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Attentäter von Toulouse: Bruder ist stolz auf Serienkiller

Attentäter von Toulouse

Bruder ist stolz auf Serienkiller

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    Mit Blumen und Kerzen wird vor der Ozar Hatorah-Schule an die Opfer gedacht.
    Mit Blumen und Kerzen wird vor der Ozar Hatorah-Schule an die Opfer gedacht. Foto: Caroline Blumberg, dpa

    Frankreich ist noch geschockt von den Taten des Serienkillers von Toulouse, da rühmt sich dessen Bruder mit den Morden. Der ältere Bruder von Mohamed  Merah hat nach Informationen aus Polizeikreisen während seiner Vernehmung ausgesagt, er sei "stolz" auf die Taten seines Bruders. Abdelkader Merah sei zudem beim Diebstahl des Motorrollers  anwesend gewesen, mit dem sein Bruder unterwegs war, als er sieben Menschen erschoss, hieß es am Samstag in Paris. Die Mutter des  Attentäters dagegen hat nach Angaben ihres Anwalts Schuldgefühle.

    Bruder mit Freundin in Polizeigewahrsam

    Abdelkader Merah und seine Lebensgefährtin waren am Mittwoch in  ihrem Haus südlich von Toulouse festgenommen worden. Sie befinden sich noch bis Sonntag in Polizeigewahrsam. Dann endet die 96-stündige Frist, nach der Verdächtige in Terrorfällen angeklagt  oder freigelassen werden müssen. Am Samstag wurden sie aus Toulouse  in die für den Anti-Terror-Kampf zuständige Unterdirektion der  Polizei am Rande von Paris gebracht, da die Pariser Staatsanwaltschaft für den Fall zuständig ist.

    Serienkiller hinterlässt blutige Spur in Südfrankreich

    11. März: Ein Unbekannter auf einem Motorroller tötet in Toulouse einen Soldaten mit einem Kopfschuss. Das 30 Jahre alte Opfer mit nordafrikanischen Wurzeln saß nach Medienberichten in Zivilkleidung auf seinem privaten Motorrad. Der Täter soll mit ihm per E-Mail einen Treffpunkt vereinbart haben, angeblich um das Motorrad zu kaufen.

    15. März: Im südwestfranzösischen Ort Montauban werden zwei Soldaten vor einem Geldautomaten erschossen. Ein dritter wird schwer verletzt. Zwei haben Wurzeln in Nordafrika, der dritte stammt aus der Karibik. Die Soldaten waren unbewaffnet. Überwachungskameras zeigen einen schwarz gekleideten Motorroller-Fahrer, der einen Helm mit getöntem Visier trägt.

    19. März: Vor einer jüdischen Schule in Toulouse werden ein 30-jähriger Lehrer und Rabbiner, dessen zwei Söhne sowie ein Mädchen erschossen. Augenzeugen berichten, der Täter habe mit einer Minikamera gefilmt und sei auf einem Motorroller geflohen. Die Regierung ruft die höchste Terror-Alarmstufe für die Region aus

    20. März: In einer Schweigeminute wird an allen französischen Schulen der Opfer gedacht. Die französische Justiz stuft die Anschläge als Terrorakte ein. Am Abend werden die Leichen der drei Schüler und des Lehrers nach Israel geflogen.

    21. März: In Toulouse stellt die Polizei einen 24-jährigen Verdächtigen, der sich in einem Mehrfamilienhaus verschanzt und um sich schießt. Er sei der Täter, sagt Innenminister Claude Guéant.

    In Jerusalem werden die getöteten Kinder und ihr Lehrer beerdigt. Auf einem Militärstützpunkt in Montauban war am Nachmittag eine Trauerfeier für die drei ermordeten Soldaten geplant, an der auch Präsident Nicolas Sarkozy teilnehmen wollte.

