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Verkehr: Handys am Steuer sind auch in der Region ein Problem

Verkehr

Handys am Steuer sind auch in der Region ein Problem

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    Leider kein seltener Anblick: Mal eben während der Fahrt das Handy gezückt, um eine Nachricht zu lesen oder zu tippen.
    Leider kein seltener Anblick: Mal eben während der Fahrt das Handy gezückt, um eine Nachricht zu lesen oder zu tippen. Foto: Sebastian Gollnow (dpa)

    Bestimmt hat sich jeder schon einmal dabei ertappt, wie er während des Autofahrens einen Blick auf das Smartphone wirft, vielleicht sogar Nachrichten liest und tippt.

    Laut dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) ist den meisten Autofahrern die Gefahr der Handynutzung am Steuer sogar bewusst. Sie sind jedoch der Meinung, diese beherrschen zu können.

    Das Handy am Steuer ist ein wachsendes Phänomen. Besonders durch Ablenkung und Unachtsamkeit steige das Unfallrisiko - doch das nachzuweisen ist schwer.

    Auch in der Region sind ähnliche Trends zu erkennen. Siegfried Hartmann vom Polizeipräsidium Schwaben Nord verdeutlicht: "Verkehrsverstöße sind generell überwiegend sogenannte Kontrolldelikte. Gerade bei Handyverstößen ist von einem hohen Dunkelfeld auszugehen. Ein Grund hierfür dürfte sein, dass viele Autofahrer davon ausgehen gar nicht erwischt zu werden und das hohe Unfallrisiko wird offenbar einfach ignoriert."

    Die Handyverstöße werden immer mehr

    2015 lag die Zahl der Handyverstöße im Bereich Schwaben Nord bei 5373 Fällen, im vergangenen Jahr schon bei 6054. Hartmann geht davon aus, dass diese Zahl auch weiter steigen wird. "Früher waren Mobiltelefone in erster Linie zum Telefonieren gedacht, heute übernimmt das Smartphone immer mehr die Organisation und Steuerung des Tagesablaufs. So ist es für viele üblich und - zumindest gefühlt - notwendig, permanent und überall mobil erreichbar zu sein – und das leider auch im Straßenverkehr."

    Auch Christian Eckel vom Polizeipräsidium Schwaben Süd/West erklärt: "Oft muss als Unfallursache unbekannt angegeben werden, weil nur gemutmaßt werden kann, dass ein Handy während der Fahrt verwendet wurde." Außerdem müsse berücksichtigt werden, dass neben dem Smartphone auch sämtliche andere multimediale Anwendungen, wie Navi oder Radio, den Fahrer ablenken und zu einem Unfall führen können. Im Bereich Schwaben Süd/West sind im vorletzten Jahr 5525 Handyverstöße verzeichnet worden, 2016 waren es mit 5319 sogar knapp 200 weniger.

    Die beiden Polizeibeamten sind sich jedenfalls einig, dass die Dunkelziffer der Handyverstöße und damit einhergehenden Unfälle sehr hoch und stetig wachsend ist. Veröffentlichte Polizeistudien zum Thema "Smartphone als Unfallursache" gibt es, laut Angabe der Pressesprecher, bislang nicht - somit auch keine vergleichbaren und statistisch eindeutig belastbaren Zahlen.

    Laut ADAC-Pressesprecher Andreas Hölzel ist eines der Hauptprobleme, dass Autofahren für viele Routine ist - besonders wenn die Strecke vertraut scheint. Aus Langeweile oder Neugier wird immer wieder aufs Smartphone geschaut. Doch vielen Autofahrern scheint die Gefahr vom Handy am Steuer nicht wirklich bewusst zu sein. "Schätzungsweise kommt etwa jedes zehnte Opfer im Straßenverkehr aufgrund von Unachtsamkeit oder Ablenkung zu Schaden", weiß Hölzel.

    Siegfried Hartmann führt folgendes Beispiel an: "Wer als Fahrer seines Pkw bei Tempo 50 zwei Sekunden auf sein Smartphone schaut, um beispielsweise eine neue Mitteilung zu lesen, legt in dieser Zeit eine Strecke von 28 Metern „im Blindflug“ zurück. Im dichten Stadtverkehr unserer Zeit kann sich auf den 28 Metern sehr viel Unerwartetes auf der Straße vor ihrem Fahrzeug ereignen. Für ein spielendes Kind, einen Fußgänger oder einen Radfahrer können diese zwei Sekunden „Blindflug“ über Leben und Tod entscheiden."

    Verkehrsgerichtstag Goslar: Gibt es bald härtere Sanktionen?

    "Unfallursache Smartphone" ist auch beim 55. Deutschen Verkehrsgerichtstag in dieser Woche in Goslar ein zentrales Thema. Unter anderem soll über die Effektivität und Erweiterung der derzeitigen Sanktionen diskutiert werden. Experten fordern härtere Konsequenzen: Verhängung eines Fahrverbots im Wiederholungsfalls, Einbehalten und Auslesen von Smartphones nach Unfällen und intensive Präventionsarbeit - vor allem bei Fahranfängern.

    So verhalten sich Autofahrer im Stau richtig

    Für Einsatzwagen müssen Fahrer eine Rettungsgasse frei machen. Andernfalls wird ein Bußgeld von 20 Euro fällig.

    Ohne Freisprecheinrichtung dürfen Fahrer nicht zum Handy greifen - das gilt auch im Stillstand solange der Motor läuft. Sonst drohen 60 Euro Bußgeld und ein Punkt in Flensburg.

    Das Betreten der Fahrbahn ist verboten. Es ist nur im Notfall zum Sichern einer Unfallstelle erlaubt - nicht aber, um etwa eine Notdurft zu verrichten oder ein Kind zu wickeln. Hierfür wird ein Bußgeld von 10 Euro fällig.

    Stehen Fahrzeuge auf der linken Spur oder fahren nicht schneller als 60 km/h, dürfen andere auch rechts überholen. Allerdings dürfen sie höchstens 20 km/h schneller sein als die Autos links von ihnen. Stehen die Autos, darf man mit höchstens 20 km/h rechts vorbeifahren. Ansonsten drohen 100 Euro Strafe und ein Punkt in Flensburg.

    Motorradfahrer dürfen sich nicht zwischen den Autos vorarbeiten. Sie müssen mit 100 Euro Strafe und einem Punkt rechnen.

    Tabu ist es, am Stau vorbei auf dem Seitenstreifen zur nächsten Ausfahrt oder zum nächsten Parkplatz zu fahren. Hier riskieren Fahrer 75 Euro Bußgeld und einen Punkt in Flensburg. dpa

    Andreas Hölzel vom ADAC räumt mit einem Vorurteil auf: "Es sind nicht pauschal junge Autofahrer, die immer wieder zum Smartphone greifen. Das Phänomen zieht sich querbett durch die Bevölkerung, unabhängig von Alter und Geschlecht."

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