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3D-Drucker: Die halbe Welt aus einem Drucker

3D-Drucker

Die halbe Welt aus einem Drucker

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    Die halbe Welt aus einem Drucker
    Die halbe Welt aus einem Drucker

    Manchmal überholt die Technik sogar die kühnsten Fantasien; und kaum einer merkt es. Oder kann sich der Laie ernsthaft vorstellen, dass Kinderspielzeuge, ganze Häuser oder menschliche Organe aus dem Drucker kommen? Und zwar nicht wie gewohnt auf Papier, sondern dreidimensional, eine Fleisch und Materie gewordene Vision?

    Was wie Science Fiction klingt, ist längst Realität. Schon heute erschaffen 3D-Drucker ein bisschen die Welt von morgen. Am weitesten ist die Medizin. Schweizer Kinderärzte arbeiten nach einem Bericht der Neuen Zürcher Zeitung daran, mit Hilfe eines 3D-Druckers „echte“ Haut auszudrucken, die verletze oder verbrannte Partien ersetzen soll. Die „Tinte“ besteht hier aus körpereigenen Zellen.

    In Zukunft sogar menschliche Organe aus dem Drucker?

    Auf ähnlicher Basis versuchen US-Mediziner sogar, eine Niere zu erschaffen, die erst ausgedruckt und dann transplantiert werden soll, wie der Focus berichtet. Eine japanische Firma hat mit dem 3D-Druck ein florierendes Geschäftsmodell geschaffen. Die Asiaten benutzen Ultraschallaufnahmen aus dem Bauch von Schwangeren, um eine 3D-Skulptur des ungeborenen Kindes herzustellen. Der Plastik-Fötus wird angeblich mit großem Erfolg an die werdenden Eltern verkauft.

    Schottische Experten forschen an einem Druckverfahren, das auf embryonale Stammzellen zurückgreift. Damit könnte man eines Tages vielleicht ganze Organe nachbauen – und noch mehr. Für die einen ist das Doktor Frankenstein, für die anderen ein epochaler Fortschritt in der Medizin.

    Doch der 3D-Druck prägt auch andere Wirtschaftsbereiche – etwa die Automobilindustrie. Besonders spannend hier ein Projekt des in Augsburg und Friedberg ansässigen 3D-Druck-Spezialisten Voxeljet: Das Unternehmen kooperiert mit einem britischen Ausrüster für Filmrequisiten. Für den neuesten James-Bond-Streifen „Skyfall“ fertigte Voxeljet ein Modell des Aston Martin DB5. Der Geheimagent seiner Majestät pilotiert in dem Film ein Auto, das in Teilen in Friedberg ausgedruckt wurde.

    Smartphone, Stehlampe oder Motorrad-Ersatzteil aus dem 3D-Drucker

    Die ungeahnten Möglichkeiten wecken auch unter Otto Normalverbrauchern Begehrlichkeiten. Voxeljet-Geschäftsführer Ingo Ederer glaubt, dass schon bald in fast jedem technikaffinen Haushalt ein 3D-Drucker stehen könnte. „Da entsteht eine Eigendynamik“, sagt er. Zwar fehle es momentan noch an der ultimativen Anwendung. „Aber vor fünf Jahren hätte auch kaum jemand gedacht, dass heute jeder ein Smartphone braucht.“ Also warum nicht eine neue Stehlampe, ein Motorrad-Ersatzteil oder ein Kleidungsstück einfach selbst dreidimensional ausdrucken? Während der Fashion Week für Haute Couture in Paris hatte die niederländische Designerin Iris van Herpen erstmals ein Outfit präsentiert, das von einem 3D-Drucker „genäht“ worden war.

    Bei aller Faszination warnen Experten vor möglichen Schattenseiten des Verfahrens. So könnte es in Zukunft für jedermann spielend leicht möglich sein, Plagiate von Markenprodukten herzustellen. „Sie fotografieren einen Gegenstand mit dem iPhone, generieren eine 3D-Darstellung – und drucken sich das Teil dann zu Hause einfach aus“, sagt Voxeljet-Chef Ederer.

    Die große Gefahr: Auch Waffen können zu Hause gedruckt werden

    Er sieht auch Risiken für das gute Geschäft mit Ersatzteilen. „Den kaputten Schalter an der Waschmaschine müssen Sie dann nicht mehr kaufen. Sie produzieren ihn einfach selbst.“ Das ist schön für die Verbraucher, aber einigermaßen bedrohlich für die Industrie.

    Auch aus einer ganz anderen Richtung könnten Gefahren entstehen. Als ein US-Student Anfang Mai Baupläne für eine scharfe, potenziell tödliche Schusswaffe im Internet veröffentlichte, schlugen die Sicherheitsbehörden Alarm: Die Pistole Marke Eigenbau hätte mit nahezu jedem handelsüblichen 3D-Gerät ausgedruckt werden können. Plastik-Waffen spüren herkömmliche Sicherheitssysteme etwa an Flughäfen nur selten auf. Die Pläne sind inzwischen aus dem Netz verschwunden, werden aber wohl unter der Hand weiter verbreitet. „Schade, dass das jetzt so hochkommt“, sagt Ederer zu dem Vorfall, „aber im Prinzip können Sie Waffen mit jeder Fertigungstechnik herstellen“.

    Friedberger Firma hat den weltgrößten 3D-Drucker

    Für den Voxeljet-Geschäftsführer überwiegen die Vorteile klar. Je schneller und komfortabler die Technik wird, desto größer ihr Einsatzbereich, so Ederer. Man beschränkt sich längst nicht mehr allein auf Prototypen, sondern produziert mehr und mehr in der Breite. Optimisten sprechen bereits von einer neuen industriellen Revolution.

    Voxeljet besitzt den nach eigenen Angaben größten 3D-Drucker der Welt. Das Monstrum kann Teile ausspucken, die den Abmessungen eines Kleinwagens entsprechen. Die Automobilindustrie mit ihrem hohen Bedarf an Prototypen bleibt ein Treiber der Technik. Zuletzt häufen sich bei Voxeljet aber auch die Anfragen aus den Bereichen Architektur und Kunst. In Friedberg wurde jetzt ein exaktes Abbild des Portals des Berliner Stadtschlosses dreidimensional nachgedruckt – in Originalgröße.

    Wertvolle Tipps und Technikwissen zu 3D-Druckern gibt es hier.

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