimmten Zeit und sozialen Schicht, die wir heute mit Tradition, Heimat, Identität, Zugehörigkeit und so weiter verbinden", sagte Alexander Wandinger vom Trachten- Informationszentrum Oberbayern in Benediktbeuern dem Bayerischen Rundfunk.

    In den 50er und 60er Jahren erlebte die bayerische Tracht ihren Höhepunkt. Sowohl im Alltag als auch zu festlichen Anlässen wurden Dirndl und Lederhose gerne getragen. In den Jahrzehnten danach verlor die Tracht an Bedeutung, ehe sie mittlerweile wieder eine Renaissance erfahren hat.

    Auch im Jahr 1938 gab es auf dem Augsburger Plärrer schon einen Wellenflug.
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    Das größte Volksfest Schwabens hat eine lange Tradition. Ein Streifzug durch die Geschichte des Augsburger Plärrers in Bildern.

    Anstoßen: Wer einen Platz im Bierzelt ergattert und einen Maßkrug vor sich hat, der trinkt nicht einfach so daraus. Erst stößt er mit seinen Tischnachbarn an. Der Brauch ist tief verwurzelt, wer auf das Zusammenklirren der Gläser verzichtet, gilt als unhöflich. Für den Ritus, der wohl aus dem Mittelalter stammt, gibt es zwei mögliche Erklärungen. Zum einen sollte das Klingen der Gläser Geister und Gespenster vertreiben.

    Zum anderen hatte das Anstoßen gesundheitliche Gründe. Früher wurde Kontrahenten schon mal Gift in den Becher geschüttet. Durch schwungvolles Anstoßen wollte man sich absichern, dass niemand Gift in seinem Getränk hat. Dieses wäre sonst durch Überschwappen auch in andere Becher gelangt. Heute ist das Anstoßen vielmehr der Ausdruck von Gemeinschaft.

    Plärrer 2017: Warum setzt man den Bierkrug nach dem Anstoßen ab?

    Absetzen nach dem Anstoßen: In Bierzelten ist auch ein anderer Brauch zu beobachten. Nach dem Anstoßen setzen einige ihren Maßkrug noch einmal auf den Tisch ab, bevor sie daraus trinken. Woher dieses Ritual stammt, ist nicht eindeutig zu belegen. Selbst der Deutsche Brauer-Bund hat keine allgemeingültige Erklärung. "Um diesen Brauch, nach dem Anstoßen die Trinkgefäße abzusetzen, ranken sich unzählige Anekdoten", heißt es.

    Eine davon ist von praktischer Natur. Beim motivierten Anstoßen schwappt das Bier über und läuft am Maßkrug entlang zum Glasboden. Durch das Absetzen kann man diese Tropfen am Tisch abwischen und so seine Kleidung vor Verschmutzung schützen. Hat der Biertrinker einen Zinnkrug, braucht er das Absetzen, um den Krug öffnen zu können.

    Eine andere Erklärung lautet, dass das Absetzen früher zur Abgrenzung von anderen Gesellschaftsschichten diente. Stieß eine wichtige Persönlichkeit mit einer niedriger gestellten Person an, konnte jener durch das Absetzen wieder eine Distanz aufbauen. Gleiches gilt für Bayern, die mit einem ungeliebten Preußen die Gläser erheben mussten. Mit dem Absetzen hoben sie die nette Geste wieder auf. Wiederum anders ist der Ansatz, das Absetzen mit der Hefe im Weißbier zu begründen. Durch die Erschütterung mit dem Tisch sollte sich die Hefe lösen und im gesamten Bier verteilen.

    Für das Ritual des Absetzens gibt es derart viele verschiedene Erklärungsansätze, dass ein Münchner eine eigene Internetseite dafür eingerichtet hat: absetzen-und-anstossen.de. ands-

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