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Buch: Platte Liebeserklärung an München

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Platte Liebeserklärung an München

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    Ein Grund, München zu lieben? Die Welle am Eisbach.
    Ein Grund, München zu lieben? Die Welle am Eisbach. Foto: Foto: dpa

    Augsburg Den Titel „Weltstadt mit Herz“ hat das Stadtmarketing der Bayernmetropole selbst vergeben. Er machte weltweit die Runde und zieht jedes Jahr wieder Millionen von Touristen an die Isar. Tatsächlich hat München für Bewohner und Fremde eine Menge zu bieten. Ob das Olympiagelände, die Pinakotheken, ob das frühere Künstlerviertel Schwabing oder der Englische Garten – „Isar-Athen“ verdient das Prädikat „attraktiv“. Das belegen die Fremdenverkehrszahlen.

    Ein neues Buch über die Landeshauptstadt will deren Ruhm nun weiter mehren. Das tut es allerdings mit so viel übertriebenem Eifer, dass der Schuss nach hinten losgeht. Schon konzeptionell ist der im Schwarzkopf & Schwarzkopf-Verlag erschienene Schmöker der Autoren Evelyn Boos und Andreas Körner problematisch. Es werden unglaubliche 111 Gründe aufgeführt, warum München „die großartigste Stadt der Welt“ ist. Dabei wurden die Schattenseiten völlig ausgeblendet: Hohe Mieten, hohe Preise, hochnäsige Menschen beispielsweise. Nichts erfährt man, was den Glanz des Millionendorfs trüben könnte. Diese eintönige Lobhudelei macht das Lesen langweilig, zumal in den kurzen Episodengeschichten kein Platz für Zwischentöne ist.

    Für Bayern oder gar Münchner sind die Gründe der Liebeserklärung sowieso nicht wirklich neu. Beschreibungen von Rathaus und Marienplatz, des Friedensengels, der Residenz, der Auer Dult oder der Großmarkthalle und ihrer Gaststätten sollen Appetit machen, bringen den Leser in ihrer Oberflächlichkeit aber lediglich zum Gähnen. Und die „Eisbach-Welle“ am Englischen Garten oder das Thema Weißwürste vor zwölf Uhr mittags wurden ebenfalls schon tausendmal breitgetreten. Die meisten Gründe des in elf Kapitel unterteilten Buchs sind klischeehaft dargestellt. Über manche Gründe dieser platten Liebeserklärung lässt sich zudem trefflich streiten: Ob unter anderem die aufgeführte Bussi-Bussi-Gesellschaft ein Gewinn für den Ruf der Stadt ist, das darf mit Fug und Recht bezweifelt werden. Ebenso, dass München „Unternehmen und Privatleute magisch anzieht“.

    Immerhin, für Menschen jenseits des Weißwurst-Äquators hat das Buch vermutlich einen gewissen Informationswert. So sind die 275 Seiten eine leichte Lektüre, gewissermaßen ein Schweinsgalopp mit rosaroter Brille durch die bayerische Landeshauptstadt.

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