    Der Anwalt der Mutter des Attentäters sagte, seine Mandantin kämpfe mit Schuldgefühlen. Zoulhika Aziri frage sich, ob sie die  Taten ihres 23-jährigen Sohns hätte verhindern können, sagte  Jean-Yves Gougnaud. Seine Klientin sei wütend auf ihren Sohn und  frage sich, warum er ihr dies angetan habe. Sie habe zudem Angst vor Racheakten und wolle deshalb im Moment nicht nach Hause zurückkehren. Aziri war am Freitagabend wieder auf freien Fuß  gesetzt worden.

    Ihre beiden Söhne sollen in Toulouse einer salafistischen  Gemeinde angehört haben. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft war der 29-jährige Abdelkader im Jahr 2007 in einer Gruppe verwickelt, die islamistische Freiwillige zum Kampf in den Irak schleuste.  Damals waren in Syrien zwei Männer festgenommen worden, als sie  gerade in den Irak reisen wollten. Einer der beiden Männer, der später zu fünf Jahren Haft verurteilt wurde, war der Sohn des Lebensgefährten von Aziri.

    Onkel des Toulouse-Attentäters: "Er war schon immer labil"

    Auch der Onkels des Attentäters meldete sich nun zu Wort. Er sagte, dass sein Neffe schon immer eine instabile Persönlichkeit besessen habe. Allerdings habe sich nicht vorstellen können, dass sein Neffe für diese "barbarischen" Angriffe verantwortlich sei, sagte Ahmed A. dem französischen Nachrichtenmagazin Le Point.

    Der Bruder der Mutter Merahs sprach den Opfern sein Beileid aus. Religion habe mit den Attacken nichts zu tun gehabt, sagte er. Merah habe sich da ganz allein hineingesteigert. "Er war schon immer labil."

    Als er hörte, der Mörder greife Nordafrikaner und Juden an, habe er Angst gehabt. "Ich dachte, ich könnte der nächste sein", sagte der Onkel. "Ich hätte niemals gedacht, dass Mohamed der Serienmörder ist." Ahmed A. fügte hinzu, er habe die Identität des Verdächtigen aus dem Fernsehen erfahren.

    Hatte der Attentäter von Toulouse Unterstützer?

    Mohamed Merah war während seiner Taten allein, doch besteht der  Verdacht, dass er Unterstützung von anderen erhielt. Insbesondere  soll er deutlich über seinen bescheidenen finanziellen Mitteln gelebt haben. Merah soll zwischen dem 11. und dem 19. März in  Toulouse und Montauban drei Soldaten sowie vor einer jüdischen  Schule einen Rabbiner und drei jüdische Kinder erschossen haben. Er  wurde am Donnerstag nach 32-stündiger Belagerung seiner Wohnung von  der Polizei erschossen.

    Angesichts der Kritik an der Arbeit der Polizei traf sich Präsident  Nicolas Sarkozy am Samstag im Elyséepalast mit den Leitern mehrerer  Polizeibehörden sowie mehreren Regierungsmitgliedern, um Fragen der Sicherheit zu besprechen. In der südlichen Region Midi-Pyrénées  wurde derweil die höchste Alarmstufe wieder aufgehoben, die am  Montag nach dem Angriff auf die jüdische Schule in Toulouse  verhängt worden war.

    Innenminister Claude Guéant wies derweil erneut Kritik an den Sicherheitskräften zurück. Die Arbeit der Polizei in Frage zu  stellen sei "inakzeptabel", sagte er der Zeitung Figaro. Es sei  das erste Mal, dass Frankreich mit einer derartigen Tat  konfrontiert sei, "die sehr schwierig vorherzusehen ist, da sie  individuell ist". Seit 1996 habe es in Frankreich kein Attentat  mehr gegeben, sagte Guéant. "In Frankreich verhaftet man keine  Leute wegen Meinungsdelikten. Er konnte nicht bloß festgenommen werden, weil er mit Salafisten Umgang hatte." Weder Merah noch sein  Umfeld seien gefährlich erschienen, betonte der Innenminister. AZ/afp/dpa

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