Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Gericht: "Zwölf Stämme": Eltern der Sekte wehren sich gegen Sorgerechtsentzug

Gericht

"Zwölf Stämme": Eltern der Sekte wehren sich gegen Sorgerechtsentzug

    • |
    Im bayerischen Klosterzimmern lebt die umstrittene Glaubensgemeinschaft der «Zwölf Stämme».
    Im bayerischen Klosterzimmern lebt die umstrittene Glaubensgemeinschaft der «Zwölf Stämme». Foto: Daniel Karmann (dpa)

    Glaubensgemeinschaft "Zwölf Stämme"

    Die "Zwölf Stämme" (The Twelve Tribes) sind eine urchristliche Glaubensgemeinschaft, die in den 70er Jahren in den USA gegründet wurde.

    Die Anhänger der "Zwölf Stämme" leben streng nach der Bibel, die sie wortwörtlich auslegen. Sie sind fest davon überzeugt, dass ihr Glaube der einzig Richtige ist.

    "Grundlage unseres Lebens ist der Gehorsam zu den Worten Jahschuas , des Messias, so wie sie in der Bibel, dem Wort Gottes, niedergeschrieben sind", schreiben die "Zwölf Stämme" über sich selbst.

    Die Zwölf Stämme haben weltweit etwa 2000 Mitglieder, davon etwa 100 in Deutschland.

    Mitglieder der Zwölf Stämme leben und arbeiten in streng hierarchisch aufgebauten Kommunen zusammen.

    Eine dieser Kommunen wohnt seit 2000 im Gut Klosterzimmern im Kreis Donau-Ries.

    Die Mitglieder der „Zwölf Stämme“ weigern sich, ihre Kinder in staatliche Schulen zu schicken. Die Gemeinschaft begründet dies mit ihrer Religion, macht „Gewissensgründe“ geltend. Ein Grund ist der Sexualkundeunterricht.

    "Unsere Religion hat sich nicht in den Staat einzumischen und umgekehrt sollte sich der Staat nicht in unsere Religion einmischen", ist eine weitere Aussage der "Zwölf Stämme" .

    Ab 2006 unterrichteten die Zwölf Stämme in Klosterzimmern ihre Kinder in einer Privatschule.

    Wegen des Verdachts, sie würden ihre Kinder züchtigen, haben die "Zwölf Stämme" immer wieder Ärger mit Polizei und Justiz. Die Mitglieder bestreiten die Vorwürfe.

    Als 2013 ein Video auftaucht, auf dem festgehalten ist, wie Mitglieder ihre Kinder mit Ruten schlagen, holen Polizisten alle 40 Kinder der Sekte ab und bringen sie in Pflegefamilien unter.

    Im September 2015 kündigen die "Zwölf Stämme" an Deutschland zu verlassen und nach Tschechien zu ziehen. Die Sekte hofft, dort ihren Glauben frei ausleben zu können.

    Der vorläufige Sorgerechtsentzug für die Eltern der umstrittenen Religionsgemeinschaft "Zwölf Stämme" beschäftigt nun das Nürnberger Oberlandesgericht. Vier Elternpaare hätten gegen die Entscheidung des Amtsgerichts Ansbach Beschwerde eingelegt, teilte Amtsgerichtsdirektorin Gudrun Lehnberger am Donnerstag mit.

    Zwölf Stämme: Großteil der Fälle beim Amtsgericht Nördlingen

    Die Polizei hatte im September wegen Prügelvorwürfen Kinder aus den Gemeinschaften der "Zwölf Stämme" in Deiningen und in Wörnitz geholt. 39 Kinder sind noch bei Pflegefamilien. Die Gruppe hatte mehrfach eingeräumt, dass sie ihre Kinder züchtigt. Dies hatte zuletzt auch ein RTL-Fernsehreporter dokumentiert. Der Großteil der Verfahren wird beim Amtsgericht in Nördlingen geführt, dort hat der Familienrichter bislang nicht entschieden. (dpa/AZ)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden